Qualifikationen eines Leiters am Beispiel Nehemias

Was zeichnete diesen Mann aus? Anhand der ersten vier Kapitel des Nehemia-Buches wollen wir Qualifikationsmerkmale eines Leiters herausarbeiten.

Ein qualifizierter Leiter betet (Kapitel 1)

Nehemia weiß um die Bedeutung seines Namens („Jahwe tröstet“). Als ihm die traurige Lage des Überrestes in Jerusalem geschildert wird, muss er sich setzen; und er „weinte und trauerte tagelang“ (Vers 4). Dann wendet er sich an den Gott des Himmels, um Trost und Orientierung zu finden. Sein Gebet ist nachzulesen in den Versen 5-11. Er reflektiert Gottes Macht und seine eigene Ohnmacht: „Auch ich und meines Vaters Haus, wir haben gesündigt“ (Vers 6b). Mit dieser demütigen Haltung kann er nun Gott beim Wort nehmen (Vers 8) und sich auf seine Verheißung stützen (Vers 9). In dem Bewusstsein „Sie sind ja deine Knechte und dein Volk, das du erlöst hast durch deine große Kraft und deine starke Hand“ (Vers 10) kann er den König der Könige bitten, ihm vor dem irdischen König beizustehen.

Fazit: Bei diesem einen Gebet bleibt es nicht. Insgesamt elfmal wird uns in diesem Buch berichtet, dass Nehemia seine Zuflucht zum Gebet nahm. Das ist die Grundlage für einen Mann, der qualifiziert leiten möchte. Nur dann wird seine Arbeit gesegnet sein.

Ein qualifizierter Leiter weiß um seine Abhängigkeit von Gott (Kapitel 2)

Nehemia tritt in diesem Kapitel vollmächtig auf. Die Vollmacht des Königs erhält er jedoch, „weil die gute Hand meines Gottes über mir war“ (Vers 8). Bevor er dem König seinen zeitlich abgesteckten Plan (Vers 6) und seine Wünsche (Verse 7f.) vorstellt, betet er (Vers 4). Um das Volk zu ermutigen, berichtet er „von der Hand meines Gottes, die gütig über mir [gewaltet hatte]“ (Vers 18). Das spornt an: „Und sie stärkten ihre Hände zum Guten“ (Vers 18). Das gleiche Argument verwendet er, um die Feinde der Juden in die Schranken zu weisen: „Der Gott des Himmels, er lässt es uns gelingen“ (Vers 20).

Fazit: Ein qualifizierter Leiter weiß, wozu Menschen in der Lage sind. Er weiß daher, um wen es nicht gehen kann. Ein qualifizierter Leiter weiß aber auch, was Gott konnte und kann. „Nicht uns, HERR, nicht uns, sondern deinem Namen gib Ehre wegen deiner Gnade, wegen deiner Treue!“ (Ps 115,1).

Ein qualifizierter Leiter hat den Überblick (Kapitel 3)

Nehemia hält fest, dass die Vornehmen der Tekoiter „ihren Nacken nicht zum Dienst“ beugten (Vers 5) und der Hohepriester Eljaschib beim Bau des Schaftores nur die Torflügel einsetzte (Vers 1). Bei den anderen Toren fehlen hingegen weder Riegel noch Sperrbalken. Nehemia fällt auf, dass Baruch einen Mauerabschnitt „eifrig“ ausbessert (Vers 20) und Schallum aktiv von seinen Töchtern unterstützt wird (Vers 12). Ihm entgeht nicht, dass viele ihrem Haus gegenüber die Mauer errichten – hatten sich zuvor schon viele an die Baustelle vor der eigenen Haustür gewöhnt? Trotzdem hält er im letzten Vers des dritten Kapitels fest: „… und das Volk war mit ganzem Herzen an der Arbeit“ (Vers 38).

Fazit: Ein qualifizierter Leiter kombiniert Überblick mit Weitblick und Durchblick. Er hat den Blick für das Detail und sieht gleichzeitig das große Ganze.

Ein qualifizierter Leiter ist effizient (Kapitel 4)

Zehnmal erfährt Nehemia, dass erheblicher Widerstand von allen Orten droht. Die erste Reaktion von Nehemia? „Da beteten wir zu unserem Gott“ (Vers 3a). Hand in Hand wird dazu Tag und Nacht eine Wache aufgestellt (Vers 3b). Er ordnet das Volk und stellt es bewaffnet an Schwachpunkten der Mauer auf (Vers7). Er registriert die Furcht der Registrierten, ohne zu resignieren, indem er dem Volk die Größe Gottes vor Augen stellt (Vers 8). Er sorgt dafür, dass die Lastträger alle Hände voll zu tun haben: „Mit der einen Hand arbeiteten sie am Werk, während die andere die Waffe hielt“ (Vers 11). Er entwickelt ein ausgeklügeltes Alarmsystem. Gearbeitet wird „vom Aufgang der Morgenröte an, bis die Sterne hervortraten“ (Vers 15). Kleider werden nicht gewechselt (Vers 17).

Fazit: Geht es bei Effizienz um eigene Stärken? Nein: Es geht nicht um uns, es geht um „den großen und furchtbaren“ Gott (Vers 8). Deswegen betet Nehemia direkt am Anfang des Kapitels. Ein qualifizierter Leiter hat die Gewissheit: „Unser Gott wird für uns kämpfen!“ (Vers 14).

Gesamtfazit:

Wie kommt es, dass ein Leiter nicht zum „Leider“ wird? Die Lösung finden wir in Nehemia 13,8: „Die Freude an dem HERRN ist eure Stärke.“ Ein qualifizierter Leiter macht sich von Gott abhängig, um ihn zu verherrlichen. Dann gelingt es, Menschen aus „großem Unglück und … Schmach“ (Neh 1,3) zur „großen Freude“ (Neh 12,43) zu begleiten.

 

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