Bewährtes weiter entwickeln

Viele Gemeinden haben langjährige Erfahrungen mit der Vorbereitung von
Evangelisationsveranstaltungen. Oft holen sie bestehende Konzepte aus der Schublade und arbeiten sich an diesen entlang. Manchmal mit großem Elan und großer Hingabe. Manchmal eher aus Pflichtgefühl und mit wenig Erfolgserwartung.

Da jede Evangelisationssituation je nach Zielgruppen – und auch Orts- und Gemeinde-Situation – unterschiedlich ist, soll dieser Praxisartikel dazu anregen, jede Evangelisationsveranstaltung individuell vorzubereiten, geistlich und organisatorisch. Sie erhalten Anregungen zum Nachdenken, zum Beten und zur Besprechung in Ihrem Team. Manches mag eine Hilfe sein. Anderes passt vielleicht gar nicht zu Ihnen oder gehört schon zu Ihren Standards. Nehmen Sie, was eine Hilfe für Sie ist und verwerfen Sie die anderen Punkte.

Eine Evangelisation ist immer auch (Mehr-) Arbeit und kostet Kraft. Unsere Anregungen möchten nicht zu einem „immer mehr“ antreiben. Manches sollte vielleicht anders gemacht werden. Dabei geht es immer wieder um die Konzentration auf das Wesentliche und das Weglassen von nicht (mehr) Nötigem.

Die Zusammenarbeit mit anderen Gemeinden

„Aber nicht für diese allein bitte ich, sondern auch für die, welche durch ihr Wort an mich glauben, damit sie alle eins seien, wie du, Vater, in mir und ich in dir, dass auch sie in uns eins seien, damit die Welt glaube, dass du mich gesandt hast.“ (Joh 17,20-21)

Jesus bittet im Gebet um die Einheit der Christen. Als Jesus-Nachfolger ist es daher für uns gesetzt, an der Einheit der Christen mitzuwirken. Nicht nur im Gebet, sondern ganz praktisch im Alltag und auch bei Projekten wie einer Evangelisation.

Überlegen Sie, welche unterschiedlichen Lehrmeinungen Sie für ein gemeinsames Evangelisationsvorhaben zurückstellen können und welche Sie auch aus der Verkündigung herauslassen. Von Beginn an hat proChrist beispielsweise die Frage der Erwachsenen- oder Säuglingstaufe aus der Evangelisation herausgelassen und damit im Sinne der o.g. biblischen Verheißung eine breitere Allianz an beteiligten Gemeinden erreicht.

Lassen Sie uns die Mehrarbeit einer größeren Organisationsstruktur nicht scheuen, weil Jesus eine Verheißung an die Einheit geknüpft hat: „…damit die Welt glaube, dass du mich gesandt hast“.

Zusätzlich erreichen wir durch eine starke Allianz von einladenden Gemeinden und Christen selbstverständlich eine höhere öffentliche Wirksamkeit. Denn Veranstaltungsevangelisation geschieht immer öffentlich, um die Botschaft dann persönlich zu hören.

Diejenigen, die wir einladen, sind meist nicht christlich sozialisiert

Evangelisation kann nur noch selten an eine christliche Sozialisierung anknüpfen. Christliche Schlagworte und Riten finden oft keine Resonanz mehr. Riten werden nicht mehr verstanden und oft gibt es sogar große Vorbehalte gegenüber dem Christentum und den Christen. Christsein ist im Kopf derer, die wir erreichen möchten, oft mit Wissenschaftsfeindlichkeit, Kindesmissbrauch, Schwulenhass, Rückständigkeit und Lebensferne verknüpft.

Lassen Sie uns eine Sprache und Veranstaltungsform finden, mit der wir unsere Gäste erreichen.

Lassen Sie uns unsere Gäste respektieren, hinhören und ihre Kritik und Fragen beantworten und Buße tun, wo es angebracht ist.

Evangelisation hat viele Formen

Viele verbinden mit Evangelisation eine bestimmte Veranstaltungsform: Chor, Anspiel, Predigt und Aufruf zum Kreuz. Dies ist nicht falsch, aber Evangelisation ist vor allem: die Verkündigung des Evangeliums an Nicht-Gläubige. Mit diesem Inhalt kann man ganz viele Veranstaltungsformen denken.

Lassen Sie uns überlegen, welche Form der Evangelisation für unsere Gäste passt.

Lassen Sie uns überlegen, zu welcher Form der Evangelisation wir freudig einladen.

