Wohlstand – (k)ein Grund zur Freude?

Freude wirkt wie ein Motor und hat motivierende Wirkung auf uns und andere. Sie steckt an, darum sind wir lieber mit Menschen zusammen, die fröhlich und zuversichtlich durchs Leben gehen, statt Pessimismus zu verbreiten. Wissenschaftler haben herausgefunden: Wer sich von Herzen freuen kann, lebt gesünder und länger (vgl. Spr 17,22).

Sich freuen zu können gehört zum Wesen Gottes. Auch in uns Menschen hat der Schöpfer diese Eigenschaft hineingelegt. Gott liebt es, uns zu erfreuen. Darum gibt er der menschlichen Freude von Beginn an Nahrung. So legt er schon für die ersten Menschen einen Garten an, der „begehrenswert anzusehen und gut zur Nahrung“ ist (1Mo 2,9). Er schenkt die Ehe, die ebenfalls eine Quelle der Freude sein soll (vgl. Spr 5,18). Eine Vielfalt an unterschiedlichsten Früchte ist nur dazu bestimmt, dass wir sie genießen können. Gleichzeitig bezieht Gott uns Menschen in sein Handeln ein und gibt uns Aufgaben, Beziehungen und Begabungen, durch die wir Freude und Erfüllung erleben sollen.

Seit dem Sündenfall sind Sorgen, Leid und Tod in die Welt gekommen. Nicht an jedem Tag ist uns zum Jubeln zumute. Doch weiterhin gilt: Auch in den äußeren Umständen beschenkt Gott uns überreich. In unzähligen Zusammenhängen dürfen wir Freude erleben: In Herausforderungen, wenn uns etwas gut gelingt. In Beziehungen, wenn wir Freunde treffen oder die Familie wächst. In der Freizeit, wenn wir uns bei schöner Musik, einem guten Buch, einem Glas Wein oder einem Spaziergang erholen können. Freude kommt auch auf, wenn wir etwas Neues entdecken oder uns die Schönheit eines Sonnenuntergangs zum Staunen bringt. Nur in einem falsch verstandenen Christentum wird diese natürliche Freude gegen die konsequente Nachfolge eines Jüngers ausgespielt. Denn Gott verlangt keine Askese, die uns jede Freude raubt. Die Apostel kennzeichnen es als Irrlehre, wenn Menschen sich Gottes Wohlgefallen durch die Einhaltung strenger Regeln wie den Verzicht auf Heirat und bestimmte Speisen verdienen wollen (vgl. Kol 2,16-23; 1Tim 4,3). Wir dürfen uns freuen und Gottes Gaben dankbar genießen (1Tim 4,4).

Gleichzeitig ruft der Herr Jesus uns aber auch dazu auf, uns weniger Mühe um die vergängliche Speise zu machen, sondern uns um das zu bemühen, was Ewigkeitswert hat (Joh 6,27). Viele Menschen verbinden Freude vor allem damit, sich etwas Schönes leisten zu können: den besonderen Urlaub, das neue Auto, das moderne Smartphone, das modische Outfit usw. Doch diese „gekaufte Freude“ hat nur eine kurze Haltbarkeit. Die Erinnerung an den Urlaub verblasst im Alltag. Das Neue verliert schnell seinen Reiz und ist kurz darauf schon wieder technisch veraltet. Wer versucht, durch neue Einkäufe die verlorene Freude wieder zurückzugewinnen, stellt fest: So wie Meerwasser keinen Durst löscht, geben materielle Güter keine dauerhafte Freude. Paulus warnt darum vor den extrem schädlichen Folgen der Hab- und Geldsucht und ruft uns stattdessen dazu auf, mit wenigem zufrieden zu sein (1Tim 6,6-10). Es geht um unsere Einstellung: Wen die Jagd nach immer mehr Geld, Erfolg, Beliebtheit … antreibt, ist zu beschäftigt, um echte Freude und Zufriedenheit zu genießen. Sorgen, die Verlockungen des Reichtums und andere Begierden wirken wie dorniges Unkraut, das die gute Frucht erstickt, die Gott durch sein Wort in uns zum Wachsen bringen möchte (Mk 4,19).

Als Christen sind wir nicht dazu berufen, ein egoistisches Leben im materiellen Überfluss zu führen. Das Vorbild des Herrn Jesus fordert uns heraus, auf persönliche Vorrechte zu verzichten, um Gott und unseren Mitmenschen in Liebe zu dienen. Wir können Schätze im Himmel sammeln, wenn wir den Zielen des Herrn Jesus die höchste Priorität geben. Doch der Lohn beschränkt sich nicht erst auf den Himmel. Wenn wir darauf vertrauen, dass Jesus Christus uns mit dem versorgt, was wir wirklich brauchen, können wir entspannt, zuversichtlich und mutig leben. Wir haben Zeit für ein Lächeln. Wir können kleine Momente genießen und für alltägliche Begegnungen dankbar sein. Dabei können wir uns sogar darüber freuen, auf etwas zu verzichten, um anderen dadurch zu dienen. Die freiwillige Hingabe macht den Unterschied, wenn es in 2. Korinther 9,7 heißt: „Einen fröhlichen Geber hat Gott lieb!“ Vor allem können wir uns über eine unauflösbare Beziehung zu Jesus Christus freuen, durch den wir unabhängig von allen äußeren Umständen auf der Seite des Siegers stehen und von dessen Liebe uns weder Tod noch Teufel trennen kann (Röm 8,37f). Wenn wir bei ihm sind, sind alle Freudenkiller für immer abgeschafft (Offb 21,4).

Im Alltag wird unsere Freude oft angegriffen – z. B. durch einen vollen Terminkalender, Hektik an der Arbeit, Krankheit oder Herausforderungen in Gemeinde und Familie. Umso wichtiger ist es, dass wir uns regelmäßig bewusst machen: Wir sind zur Freude berufen. Freude ist eine Frucht des Geistes, die in uns wachsen soll. Dazu ist es hilfreich, sich jeden Tag Zeit zu nehmen, Gott zu danken. Je mehr wir darauf achten, was Gott uns alles geschenkt hat und wo wir Rettung, Bewahrung, Hilfe usw. erlebt haben, umso mehr wird unsere Freude über seine liebevolle Zuwendung wachsen. Wie David dürfen wir erkennen: „Du, Herr, hast mir so viel Freude geschenkt, mehr als sie je hatten durch Überfluss an Most und Korn!“ (Ps 4,8; NeÜ).

Auch Vergebungsbereitschaft und Großzügigkeit anderen gegenüber sind Schlüssel, mit mehr Freude leben zu können. Geteilte Freude ist doppelte Freude. Teilen wir daher sowohl unsere Gaben als auch unser Wissen über den Geber aller guten Gaben mit anderen. Denn der Herr hat gesagt: Geben macht glücklicher als behalten (vgl. Apg 20,35).

„Freude wirkt wie ein Motor und hat motivierende Wirkung auf uns und andere.“
(Andreas Droese)

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