Mutig voran – vom Beispiel Josuas lernen

Der Kaufvertrag ist unterschrieben, das Geld geflossen, und der Termin für den Einzug steht. Schnell noch eine Wand entfernen und die notwendige Farbe auf die Tapete bringen. Geschafft! Wir ziehen in unser eigenes Haus. Ein Wunder, für das wir Gott sehr dankbar sind.

Doch keine sechs Monate später ruft uns Gott nach Südamerika. Nach viel Gebet und reichlicher Überlegung entscheiden wir uns, nach nicht einmal einem Jahr wieder auszuziehen. Zu diesem Zeitpunkt ist alles offen, und wir haben viele Fragen. Doch Gott hat uns gerufen (wie, das ist noch mal eine extra Geschichte), und wir wollen gehorsam sein und gehen.

Wir haben einen großen Gott, der auch heute noch Wunder tut. Davon sind wir überzeugt; das glauben wir, klar. In unserer westlichen Welt brauchen wir keine Wunder – alles ist abgesichert, und fast alles wird möglich gemacht. Doch was, wenn es anders kommt als gedacht? Was, wenn der Traum (vom eigenen Haus) auf einmal zur Disposition steht? Wir glauben, dass Gott allmächtig ist und dass seine Wege gut sind, so wie jeder Christ das natürlich theoretisch glaubt. Aber auf einmal wird es konkret. Jetzt geht es darum, wirklich alle Sicherheiten aufzugeben und sich in die Arme Gottes fallen zu lassen. Das war für uns am Anfang eine Herausforderung im Glauben.

Eine weitaus größere Aufgabe bekommt Josua übertragen. Er soll das Volk Israel ins verheißene Land führen. Der Ruf Gottes ist klar, seine Zusagen stehen fest. Zuerst ist es Mose, der seinen Nachfolger motiviert, an den Verheißungen festzuhalten: „Sei stark und mutig“ (5Mo 31,7). Nach Moses Tod ist es Gott selbst, der Josua auffordert, stark und mutig zu sein (Jos 1,2-9) und sich an ihn und sein Gesetz zu halten. Josua soll sich nicht entmutigen lassen, wenn Rückschläge kommen, sondern mutig vorwärtsgehen, im wahrsten Sinn des Wortes. Es geht nicht darum, dass wir uns selbst Mut zusprechen oder positiv denken. Der entscheidende Punkt ist bei Josua und auch bei uns: „… denn mit dir ist der Herr, dein Gott.“

Manchmal frage ich mich, wie ich an Josuas Stelle entschieden hätte. Das Vertrauen auf die Zusagen Gottes erlebt man nicht vornehmlich zu Hause auf dem Sofa. In der Theorie glauben und vertrauen wir als Christen alle auf Gott. Es ist keine Frage, dass Gott alles kann und mit mir geht. Logisch. Ich stimme dem voll zu, solange es für mich keine Konsequenzen hat. Doch wenn es konkret und persönlich wird, wenn es mich selbst betrifft, wenn ich meine Sicherheiten und Gewohnheiten aufgeben muss, dann kommt bei dem einen oder anderen der Glaube ins Schwimmen und erleidet Schiffbruch. Dass Jesus auf dem Wasser laufen kann und den Sturm mit einem Wort beruhigt, scheint dann irgendwie nicht tragfähig zu sein.

Josua entscheidet sich, stark und mutig zu sein und Gott zu vertrauen. Dabei bleibt er immer im intensiven Kontakt mit seinem Gott, auch wenn Rückschläge kommen, wie in Ai. Er nimmt ihn beim Wort, und genau das dürfen wir auch tun.

Wenn Gott uns zeigt, dass dieses Projekt oder diese Prüfung sein Wille ist, dann dürfen wir ganz ruhig Schritt für Schritt ins Ungewisse gehen mit der Gewissheit, dass Gott spätestens rechtzeitig eingreift. Das hat Josua erlebt, und auch wir als Familie durften staunend zusehen, wie Gott Wege ebnete und weit über unser Verstehen hinaus segnete.

Dabei geht es nicht darum, einen besonders festen oder großen Glauben zu haben. Bei allen Herausforderungen, Prüfungen und Anfechtungen ist die Blickrichtung entscheidend. „Wir brauchen keinen großen Glauben, sondern den Glauben an einen großen Gott“ (Hudson Taylor).

Es kommt also nicht auf meinen Glauben an, sondern auf das Objekt des Glaubens. Und das ist keine Ideologie, sondern eine Person – Jesus Christus. „Ich weiß … wem ich geglaubt habe“ (2Tim 1,12). Je enger meine Beziehung zu Jesus ist, umso größer mein Vertrauen und die Gewissheit, dass er mich hält und (durch)trägt.

Zur Zeit plane ich eine Missionsfreizeit und beantrage Stellplätze in verschiedenen Orten in Mecklenburg. Die Ansprechpartner sind regelmäßig verwirrt. Jedes Mal muss ich erklären, wer wir sind und was wir vorhaben. Deshalb bete ich vor jedem Gespräch und bitte Gott um Führung, weil es seine Sache ist.

Dasselbe gilt vor einer schwierigen Begegnung, einem zu lösenden Konflikt: Nehmen wir Gott mit hinein! Fragen wir nach seinem Willen und vertrauen uns ihm und seiner Führung an! Um zu erleben, wie Gott handelt, muss ich nicht erst in andere Länder gehen. Jeden Tag legt Gott uns Dinge vor die Füße, die wir mutig – wie Josua – mit ihm angehen dürfen.

„Wir brauchen keinen großen Glauben, sondern den Glauben an einen großen Gott.“ (Hudson Taylor)

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