Gesellschaft – Orientiert in Umbrüchen

Unter dem Oberthema „Ankern“ fand vom 28.-30. Oktober 2022 der Jesus-im-Fokus-Kongress in Rennerod statt, ein Kongress für Mitarbeiter v.a. im Kinder- und Jugendbereich. Angesichts der zunehmenden Haltlosigkeit unserer Gesellschaft (die auch vor Christen nicht Halt macht) ist es geboten, sich mit den Einflüssen auseinanderzusetzen, die sie verursachen. Die vier Hauptvorträge griffen Fragen auf zu den Themen Identität in Christus (-> Standfestigkeit für den Einzelnen), Umgang mit Konflikten im Mitarbeiterteam (-> Standfestigkeit im Team), sexualethischen Umbrüchen in unserer Gesellschaft (-> Standfestigkeit in der Gesellschaft) und warum so viele junge Menschen ihren Glauben verlieren (-> Standfestigkeit in Glaubenskrisen).

Wir haben die vier Hauptvorträge zusammengefasst und empfehlen auch wärmstens, die Originale nachzuhören 🙂

Den dritten Vortrag hielt Prof. Dr. Christoph Raedel (Professor für Systematische Theologie an der Freien Theologischen Hochschule Gießen und Direktor des Instituts für Ethik & Werte) über das Thema:

Gesellschaft – Orientiert in Umbrüchen

In unserem Umfeld und in den Medien erleben wir täglich Beispiele, die zeigen, dass die sexuelle Revolution vorbei ist. Unmoral ist völlig normal geworden. Warum müssen wir darüber sprechen? – Weil wir für unsere Kinder und Jugendlichen verantwortlich sind!

1. Warum ist es wichtig, dass wir uns als Christen mit dem Thema „Gender“ beschäftigen?

Auch unsere Gemeinden werden von der Gesellschaft geprägt, besonders die jungen Menschen:

  • Medien spielen eine große Rolle in unser aller Leben. Sie prägen Meinungen durch (1) gutes Storytelling (Geschichten sind wirksamer als Belehrungen, weil sie Emotionen berühren) und (2) geschicktes Framing (In welches Licht werden die gestellt, die nicht einverstanden sind? Christen bekommen ein negatives Framing als intolerant, da Journalisten ganz überwiegend links orientiert sind). Das hat Wirkung, besonders auf die jungen Leute. Abschottung funktioniert nicht, weil Medien alles durchdringen.
  • Das Bildungssystem hat diese Weltsicht schon implementiert und setzt Zeichen – die Bildungspläne der Schule haben sexuelle Vielfalt schon inkorporiert (eine Diskussion darum gab es nur in Baden-Württemberg). Universitäten verlangen gender-Schreibweise; sie wird nicht mehr diskutiert. Unternehmen versuchen sich als LGTBQIA+-freundlich zu zeigen (bei Amazon z.B. auf Kosten von Gewerkschaften und Betriebsräten).
  • Freunde sind für junge Leute sehr wichtig – Zugehörigkeit zu einer Gruppe. „Wo gehöre ich hin? Wo darf ich sein? Wo werde ich angenommen, wie ich bin? Wo kann ich einen Unterschied machen, mich für Gutes einsetzen?“ Diese Fragen beantwortet die LGBT+-Bewegung. Dabei spielt die ganz natürliche Abgrenzung von der Elterngeneration mit!

2. Woher kommen die riesigen Umbrüche?

„Was in den 60er Jahren als sinnvolle Auseinandersetzung mit der Diskriminierung von Minderheiten begonnen hat, endet heute als pauschale Dämonisierung und Stigmatisierung von Andersdenkenden“ (Jörg Schönbohm).

Jogyakarta-Prinzipien von 2007/2017: „Menschenrechte sind Minderheitenrechte“. Sexuelle Identität ist unabhängig vom biologischen Geschlecht und muss bedingungslos von anderen akzeptiert werden. Jeder hat das Recht eine Familie zu gründen („Familie“ wird dabei NICHT traditionell verstanden!). Diese Prinzipien wurden nie formell als Gesetze verabschiedet, aber als „Soft Laws“ wirken sie auf das Denken der gesamten westlichen Welt ein.

