Zehn gute Gründe, zur Gemeinde zu gehen

Es ist sehr populär geworden zu sagen: „Wir gehen nicht zur Gemeinde, wir sind die Gemeinde.“

Der letzten Hälfte des Satzes stimme ich voll und ganz zu. Natürlich sind wir die Gemeinde. Die Gemeinde besteht, bestand und wird immer aus Menschen bestehen. Nicht aus Gebäuden, nicht aus Glaubensbekenntnissen, nicht aus Denominationen, nicht aus Institutionen.

„Die Gemeinde“ – das sind Menschen. Wir. Sind. Gemeinde.

Aber ich bin mit der ersten Hälfte des Spruches genauso wenig einverstanden wie ich der zweiten Hälfte zustimme.

Gemeinde ist auch etwas, zu dem ich gehe. Nicht ein Ort, sondern ein Zusammenkommen, eine Versammlung. Etwas, das die Prioritäten und den Rhythmus meines Lebens beeinflusst, ja, sogar verankert.

Das Hingehen ist genauso wichtig wie das Sein. Das eine macht das andere sogar noch besser. Ich kann mir nicht vorstellen, wie das Element des Seins in meinem Glauben stark bleiben könnte, wenn das Gehen nachlassen würde. Und ich würde nicht weiter gehen wollen, wenn es mir nicht helfen würde, im Sein besser zu werden. Eins folgt aus dem anderen.

Das Gehen und das Sein stehen nicht im Widerspruch zueinander. Es ist irreführend und nicht hilfreich, sie gegeneinander auszuspielen.

Das Sein braucht das Gehen

Wenn es uns ernst damit ist, Gemeinde zu sein, sollten wir uns auch leidenschaftlich für die fundamentale Notwendigkeit des Gehens einsetzen. Wenn wir das eine ohne das andere tun, nehmen wir beides nicht sonderlich ernst.

Zur Gemeinde gehen, ohne Gemeinde zu sein? Das ist im besten Fall leeres Getue. Oft ist es ein heuchlerisches Spiel um Macht.

Gemeinde sein, ohne zur Gemeinde zu gehen? Fehlendes Gehen wird den Wert des Seins stetig untergraben.

Das gilt unabhängig davon, wie reif oder unreif du im Glauben bist.

  • Suchende müssen zur Gemeinde gehen, um Fragen zu stellen und Unterweisung zu erhalten.
  • Unreife Gläubige brauchen es, um reifer und stärker im Glauben zu werden.
  • Reife Gläubige brauchen es, weil es ein wesentlicher Teil unseres Glaubens ist, andere in ihrem Glaubensleben zu begleiten.

Als ein (relativ) reifer Gläubiger weiß ich jetzt mehr denn je, dass ich es brauche, zur Gemeinde zu gehen. Ich nenne euch zehn Gründe, die mir in letzter Zeit besonders wichtig geworden sind:

1. Um Gottes Gebot zu befolgen

Ganz viele der Gebote Christi können nicht befolgt werden, wenn wir nicht zusammenkommen. Für das Brotbrechen, für die Taufe, das gemeinsame Gebet und vieles mehr ist das „Hingehen“ unverzichtbar.

2. Um mich in der Anbetung wieder auf Gott auszurichten

Etwas Außergewöhnliches passiert, wenn die einzelnen Glieder des Leibes Christi zusammenkommen, um ihn anzubeten.

Ich kann Jesus natürlich an allen Orten und zu allen Zeiten anbeten und tue das auch, aber das Zusammenkommen des Leibes hilft mir, mich mehr auf Christus und weniger auf mich selbst zu konzentrieren. Das ist wichtig. Sehr.

3. Für die Verbundenheit mit einer örtlichen Gemeinde

Gemeinsames Singen ist wichtig. Gemeinsames Beten ist wichtig. Gemeinsam arbeiten, lernen, reden und träumen. All das ist wichtig.

4. Um dem Leib Christi zu dienen

Liebe und Dienst erfordern (räumliche) Nähe. Ja, wir können viele gute Dinge aus der Ferne tun, und ich bin dankbar für Online-Möglichkeiten für die, die sich nicht in Person treffen können.

Aber es gibt einige Formen des Dienstes aneinander, die einfach nicht möglich sind, wenn wir nicht im selben Raum zusammen sind.

5. Um zu lernen und im Glauben zu wachsen

Die versammelte Gemeinde fordert mich heraus. Die Geschwister schubsen mich. Sie irritieren mich. Sie segnen mich.

Sie zwingen mich, mit Menschen zu leben und zusammenzuarbeiten, die ich sonst meiden würde. Ich brauche das. Die anderen brauchen das. Wir brauchen das.

