Mit ganzer Kraft dem Herrn geweiht

Wer war Nehemia?

Nehemia war ein Abkömmling jüdischer Flüchtlinge. Er lebte und diente als Mundschenk im Palast des damaligen persischen Königs Artasasta (Neh 2,1). Die Hauptstadt Susan befand sich im Südwesten des heutigen Irans. Nehemia bedeutet „Jahwe tröstet“ oder „Jahwe ermutigt“. Genau das sehen wir in dem nach ihm benannten Bibelbuch. Es enthält seine Memoiren, die vermutlich von Esra zusammengetragen und niedergeschrieben wurden: „Dies ist die Geschichte Nehemias, des Sohnes Hachaljas: Es geschah im Monat Kislew, im zwanzigsten Jahr, dass ich in Susan in der Königsburg war“ (Neh 1,1). Die Geschichtsschreibung geht davon aus, dass dies um 445 v. Chr. geschah. Im Gegensatz zur heutigen iranischen Regierung waren damals die persischen Machthaber ausgesprochen israelfreundlich.

Wem galt die Botschaft Nehemias, und worum ging es?

Sie galt dem ganzen Volk Israel. In einer dritten Rückführung (nach Serubbabel und Esra) sollte ein Überrest wieder nach Jerusalem zurückkehren und zusammen mit den bereits dort Wohnenden die Stadtmauern aufrichten. Der Schutt musste beseitigt und Neues aufgebaut werden. Damit beschäftigt sich die erste Hälfte des Buches.

Aber warum waren Mauern so wichtig für Gott? – Damit der damalige Tempel beschützt wurde und Anbetung ungehindert ausgeübt werden konnte. Nach der Rückkehr nach Jerusalem beschäftigt sich die zweite Hälfte des Buches (ab Kap. 8) mit der Rückkehr zu Gott: Geistliche Hindernisse mussten beseitigt und die Gottesbeziehung musste erneuert werden!

Was zeichnet Nehemia aus?

Kaum ein anderes Buch des Alten Testaments ist so durchdrungen von einer äußerst lebendigen, charakterstarken Persönlichkeit wie das Buch Nehemia. Durch diesen Mann werden wir persönlich angesprochen und zum Dienst motiviert:

Nehemia war vertrauenswürdig. Weil das Leben des Königs unter anderem vom Mundschenk abhing, musste der sich schon seit vielen Jahren als absolut zuverlässig und treu erwiesen haben (1,11b).

Nehemia war gottesfürchtig. Er beugte sich über vergangene Missetat, weinte über niedergerissene Mauern und flehte um deren Wiederherstellung (1,4-11).

Nehemia war gebetsabhängig. Er betete Tag und Nacht (1,6) und sprach entsprechend der Ereignisse viele spontane Stoßgebete (2,4; 3,36-37; 5,19; 6,9.14; 13,14.22.29.31).

Nehemia war nüchtern. Obwohl er Gott alles zutraute, zog er dennoch nicht ohne Bestätigung, Geld und Schutz des Königs los (2,7-9). In Jerusalem angekommen, machte er sich zuerst unter erheblichen Anstrengungen ein eigenes Bild von der Lage (2,12-15).

Nehemia war teamfähig. Er verstand, seine Vision zu kommunizieren, es gelang ihm, andere zu motivieren (2,17- 18), und er konnte offensichtlich hervorragend organisieren (3,1ff.). Das führte dazu, dass die Mauer trotz massivem Widerstand in nur 52 Tagen wiederaufgebaut wurde (6,15).

Nehemia war vorbildlich. Er ging mit seinem eigenen Beispiel voran und verzichtete auf die ihm zustehende Entlohnung (5,16-18).

Nehemia war standhaft. Seine Feinde benutzten alle Möglichkeiten, um ihn einzuschüchtern und vom Werk abzuhalten: Spott (2,19), Verschwörung (4,2), Tötungsversuche (4,5), Verleumdung (6,5-7), Täuschung (6,10-13) und angsteinflößende Briefe (6,17-19).

Nehemia war zielorientiert. Bei allem ging es ihm nie um die Ehre vor Menschen, sondern nur darum, Gott zu gefallen. „Gedenke, mein Gott, mir zum Guten, an all das, was ich für dieses Volk getan habe!“ (5,19).

Was lernen wir von Nehemia?

Wie auch immer unser Dienst in der Gemeinde heute aussieht, wie gewaltig unsere Vorstellung davon und wie groß die Herausforderungen dazu sind: Die Grundvoraussetzungen sind Geschwister, die von ganzem Herzen und mit ganzem Verstand und mit ganzer Kraft dem Herrn geweiht sind (vgl. 5Mo 6,5). Das lernen wir aus dem selbstlosen und hingegebenen Dienst Nehemias!

Wie damals wird auch heute (Aufbau-) Arbeit in der Gemeinde von anderen infrage gestellt, verspottet und vielleicht sogar bedroht. Dennoch gibt es keinen Grund, auch nur ein wenig vom Hauptauftrag abzuweichen: der Verkündigung und Lehre des Wortes Gottes! Das bedeutet einen wortzentrierten Dienst von der Kinderstunde bis zur Seniorenarbeit. Gerade aus dem zweiten Teil des Buches wird deutlich, wie zu allen Zeiten geistliche Wiederherstellung und damit Aufbau des Leibes Jesu heute geschehen: „… sie lasen aus dem Buch des Gesetzes Gottes deutlich vor und erklärten den Sinn, sodass man das Gelesene verstand“ (Neh 8,8).

Lasst uns solche Männer und Frauen sein, durch die Jahwe tröstet oder ermutigt!

 

Zur Vertiefung:

Rudolf Möckel:
Im Gegenwind.
Standhalten, wenn es heftig wird (Studien über Nehemia)

Eine kurze, aber entscheidende Episode in der Geschichte Israels wird in dem biblischen Buch Nehemia geschildert: der Wiederaufbau der Stadtmauer Jerusalems nach der Rückkehr der Juden aus dem Exil. Zur Schlüsselperson wird dabei Nehemia, der sich gegenüber allen Widrigkeiten als standhaft erweist und dessen Gottvertrauen beispielhaft ist. In seiner erfrischenden Art reflektiert der Autor die Personen und Ereignisse dieses kleinen, aber aufschlussreichen biblischen Buches. Er verknüpft sie mit aktuellen Zeitereignissen und zeigt, wie man für das Leben heute einen Nutzen daraus ziehen kann.

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