In der Kraft des Heiligen Geistes

„Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Furchtsamkeit gegeben, sondern der Kraft und der Liebe und der Selbstbeherrschung.“ (2Tim 1,7)

„… die eine Form der Gottesfurcht haben, deren Kraft aber verleugnen….“ (2Tim 3,5)

Bei einem Besuch in einem nicht näher bezeichneten Land war der Unterstaatssekretär der U.S. Marine John W. Warner Anfang der 1970er Jahre beeindruckt von einem majestätischen Kreuzer aus dem 2. Weltkrieg, der im Hafen der Hauptstadt zu sehen war. Wie man es bei einem wichtigen Bestandteil der Verteidigung eines Landes erwarten würde, glänzten die bronzenen Geschützlafetten, der Lack strahlte und die Signalflaggen leuchteten.

Als Mr. Warner um die Erlaubnis bat, an Bord zu gehen und das Schiff zu besichtigen – eine übliche Bitte, die fast immer gewährt wird – wurde er überrascht. Der Kapitän informierte ihn nervös, dass das nicht möglich sein würde.

Später erklärte ein Adjutant Warner den Grund, warum er nicht an Bord gelassen wurde.

Das Schiff war eine Täuschung.

Einige Zeit zuvor waren die Kessel des Kreuzers explodiert und hatten entfernt werden müssen. Aus Kostengründen waren sie nicht ersetzt worden. Das Schiff hatte keinen Antrieb, keine Kraft.

Das riesige Schiff konnte sich im Hafen nur fortbewegen, indem es von Schleppern gezogen wurde – im Schutz der Dunkelheit, damit niemand sehen konnte, dass die Verteidigung des Volkes eine Illusion war.

Beeindruckend von außen. Innen leer.

Erinnert dich das an jemanden, den du kennst?

Beeindruckend, aber ohne Kraft

Wir kennen solche Kirchen und Gemeinden. Sie sind schön und imposant, sie haben viel oder wenig Mitglieder, und vielleicht gehören bekannte und wohlhabende Leute dazu. Aber sie hängen „am Schlepptau“ einiger wohlhabender Mitglieder, um sich von Jahr zu Jahr über Wasser zu halten und weiterzumachen. Ihr Kesselraum ist leer.

Von mancher Gemeinde könnte der Heilige Geist sich verabschieden („Ikabod“ – siehe 1Sam 4,21), und sie würde weitermachen wie bisher, alles tun, was sie jetzt tut, ohne Seine Abwesenheit zu bemerken, ohne Seine Gegenwart zu vermissen. Keine Anklage gegen eine Gemeinde ist so schlimm wie diese.

Wir denken an Simson. Als die Philister über den frisch geschorenen Mann herfielen, der gerade von seinem verhängnisvollen Schläfchen erwachte, lächelte er noch. „,Ich werde auch diesmal davonkommen wie bisher und mich freischütteln.‘ Er wusste aber nicht, dass der Herr nicht mehr mit ihm war.“ (Richter 16,20). Genauso gilt: Je mehr ein Christ mit der Welt flirtet, desto weniger spürt er oder sie die Gegenwart des Herrn oder die Notwendigkeit, von Ihm geführt zu werden. Wenn also „der Herr nicht mehr mit ihm ist“, ist er der Letzte, der davon erfährt.

Wahrscheinlich weiß jeder Prediger, wie es ist, ohne Kraft zu predigen. Aber wer auch nur einmal unter der Salbung des Heiligen Geistes das Wort gepredigt hat, der gibt sich in Zukunft nicht mit weniger zufrieden.

Das anhaltende Gebet von Männern und Frauen Gottes sollte sein: „Herr, füll mich mit deinem Geist!“ Dazu ist es nötig, dass wir alles Vertrauen auf uns selbst ablegen, unsere Sünden bekennen und alle Fallstricke und Bremsklötze aufgeben. „Bringt eure Leiber als lebendiges Opfer dar!“ (Röm 12,1)

„Aber ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch gekommen ist; und ihr werdet meine Zeugen sein…“ (Apg 1,8). Die Kraft liegt nicht in den Redefähigkeiten, nicht in einer starken Überzeugung, nicht in der persönlichen Hingabe. Die Kraft kommt nicht aus Bildung, Ausbildung oder Erfahrung. Sie liegt nicht darin, sein Thema zu kennen, sich mit den Zuhörern zu identifizieren oder Stimmtechniken zu beherrschen. Die Kraft ist der Heilige Geist. Gott selbst und niemand sonst.

Dr. Carl Bates, langjähriger Pastor einer Baptistengemeinde in North Carolina (USA), erzählte von einer Zeit, in der er den Himmel um die Kraft Gottes für sein Leben anflehte. Eines Tages unterbrach ihn der Herr und stellte ihm eine Frage: „Was tust du, das du nicht aus eigener Kraft erreichen kannst?“ Damit begann eine intensive Zeit der Selbstprüfung und Buße.

Von König Saul können wir etwas über die Abwesenheit von Gottes Kraft in unserem Leben lernen. Als er sich gegen den Herrn auflehnte, seine eigenen Pläne verfolgte und sich auf seine eigene Weisheit verließ, wurde er mit jedem Tag unglücklicher. Weil Gott nirgendwo mehr zu finden war, verlor der Mann buchstäblich den Verstand. Saul hatte keinen Frieden (1Sam 16), keine Kraft (1Sam 18ff) und kein Gebet mehr (1Sam 28,6.15). Das, mein Freund, ist die logische Folge der Abwesenheit des Heiligen Geistes.

Frieden, Kraft, Gebet

Die Anwesenheit von Frieden, von Kraft für den Dienst und von Gebet um Standfestigkeit hängen direkt mit der Anwesenheit des Heiligen Geistes im Leben eines Gläubigen zusammen. Jemand mag religiös sein und beeindruckend aussehen und klingen, aber wenn der Heilige Geist abwesend ist, ist er oder sie eine Täuschung.

Vielleicht sollten wir mit dem Gebet schließen, dass der Herr einen funktionierenden Kessel in unserem Leben installiert – aber diese Metapher ist vielleicht ein bisschen veraltet. Heutzutage beruht die Antriebskraft eines großen Kriegsschiffes vermutlich eher auf einer Handvoll Uran. Und ich habe keine Ahnung, wie ich das in einem Gebet ausdrücken soll! (Bitte lächeln…)

Der Weg zu Gottes Kraft ist kein Geheimnis. Er beinhaltet eine tägliche und immer wieder erneuerte Übergabe unseres Lebens an Christus. Er beinhaltet regelmäßige Hingabe an Ihn durch Bibellesen, Gebet, Sündenbekenntnis. Gott stellt einem Rebellen keine Waffen zur Verfügung, weigert sich, einem Feind Vollmacht zu geben, und widersteht dem Stolzen. Aber den Demütigen schenkt er Gnade, und diejenigen, deren Herz ganz ihm gehört, stärkt und bevollmächtigt er.

Vater, möge ich immer den Unterschied erkennen, ob ich mich aus dem Fleisch mühe oder in deinem Geist bleibe. Befreie mich davon, mich mit dem zufrieden zu geben, was ich mit meinen Gaben und Talenten erreichen kann; sie sind armselig und begrenzt. Möge ich mich für immer nach immer mehr von dir sehnen und deshalb auf meinen Knien leben und arbeiten. Mein Herz soll ganz dir gehören. Um Jesu willen.“

 

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