6. Um meinen Lebensrhythmus zu ordnen

Wenn ich den Gottesdienst auslasse, bringt das meine Woche durcheinander. Es wirkt sich negativ auf meinen Körper, meine Seele und meinen Geist aus.

Die Ankoppelung an eine örtliche Gemeinde an mindestens einem von sieben Tagen sorgt für einen Lebensrhythmus, den ich brauche.

7. Um den Sabbat zu halten

Der Sabbath besteht aus zwei wesentlichen Elementen. Eigentlich sogar drei. Ruhe und Anbetung sind die ersten beiden. Ohne Anbetung ist es nur ein freier Tag. Ohne Ruhe kann es schnell gesetzlich und anstrengend werden.

Und das dritte Element? Beständigkeit. Regelmäßigkeit. Jede Woche wiederkehrend. Wenn wir wissen, dass wir nach einem festen Zeitplan zusammenkommen, werden Anbetung und Ruhe auf gesunde Art miteinander verbunden.

8. Um geistlich geerdet zu bleiben

Wenn ich auf mich allein gestellt wäre, würde ich viel zu viel Zeit mit Lesen, Schreiben und Internet verbringen – allein.

Bald würde mein Glaubensleben einseitig. Alles nur in meinem eigenen Kopf, ohne Verbindung zur realen Welt um mich herum. Ich würde gedankliche Höhenflüge unternehmen, die sich richtig, ja sogar großartig anfühlen, aber keinen realen Wert oder Bezug zur wirklichen Welt haben.

Das Zusammensein mit Gottes Volk erdet mich, mein Leben und meine Gedanken in der wirklichen Welt, bei realen Menschen und ihren realen Bedürfnissen.

9. Um meinen Glauben mehr auf andere auszurichten

Anbetung ist sowohl eine persönliche als auch eine öffentliche Angelegenheit. Aber ein ernsthafter Blick in die Bibel zeigt, dass der öffentliche Aspekt der Anbetung viel häufiger erwähnt wird als der private, persönliche Aspekt.

Es ist nicht so, dass öffentliche Ausdrucksformen den Glauben im privaten Leben überflüssig machen. Aber dass das Zusammenkommen zur Anbetung so häufig genannt wird, zeigt, dass die gemeinschaftlichen, beziehungsorientierten Ausdrucksformen des Glaubens nicht nebensächlich, sondern zentral sind.

In weiten Teilen der westlich geprägten Gemeinde haben wir unseren Glauben in einem Maß individualisiert, das ungesund ist. Wir müssen uns vom „Ich“ zum „Wir“ bewegen.

10. Um die verfolgte Gemeinde zu ehren

Seit 2000 Jahren sind die Christen mit Verfolgung konfrontiert. Das vergisst man leicht, wenn man (wie ich) an einem Ort lebt, an dem wir nicht nur frei sind, unsere Religion auszuüben, sondern wo das Christentum die vorherrschende Religion ist. (Ja, das ist es immer noch.)

Wenn man sich die Geschichte und den aktuellen Stand der Christenverfolgung ansieht, stellt man fest, dass Christen nur selten wegen dem Inhalt ihres Glaubens verfolgt werden. Es ist schwierig bis unmöglich zu regulieren, was in einem Menschen vorgeht. Fast alle Christenverfolgungen haben sich auf zwei Verbote konzentriert: sich zum Gottesdienst zu versammeln und unseren Glauben mit anderen zu teilen.

Die meisten verfolgten Christen könnten ohne Nachteile gläubig sein, wenn sie nur eines täten – ihren Glauben für sich behalten. Aber sie gehen zur Gemeinde, auch wenn sie Verfolgung und Tod riskieren, weil sie wissen, dass Christen das Zusammenkommen brauchen.

Wenn ich zur Gemeinde gehe, ehre ich diejenigen, die ihr Leben für das Recht, sich zu versammeln, riskiert haben – und die es immer noch tun.

Was nun?

Nun, das sind einige Gedanken, die mir in der letzten Zeit kamen. Diese Liste ist nicht vollständig. Aber sie ist lang genug, um mich dazu zu bringen, lange und intensiv nachzudenken, bevor ich auch nur in Erwägung ziehe, nicht jede Woche zur Gemeinde zu gehen (auch wenn das bedeutet, dass ich wegen Krankheit, räumlicher Entfernung usw. nur virtuell teilnehme.)

Natürlich gibt es auch schlechte Gründe, die einen dazu bringen können, zur Gemeinde zu gehen. Doch das ist Stoff für einen weiteren Artikel: Zehn schlechte Gründe, zur Gemeinde zu gehen

 

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