Wer packt an beim Gemeindebau?

„Das ist eine gewaltige Aufgabe“, dachten die Männer. Das Krachen eines herabfallenden Steinblocks unterstrich Nehemias Aussage. Sie standen vor der zerstörten Mauer und den verbrannten Toren ihrer geliebten Stadt.

„Ihr seht das Unglück“, hatte Nehemia zu ihnen gesagt. Ja, sie sahen das Unglück. Sie spürten den Spott der umliegenden Völker: Das lässt euer Gott zu? „Kommt und lasst uns die Mauer Jerusalems wieder aufbauen.“ Ja, das wäre schön. Ein Traum würde wahr werden. Aber wie sollte das möglich sein? So viel Arbeit. So wenige Arbeiter. So viele Probleme, die sie nicht alleine bewältigen konnten.

Nehemia ahnte ihre Bedenken. Deswegen berichtete er von der Hand Gottes, die er in seinem Leben erfahren und die gütig über ihm gewaltet hatte. Diese Führung Gottes hatte sich auch in den Worten des Königs gezeigt, der ihn – seinen Mundschenk – gegen jede Erwartung zum Wiederaufbau der Stadtmauer ziehen gelassen und ihn sogar noch mit Baumaterialien ausgestattet hatte.

Diese Erfahrungen motivierten das Volk: „Wir wollen uns aufmachen und bauen!“ Männer aus ganz Israel beteiligten sich an dieser gewaltigen Aufgabe (nach Nehemia 2, 17.18).

Unsere Aufgabe heute ist nicht der Mauer-, sondern der Gemeindebau

Die Not, die ich sehe, ist, dass es uns ganz schlecht gelingt, die zeitlose Botschaft Gottes zu den Menschen unserer Zeit zu bringen. Manche verlieren in dem Prozess den Glauben an die Autorität der Bibel. Andere wollen gerne am Wort Gottes festhalten – sie halten aber nicht nur am Wort, sondern auch an ihren Traditionen fest und bleiben unverständlich für die Menschen.

Wo sind unsere Nehemias?

Wo ist jemand, der diese Not anspricht und die Gemeinde auf ein Ziel vereint? Der unseren Gemeinden zuruft: „Kommt und lasst uns Gottes zeitlose Botschaft zu den Menschen unserer Zeit bringen!“? Wer kann davon berichten, dass die gute Hand Gottes bei diesem Versuch über ihm war?

Und wer packt an beim Gemeindebau?

Beim Mauerbau erwähnt Nehemia in seiner Aufzählung die Männer. Beim Gemeindebau können jedoch alle ihren Beitrag leisten. Alle sind gefragt. Die Gemeinde ist ein Körper. Die Körperteile haben unterschiedliche Fähigkeiten. Männer und Frauen sind gefragt, Jung und Alt, alle nach ihren Möglichkeiten. Also, wer packt an beim Gemeindebau?

Begabungen

Leute, die reden. Leute, die dienen. Lehrer. Ermutiger. Leiter. Gott hat so viele unterschiedliche Begabungen geschenkt. Gemeindebau beschränkt sich nicht auf die wenigen, die sonntagmorgens im Gottesdienst aktiv sind. Dem Apostel Paulus ist es in seinen Briefen so wichtig zu betonen, dass alle zum Körper von Christus gehören und alle Begabungen wichtig sind. Schaffen wir beim Gemeindebau Raum dafür, dass alle Begabungen eingebracht werden und so alle mit anpacken können?

Geschlechter

Während beim Mauerbau nur die Männer erwähnt werden, sind beim Gemeindebau auf jeden Fall beide Geschlechter gefragt. Gott hat gute Gedanken, wie das Miteinander der Geschlechter gestaltet werden kann und wie sie sich mit ihren unterschiedlichen Aufgaben ergänzen können.

Beim Miteinander der Geschlechter nehme ich zwei Herausforderungen wahr: Auf der einen Seite gibt es Tendenzen, dass Männer und Frauen zu 100% die gleichen Aufgaben wahrnehmen sollen. Auf der anderen Seite erlebe ich, wie es in der Praxis starke Einschränkungen gibt. Schaffen wir beim Gemeindebau Raum dafür, dass sich beide Geschlechter einbringen und so alle mitanpacken können?

Altersgruppen

Jung und Alt gibt Halt – Alt und Jung gibt Schwung. Diese Worte habe ich oft von einem Freund gehört. Es gibt Gemeinden, in denen die alte Generation dominiert und sich die Jungen nicht mehr wiederfinden. Es gibt Gemeinden, in denen die junge Generation das Ruder übernommen hat und sich die Alten nicht mehr wiederfinden. Beide Extreme verhindern das richtige Maß von Halt und Schwung. Es gibt übertriebenes Festhalten. Und es gibt den Wunsch, jedem Trend zu folgen. Schaffen wir beim Gemeindebau Raum dafür, dass sich alle Generationen einbringen und so alle mitanpacken können?

Die Mauerbauer stärkten ihre Hand zum Guten. Ich wünsche mir sehr, dass auch die Gemeindebauer ihre Hand zum Guten stärken. Dazu gebraucht werden Leiter, die den Bauplan der Gemeinde so ausführen, dass alle Altersgruppen beider Geschlechter ihre vielfältigen Gaben einbringen können. Ich bete für Leiter, die das Unglück sehen und ihrer Gemeinde zurufen: „Kommt und lasst uns gemeinsam Gottes zeitlose Botschaft zu den Menschen unserer Zeit bringen!“

 

Zur Vertiefung:

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