Die große Entdeckung: Senioren – der Auftrag an die christliche Gemeinde

Horst war geschäftlich als Prokurist sehr gefordert. Dennoch brannte sein Herz für Jesus. Doch die Zeit für das Werk Gottes war knapp bemessen. Wie froh ist er, als er schließlich in den Ruhestand tritt. Nun hat er Zeit, den Menschen seiner Generation zu dienen. So geht er in den Park, wo seine Altersgenossen sitzen und spricht mit ihnen über Gott und die Welt. Innerhalb eines Jahres kann er sieben Menschen zum lebendigen Glauben an Gott führen. „Welch ein Glück, ein Rentner zu sein!“ sagt er.

Tom (73 Jahre), ein weitgereister Exportkaufmann, sitzt mit uns am Kaffeetisch. Er erzählt von seiner Krankheit. Wie er tagelang im Koma lag und schlimme Alpträume hatte. „Das möchte ich nicht noch einmal erleben,“ sagt er. Wir können ihm anhand von Psalm 23 den vorstellen, der in solchen Phasen bei uns sein will: Jesus Christus. Er fragt spontan: „Wie kann ich die Gewissheit bekommen, dass dieser Herr auch bei mir ist?“ Wir bieten ihm an, in einem Gebet, Jesus in sein Leben aufzunehmen. „Gerne!“ sagt er und wir beten. Ich bin selbst erstaunt, wie das neue Leben aus Gott einen alten Menschen zu einem brennenden Zeugen der Liebe Gottes macht. Wo es nur geht, bezeugt er voller Freude sein neues Leben. Zehn Monate nach seiner Bekehrung ist er zu Jesus in die Herrlichkeit gegangen.

Von Senioren der Bibel lernen

Wenn wir in die Bibel, das Wort Gottes, blicken, begegnen uns viele Senioren. Von ihnen können wir lernen. Dort gibt es solche, die bis ins hohe Alter für Gott aktiv waren (bei Gott gibt es keine Pensionsgrenze). Denken wir an Henoch, Abraham und Hiob. Es gibt solche, die ihre Lebensweisheit anderen mitgeteilt haben (heute nennt man das vielleicht Mentoring) wie etwa Daniel oder David. Es gibt solche, die resigniert und der Tage satt waren und die Ermutigung (Seelsorge) brauchten, wie der altgewordene Prophet Elia. Oder auch solche, die erst im Alter „richtig loslegten“ und innerlich jung geblieben sind. Wir denken vielleicht an Mose, Josua oder Kaleb. Wir sehen solche, die sich abkapselten und verschroben wurden, und solche, die bis ins hohe Alter aktiv blieben wie der Evangelist Johannes, der im hohen Alter seine Briefe, die Offenbarung und das Evangelium schrieb.

Senioren sind eine Herausforderung für die Gemeinde Jesu

Wir Christen sollten die große Gruppe der Senioren in unserer Gesellschaft bewusst wahrnehmen. Wir haben einen Auftrag an und mit unseren Senioren. Christen sollten dem Ageismus, der Diskriminierung von Alten, entgegen treten. Wir sollten die Senioren herausfordern, sie ermutigen und noch viel von ihnen erwarten.

Selbst wenn die körperlichen und geistigen Kräfte schwinden, ist ihr ganzes Leben wertvoll. Diese Werte gilt es zu entdecken und zu fördern.

Was ist unter christlicher Seniorenarbeit zu verstehen?

Bedeutet christliche Seniorenarbeit die Arbeit an Senioren? Oder ist es eher die Arbeit für Senioren? Ist das Ziel die Arbeit mit Senioren? Oder die Arbeit von Senioren? Geht es bei der Seniorenarbeit in unseren Gemeinden in erster Linie um eine missionarische Arbeit, um Menschen für Jesus zu gewinnen? Oder ist zunächst an die diakonische Arbeit zu denken, mit der Senioren auf der letzten Wegstrecke begleitet werden? Geht es um die Senioren unserer Gemeinden oder um die Senioren unserer Umgebung? Geht es um die Senioren, die noch rüstig sind, oder um solche, die Pflege und Seelsorge brauchen? Als wir zu einigen Mitarbeitern zusammensaßen, um über Seniorenarbeit nachzudenken, merkten wir sehr bald, dass jeder von einer anderen Situation bzw. Vorstellung ausging. Schnell merkten wir, wie unterschiedlich die Erwartungen, aber auch wie verschieden die Möglichkeiten der Seniorenarbeit sein können!

Die Schwerpunkte dieser Herausforderung sind:

  1. Die aktiven und fitten Senioren zu motivieren
  2. Die glaubensentfremdeten Seniore zu Christus einzuladen
  3. Den kranken und gebrechlichen Senioren praktisch zur Seite zu stehen

Wie kann Seniorenarbeit in die Gemeindearbeit integriert werden?

Gemeinde-Seniorenarbeit kann auf vielfältige Weise geschehen, bei der man sich die Frage stellen muss, welche Zielgruppe erreicht werden soll, Senioren aus der Gemeinde und/oder Nachbarn und Freunde, die für den Glauben gewonnen werden sollen (auch für Senioren gilt der Missionsbefehl Jesus: „Gehet hin…!“, Mt 28,20).

Hier beispielhaft einige Möglichkeiten (die Aufzählung ließe sich sicher verlängern):

1. Senioren-Gebetskreis, der für die Anliegen der Gemeinde und für die Mission betet

Hier können die Senioren eine wichtige Aufgabe finden, sie haben Gemeinschaft und leisten einen wichtigen Dienst in der und für die Gemeinde.