Wir leben in einer Kultur des „expressiven Individualismus“. Du darfst (bzw. du musst) selbst entscheiden, was du mit deinem Leben machst. Was dir gut tut, kannst du selbst entscheiden. Man nimmt Abschied von traditionellen Zugehörigkeiten. Zwei Kriterien sind unserer Gesellschaft wichtig: Autonomie und Authentizität (alles, was recht ist; alles, was echt ist). „Was ich empfinde, möchte ich ausleben.“ Dabei hat das sexuelle Empfinden absoluten Vorrang. Alles, was Menschen daran hindert, ihre sexuellen Empfindungen auszudrücken, wird als Unterdrückung interpretiert. Die Unterscheidung zwischen dem Menschen und dem, was er tut, wird nicht mehr verstanden. Kritik an den Taten wird als Kritik an der Person verstanden.

3. Wie können wir als Christen, als Mitarbeiter, gut damit umgehen?

Wie können wir in diese Kultur hinein ein Licht sein? – „Die Wahrheit wird euch freimachen!“

(a.) Das Bild von der gesellschaftlichen Wirklichkeit zurechtrücken: Ein Arbeitsblatt aus der Schule zeigt 6-Familienhaus mit 6 verschiedenen Familienformen. Tatsächlich aber gab es 2018 in Deutschland 17,6 Mio Ehepaare und ca. 130.000 gleichgeschlechtliche Paare. Familienformen: Ehepaare mit Kind 70%, unverheiratete Paare 11%, Alleinerziehende mit Kind 19%; Regenbogenfamilien fallen statistisch tatsächlich nicht ins Gewicht. Die Darstellung der Medien, Regenbogenfamilien seien gängige Praxis, entspricht nicht der Wahrheit!

(b.) Die Wünsche der Jugendlichen kennen: „Das Leben in vollen Zügen genießen“ (4 von 5). 2/3 wollen eigene Kinder haben – im „modernisierten Ernährermodell“, d.h. die Frau arbeitet auch, aber weniger.

(c.) Theologisch begründet urteilen lernen:

  • Urteilsleitend ist die stärkste Story aller Zeiten: Schöpfung, Sündenfall, Erlösung. Es ist die Geschichte der Liebe Gottes!
  • Gott schafft den Menschen als Mann und Frau in sein Ebenbild. Nur zwischen Mann und Frau ist es möglich, „ein Fleisch“ zu werden. Ehe hat drei Elemente: Leibliche Komplementarität, absolute Treue der Partner, Versprechen auf Lebenszeit. Diese drei Punkte müssen zusammenbleiben! – Ehe ist so wichtig, weil sie ein Bild ist für den Bund Gottes mit Israel.
  • Der Sündenfall hat Gottes gute Gedanken verzerrt; sexuelle Empfindungen sind kein verlässlicher moralischer Kompass mehr.
  • Jesus als Lediger sprengte die Grenzen und Werte der damaligen und heutigen Zeit und zeigt neue Werte auf. Der durch Jesus Erlöste hat eine neue Zugehörigkeit, unabhängig von Rasse, Geschlecht etc.! Dem Gekreuzigten nachzufolgen bringt Heil und Segen, ist aber auch mit Entsagung verbunden. Jesus nimmt uns nicht alle Lasten ab – aber er stärkt die Schultern, wenn wir das Kreuz tragen.
  • Immer mehr Christen nehmen den Bereich der Sexualität aus der Hingabe raus – „Ich hab das mit Jesus direkt geklärt; das ist okay für ihn“. ABER: „Es gibt keine Privatabsprachen mit Gott hinter dem Rücken der Apostel und Propheten“ (Rolf Hille). Wir haben den Willen Gottes offenbart bekommen in den Schriften der Apostel und Propheten!

4. Zum Schluss…

  • Vertraut darauf, dass Gottes Wort Prägekraft hat.
  • Baut Beziehungen, das ist das wirksamste Medium, junge Menschen zu prägen.
  • Seid mutig und unverzagt, auch wenn der Gegenwind stärker wird, denn: „Die Herren dieser Welt gehen, unser Herr aber kommt!“


Beginn der Predigt bei Minute 31:35

„Die Herren dieser Welt gehen – unser Herr kommt!“
(Gustav Heinemann)

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