Einheit – „Mission Impossible“ im Covid-Zeitalter?

Können Älteste im Covid-Zeitalter überhaupt einig bleiben?

„Mit oder ohne Maske?“ Das ist die Frage – und es gibt noch viele andere, wie: „Sollten wir aufhören uns zu treffen, wenn die Fallzahlen steigen?“ – „Zählt es, Gemeinde virtuell zu leben?“ – „Sind Impfungen eine Gewissensfrage?“ Auch weise und gottesfürchtige Leiter finden sich dabei auf allen Seiten des Spektrums wieder. Einheit wird dadurch zu einer größeren Herausforderung für die Gemeinden als je zuvor.

Selbst in den glücklichen Tagen vor der Pandemie waren unsere Gemeinden anfällig für Spannungen und Spaltungen. Satte 98% der Gemeindespaltungen waren das Ergebnis von Streit unter den Kindern Gottes, nicht von lehrmäßigen Meinungsunterschieden. Ja, selbst die Geistlichsten und Reifsten unter uns haben immer noch Bereiche, in denen das Fleisch seine hässliche Fratze zeigt.

Während das Virus seit zwei Jahren Leiter zwingt, komplizierte Entscheidungen zu treffen, bei denen eine Einigung oft unmöglich scheint, sind wir anfälliger für Spaltungen als je zuvor.

Älteste müssen alles in ihrer Macht Stehende tun, um sich gegen den Ansturm spaltender Themen zu wappnen, die permanent ihre Einheit bedrohen. In einer solchen Situation empfehlen wir jedem Ältesten-Team dringend, die Bücher „Zurück zur ersten Liebe“ und „Mit Liebe leiten“ von Alexander Strauch zu lesen. Jetzt ist eine gute Zeit unser Augenmerk darauf zu richten, auf geistliche Weise mit Meinungsverschiedenheiten umzugehen – und sie sogar zum Guten zu nutzen.

Die positive Kehrseite von Uneinigkeit

Ausgeprägte Uneinigkeit unter Leitern ist nicht in sich schlecht – sie wird nur dann unrecht, wenn sie zu ungeistlichem, fleischlichem Verhalten führt. Das beeinträchtigt dann auch unmittelbar die Gesundheit der Gemeinde. Wenn der Konflikt aber unter die Kontrolle des Heiligen Geistes gebracht wird, kann er den Leitern Gelegenheiten bieten zu wachsen, Einheit zu üben und zu lernen, weise und liebevolle Diener zu sein. In einer liebevollen Atmosphäre können Älteste …

  • unterschiedliche theologische Ansichten zum Ausdruck bringen,
  • gute, vom Geist geleitete Diskussionen führen,
  • ihre kommunikativen Fähigkeiten verbessern,
  • lernen, sich einander unterzuordnen.

Die Dringlichkeit der „Seelenpflege“

Statistiken aus der Zeit vor der Pandemie zeigen, dass in den USA jeden Monat etwa 1.500 Pastoren ihren Dienst endgültig aufgeben – und etwa die Hälfte derjenigen, die weitermachen, sind so entmutigt, dass sie sich eine andere Arbeit suchen würden, wenn sie könnten. Wenn ein Leiter „auf dem Zahnfleisch kriecht“, wird seine Zerrissenheit eher noch verstärkt und führt zu Unsicherheit, Stolz und selbstsüchtigem Ehrgeiz. Ein geistlich gesunder Leiter dagegen kann seine Mitältesten leichter lieben.

Das gleiche gilt auch für das Leitungsteam als Gruppe, wie Kevin Fitzgerald in seiner Serie „Liebevolle Gemeinschaft unter Leitern“ illustriert:

Jedes Jahr aufs Neue gibt sich das Unkraut große Mühe, sowohl die Gartenflächen als auch den Rasen auf meinen Grundstück zu erobern. Wenn ich das nur ein Jahr lang dulden würde, sähe es aus wie ein Schlachtfeld. Jedes Jahr ist ein Kampf: Dünger, Unkraut jäten, Wasser, heruntergefallene Äste, Maulwürfe, Schnecken… – Genau wie mein Garten wird auch ein Leitungsteam nicht von allein funktionieren und gedeihen. Die Leiter werden nicht in ein paar Jahren aufwachen und zueinander sagen: ‚Hey, wie haben wir so viel Frieden und Einigkeit erreicht? Wie kommt es, dass wir uns trotz unserer Meinungsverschiedenheiten lieben? Wie sind wir nur eine gesunde, reife Gruppe geworden?‘ Nein. Es braucht permanente Pflege und harte Arbeit. Es muss über längere Zeit bewusst in die Agenda der Ältesten miteinbezogen werden.“

Praktische Wege, Einheit zu fördern

Einheit erfordert bewusste Anstrengungen. Hier sind einige Möglichkeiten, wie ihr Einheit in eurem Ältestenteam fördern könnt:

  • Plant regelmäßig Zeiten der Gemeinschaft ein. Ihr könntet jedes Jahr ein Einkehrwochenende mit den Ältesten und ihren Ehefrauen veranstalten, könntet euch mit den anderen Ältesten unter der Woche zum Frühstück oder Mittagessen treffen, eure Familien gegenseitig zum Abendessen einladen oder ein Hobby gemeinsam ausüben.
  • Beginnt eure Leitungstreffen mit Gebet und persönlichem Austausch. Älteste sind nicht nur für die Leitung der Herde verantwortlich, sondern auch dafür, sich um das Wohlergehen der anderen Ältesten und ihrer Familien zu kümmern, die ein besonderes Angriffsziel für den Feind sind. Füreinander zu beten verringert auch das Risiko für Konflikte, Kritik und Unfreundlichkeit – denn wenn du eben jemand vor den Thron der Gnade gebracht hast, ist es unwahrscheinlich, dass du dich umdrehst und ihn schlecht behandelst.
  • Erarbeitet einen „Schutzvertrag“ für das Leitungsteam. In der Hitze des Konflikts neigen (auch) Älteste dazu, in das zurückzufallen, was der Apostel Paulus „die Werke des Fleisches“ nennt (Gal 5,19-21). Wenn ihr als Gruppe im Voraus einen „Vertrag“ mit Richtlinien zur Konfliktlösung abschließt, ist es weniger wahrscheinlich, dass ihr in fleischliche Einstellungen und Verhaltensweisen verfallt.
  • Führt schwierige Gespräche, wenn sie nötig sind. Konflikte zu meiden scheint dem Frieden zu dienen, kann aber echte Gemeinschaft und tiefe Beziehungen untergaben. „Treu gemeint sind die Schläge von dem, der dich liebt, doch reichlich die Küsse des Hassers“ (Spr 27,6). Es ist nie gut, Problemen aus dem Weg zu gehen, oder einen Bully, einen Kontrollfreak oder unangemessenes Verhalten zu ignorieren. Manchmal müssen harte Dinge gesagt werden. Wenn die anderen wissen, dass du dich um sie sorgst, kannst du „in Liebe die Wahrheit sagen“ (Eph 4,15).

 

Zur Vertiefung:

 

 

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