2. Begleitung und Unterstützung junger Geschwister (Mentoring) durch motivierte Senioren

Das ist eine gute Möglichkeit, die Generationen der Gemeinde in Verbindung zu bringen. Senioren können Ihre Erfahrungen einbringen und erfahren damit Wertschätzung; junge Leute können von den Erfahrungen der Senioren lernen und sich motivieren lassen, sich in den Gemeindealltag einzubringen.

3. Predigtdienste und Andachten durch Senioren in Altenheimen, Seniorenresidenzen, Kurkliniken und Krankenhäusern

In den meisten Einrichtungen werden solche Dienste gerne angenommen und bieten eine gute Abwechslung im „Heimalltag“. Wenn sich dann noch einige finden, die solche Dienste musikalisch begleiten können, lassen sich gut Angebote gestalten, die als missionarische Möglichkeit genutzt werden können.

4. Besuchsdienste und seelsorgerliche Begleitung von Senioren an Senioren

Dazu gehört auch die Begleitung Hochbetagter durch einen Kreis aktiver Senioren (auch Sterbebegleitung). Für Besuchsdienste haben die Verantwortlichen und hauptamtlichen Mitarbeiter fast immer zu wenig Zeit. Da können erfahrene Senioren eine gute Hilfe und Unterstützung sein und einen wichtigen Dienst leisten.

5. Praktische Tätigkeiten an und in den Gemeinderäumen durch technisch begabte Senioren

Gerade für Senioren, die in ihrem Berufsleben eine praktische oder handwerkliche Tätigkeit hatten, ist das eine gute Möglichkeit, ihre Kenntnisse und Erfahrungen im Rahmen der Gemeindearbeit einzusetzen. Diese Möglichkeit sollte von den Gemeinden gesehen und dankbar angenommen werden.

6. Mithilfe und Unterstützung durch Senioren bei Veranstaltungen der Gemeinde

Gerade bei Projektteams für einzelne Veranstaltungen hat die alte Weisheit Gültigkeit: „Jung und Alt gibt Halt, Alt und Jung gibt Schwung.“ Hier kann ein befruchtendes Miteinander erprobt und gelebt werden.

7. Ein Gemeinde-interner Kreis für die Senioren der Gemeinde

Hier geht es um einen Kreis, bei dem die Vertiefung des Glaubens, spezifische Fragestellungen der Altersgruppe und die Gemeinschaft im Vordergrund stehen. Erfahrungsgemäß gibt es bei vielen Senioren und Gemeinden den Wunsch nach Gemeinschaft mit Menschen der gleichen Altersgruppe, die die gleichen Fragen bewegen, die gleichen Sorgen kennen und sich darüber austauschen können. Dabei ist es wichtig Raum für Gemeinschaft zu geben, aber auch seelsorgerlich Fragen wie auch Fragen zu gesundheitlichen Themen, Pflege und vieles andere sollten qualifiziert angeboten werden. (Eine Liste praxiserprobter Themen ist bei www.senioren-fuer-Christus.de zu finden.) Sehr wichtig ist aber auch, dass der Leiter oder das Team den Besuchern des Kreises positiv zugewandt ist und Zeit hat, sich Einzelnen zuzuwenden.

8. Hauskreise für Senioren

Anders als in einem Seniorenkreis kann in einem (kleineren) Hauskreis sehr viel persönlicher auf die Fragen und Bedürfnisse Einzelner eingegangen und dem Wunsch nach Gemeinschaft nachgekommen werden.

9. Bibelkurse für Senioren

Hierzu kann man Senioren einladen, die den Herrn noch nicht persönlich kennen – im Gespräch miteinander kann zum Glauben eingeladen werden. Z. B. kann man auf der Grundlage des bekannten „Alpha-Kurses“ gut biblische Wahrheiten vermitteln und zum Glauben einladen.

10. Seniorenfrühstück

Das ist ein Angebot für Freunde und Nachbarn mit missionarischer Ausrichtung (ähnlich wie bereits bekannte Frauenfrühstückstreffen). Es gibt sehr viel Vereinsamung und auch ungeklärte und unbeantwortete Fragen im Alter (z.B. Umgang mit Schuld, was wird nach dem Tod sein). Da ist die Einladung zu einem solchen regelmäßigen oder gelegentlichen Frühstückstreffen eine gute Möglichkeit, im Stadtteil oder im Umfeld der Gemeinde einzuladen und solche Themen von der Bibel her zu beleuchten.

11. Gemeinsames Bibellesen für interessierte Senioren aus der Nachbarschaft

Unsere Erfahrung ist: Es kommen tatsächlich Senioren zum Glauben an Jesus! Man kann nur Mut machen dazu! Missionarisches Bibellesen in kleinem Kreis ist eine bewährte Methode, Menschen mit den Wahrheiten der Bibel vertraut zu machen. Beispiele zeigen, dass das auch für Menschen im Seniorenalter möglich ist.

 

In all diesen Fragen und Möglichkeiten will der Arbeitskreis „Senioren für Christus“ die Seniorenarbeit der Brüdergemeinden mit Rat und Tat unterstützen und Gemeinden helfen, ihre Möglichkeiten zu nutzen zur Hilfe und Ermutigung für Menschen und zur Ehre unseres Herrn. Für Gespräche stehen wir gerne zur Verfügung. Siehe hierzu auch unsere Homepage unter www.senioren-fuer-Christus.de.

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