Gottes Wesenzug der Heiligkeit – wie können wir dem heute entsprechen?

„Heilig, heilig, heilig, heilig ist der Herr …“ – so lautet ein bekannter Chorgesang (1). Die Heiligkeit (2) ist eine der zentralen Eigenschaften bzw. Vollkommenheiten (3) Gottes, die oft als unzeitgemäß angesehen wird. Im biblischen Sinn betrifft Heiligkeit nicht moralisches Handeln, wie Menschen es praktizieren (können), sondern es geht dabei um die Einzigartigkeit Gottes (4). „Er ist so viel höher als wir …“; Er ist „anders auf ganz spezielle Weise“ (5). Heiligkeit und Göttlichkeit sind synonym, d. h. beide Begriffe haben denselben Bedeutungsinhalt (6). Die „Heiligkeit Gottes … gehört zur Grundlage unseres Verständnisses von Gott und vom Christsein“ und „ist in der biblischen Lehre von entscheidender Bedeutung“ (7).

Bereits früh wurde Israel mit Gottes Heiligkeit konfrontiert: „… ihr sollt mir heilig sein, denn ich bin heilig, ich, der  HERR. Und ich habe euch von den Völkern ausgesondert, um mein zu sein“ (3Mo 20,26). Für sie bedeutete es – bis heute – nicht so zu sein wie andere Völker. Denn heilig ist alles, was (zu) Gott gehört und mit ihm in Verbindung steht. Wir merken: Menschen bzw. Dinge werden allein in Zuordnung auf ihn hin heilig genannt. Daraus erwächst Verantwortung, die sich im Leben derer zeigt, die diesem Gott gehören.

Bei seiner Berufung erkannte Jesaja seine Sündhaftigkeit. „Wehe mir, denn ich bin verloren … meine Augen haben den König, den HERRN der Heerscharen, gesehen“ (Jes 6,5). Die Heiligkeit Gottes stellt klar: Das sündige Wesen des Menschen entspricht nicht dem Wesen Gottes. „Gott ist heilig“ heißt, dass er keine Gemeinschaft mit der Sünde haben kann und hat (8). Er liebt nur das Gute und Reine und hasst das Böse. Die Begegnung mit dem heiligen Gott macht deutlich: „Er ist heilig, und wir sind es nicht“ (9). Jesaja wurde entsündigt, geheiligt, abgesondert.

Bis zum Opfertod Jesu musste das immer wieder geschehen. Aber dann hat er „… mit einem Opfer … die, die geheiligt werden, für immer vollkommen gemacht.“„In diesem Willen sind wir geheiligt durch das ein für alle Mal geschehene Opfer des Leibes Jesu Christi.“„Ihr seid abgewaschen, … ihr seid geheiligt, … ihr seid gerechtfertigt worden durch den Namen des Herrn Jesus Christus …“ (Hebr 10,14; 10,10; 1Kor 6,11; s. a. 1Petr 1,15).

Da Gott heilig ist, verdient er höchsten Respekt, Ehrfurcht und demütigen Gehorsam. Heilig zu leben heißt nicht, in abgehobener Weise an „gottesdienstlichen“ Feiern teilzunehmen, die Gemütsbewegungen, Gefühle oder sogar Erregung auslösen. Oder besondere Feste zu halten und Traditionen zu pflegen. Nein, wir sollen ihm und seinem Sohn den  Platz in unserem Leben einräumen, der ihm zukommt, nämlich den ersten.

Der Vater ist barmherzig und liebt den Menschen, deshalb hat er den Sohn gegeben. Aber gleichzeitig ist er als der Gott des Universums voller Souveränität und Majestät. Deshalb dürfen wir ihn nicht als Kumpel ansehen und leichtfertig vor ihn treten. Unsere Haltung ihm gegenüber zeigt sich z. B. schon darin, wie wir ihn und seinen Sohn anreden. Ständig soll uns bewusst sein, dass er nicht nur existent ist, sondern jederzeit und überall gegenwärtig. Alles in seinem Licht zu sehen, ihm bei jeder Entscheidung den Vorrang einzuräumen. Wenn wir aber seinem Wort nicht gehorchen, widerspricht das seiner Heiligkeit. Ungehorsam entweiht seinen heiligen Namen, und so sind wir als Nachfolger Jesu kein Zeugnis (vgl. Joh 14,21.23f ). In unserem Leben muss die Heiligkeit Gottes zu erkennen sein: „Der Tempel Gottes ist heilig, und der seid ihr“ (1Kor 3,17). Vorbild für bedingungslosen Gehorsam ist Abraham, als er dem Befehl Gottes zur Opferung seines Sohnes Isaak nachkommt (s. 1Mo 22).

Wir sind ein Werkzeug, mit dem Gott seine Heiligkeit darstellt.

 

Fußnoten:

  1. aus der Deutschen Messe 1827; Musik: Franz Schubert (*1797 †1828) – Text: Johann Philipp Neumann (*1774 †1849)
  2. Heilig bezeichnet etwas Besonderes, Verehrungswürdiges … Im allgemeinen Sprachgebrauch ist heilig ein im Zusammenhang mit Religion gebrauchter Begriff mit der zugedachten Bedeutung ‚einer Sphäre des Göttlichen, Vollkommenen oder Absoluten angehörig‘ …“ (Aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Heilig am 21.02.2020)
  3. C. C. Ryrie, Die Bibel verstehen – Das Handbuch biblischer Theologie für jedermann, Dillenburg 1996, S. 66f.
  4. G. Bubolz (Hgg.), Religionslexikon – Daten, Fakten und Zusammenhänge, 3. Aufl. Berlin 1996, Stichwort: Heilig
  5. R. C. Sproul, Die Heiligkeit Gottes, Bielefeld, 1. Aufl. 2018, S. 45
  6. ebd., S. 47
  7. ebd., S. 20
  8. s. Arbeitsbuch zum biblischen Unterricht, Dillenburg 1996 (BibleWorkshop), Frage 11; Bibelstellen: Ps 5,4; 1Petr 1,16; 2Mo 20,5; 3Mo 11,45; 19,2; Mt 5,48; Hab 1,13
  9. R. C. Sproul, S.5

 

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