Die Erwartung der Christen entscheidet darüber, ob sie Bekannte einladen

Es ist nicht selbstverständlich, dass die Gemeindeglieder einladen und schon gar nicht, dass sie engagiert einladen. Unsere Statistik zeigt, dass nur 50% der engagierten Mitarbeiter überhaupt zu „ihrer“ selbst organsierten Evangelisationsveranstaltung einladen. Gar nicht zu sprechen von den weniger engagierten Gemeindegliedern. Nur den (frommen) Druck zu erhöhen und zu argumentieren, dass es die Pflicht eines jeden Christen ist, zur Evangelisation einzuladen, wird die Ehrlichkeit und Warmherzigkeit einer Einladung nicht erhöhen.

Das ist der Grund, weshalb wir als proChrist bei allen Veranstaltungen, die wir organisieren, für die Christen vor Ort ein Seminar zum Thema „Wie lade ich ein?“ durchführen. Damit wollen wir erreichen, dass sich möglichst viele Christen der teilnehmenden Gemeinden als Gastgeber betrachten. In diesem Seminar differenzieren wir auch zwischen Einladen, Zeugnisgeben und Evangelisieren und sprechen über die geistliche Vorbereitung im Gebet.

Dass darüber hinaus Rahmen und Inhalte der Evangelisation ansprechend sind, ist ein Schritt in die richtige Richtung. Entscheidend wird aber sein, ob Menschen erwarten, dass Gott durch die Evangelisation Wunder tut, nämlich: Menschenherzen zu verändern.

Lassen Sie uns zuerst dafür beten, dass Gott uns immer wieder die Erwartung schenkt, dass die Herzen unserer Freunde durch ihn verändert werden.

Und lassen Sie uns dann unsere Wunder-Erwartung mit den Christen teilen, indem wir sie einladen, mit uns für Wunder zu beten und mit uns zusammen einzuladen.

Lieber wenig mit Herz als alles mit Ach und Krach

Eine liebevolle Einladung, ein einladend hergerichteter Raum, ein auf die Gäste ausgerichtetes Programm und warmherzige Gastgeber sind Zeichen der Liebe für die Gäste. Fast alle Gäste werden dies bewusst oder unterbewusst wahrnehmen. Die Ausstrahlung der Veranstaltung hängt nicht an einem vielfältigen Programm und an -zig Rahmenangeboten. Oft ist weniger mehr. Wenn Programm und Organisation eher wenige Mitarbeiter binden, gibt es mehr Menschen, die ganz frei sind, Gastgeber zu sein.

Prüfen Sie, was der Kern Ihrer Veranstaltung ist. Streichen Sie Überflüssiges, was nicht dem Ziel der Veranstaltung dient.

Digitale Kommunikationswege sind im Alltag angekommen

Für jede Veranstaltung wird individuell festgelegt, welche Werbemittel benötigt werden. Digitale Werbemittel gehören dabei heute zur Grundausstattung dazu. Gemeint ist nicht ein Flyer, der als Anhang weitergesandt wird, sondern spezielle Texte, Bilder, Filme, Material zur Verbreitung über Insta, WhatsApp, Threema usw.

Lassen Sie uns unsere Gemeindemitglieder fürs Einladen begeistern.

Und lassen Sie uns das Einladen durch passende Materialien einfach machen.

Aufgaben delegieren heißt Kompetenz zusprechen

Für ein größeres Projekt berufen wir immer Mitarbeiter, um Aufgaben delegieren zu können. Mit der Berufung ist immer auch ein Stück Kompetenz-Zusprechen verbunden: Wir wissen (oder hoffen), dass der- oder diejenige für die Aufgabe kompetent ist. Delegieren ist aber nur vollständig, wenn neben dem Zutrauen auch Verantwortung übertragen wird. Es muss klar geregelt werden, was der/die Mitarbeiter/ in selbst entscheiden darf, oder wo er/sie Entscheidungen einem Gremium vorlegen muss. Damit regelt sich auch, was nicht Verantwortung der Leitung ist, und sorgt somit bei ihr für eine Reduzierung der Last.

Lassen Sie uns Mitarbeiter berufen und ihnen den Rücken stärken.

Lassen Sie uns Mitarbeitern Entscheidungen zutrauen und ihnen überlassen.

Organisation ist Wertschätzung der Mitarbeiter

Es gibt viele gute Gründe, Evangelisationen gut zu organisieren. Wertschätzung der Mitarbeiter ist einer der wichtigsten. Mitarbeiter investieren ihre Freizeit, um sich einzubringen. Wenn gut geplant ist, wer was wo und mit wem tut, würdigen wir den Einsatz der Mitarbeiter.

Lassen Sie uns Mitarbeiter wertschätzen, indem wir klar kommunizieren, warum ihre Arbeit wichtig ist.

Lassen Sie uns Mitarbeiter wertschätzen, indem wir ihre Arbeitszeit durchdacht füllen.

Als Team des proChrist e. V. wünschen wir Ihnen viel Weisheit, Mut und Kraft für Ihre nächste Evangelisation!

 

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