Sterbende begleiten

Eine der schwierigsten Aufgaben eines Ältesten oder geistlichen Leiters ist es, Sterbende zu begleiten. Obwohl es ein großes Privileg ist, in den letzten Tagen eines Menschen dabei zu sein, kann diese hohe Berufung selbst erfahrenen Leitern das Gefühl geben, der Situation nicht gewachsen zu sein.

Aber das muss nicht so sein! In einer Vortragsserie über „Tod und Beerdigungen“ gibt Bob Deffinbaugh fünf Punkte weiter, die er in der Seelsorge gelernt hat und die auch anderen helfen können, Sterbenden bestmöglich beizustehen:

1. Tut nicht so, als würden sie nicht sterben

In seinem Buch „The Last Thing We Talk About“ („Das Letzte, worüber wir reden“; nicht auf deutsch erhältlich, A.d.Ü.) schreibt Joseph Bayly, dass die meisten Menschen glauben, sie täten dem Sterbenden einen Gefallen, wenn sie es vermeiden, über den Tod zu sprechen – aber gewöhnlich weiß er, dass er im Sterben liegt, und diese Realität zu ignorieren verhindert den Segen, sich geistlich darauf vorbereiten zu können. Besonders Ungläubige müssen wissen, dass ihre Tage begrenzt sind, weil sie an Christus glauben müssen, bevor sie sterben, um gerettet zu werden.

Behandelt die Sterbenden als Menschen, die noch am Leben sind, selbst wenn sie im Koma liegen. Redet mit ihnen, als ob sie zuhören, denn das kann durchaus der Fall sein. Und wenn sie nicht gerettet sind, gebt das Evangelium weiter.

Seine erste Beerdigung hielt Bob für eine Frau, die an Krebs starb. Auf dem Weg zur Trauerfeier sagte ihr Mann: „Sie hatte keine Ahnung, dass sie sterben würde.“ Bob widersprach – sie hatte bei jedem seiner Besuche mit ihm über den Tod gesprochen, weil sie Sicherheit darüber bekommen wollte, was nach dem Tod mit ihr geschehen würde.

2. Behandelt die Sterbenden wie Menschen

Eine Krankenhaus-Umgebung kann die Schwierigkeiten des Sterbens verstärken, deshalb tut, was ihr könnt, um die Atmosphäre so gemütlich wie möglich zu machen – und seht dem Sterbenden auf jeden Fall in die Augen! Bob erinnert sich an die letzten Tage seiner Großmutter, als ihr Hör- und Sehvermögen nachließen und viele Verwandte es vermieden, ihr in die Augen zu sehen. „Es war, als wäre sie keine Person mehr“, sagt er. „Ich habe mir geschworen, dass ich meiner Oma in die Augen sehen würde. Selbst wenn sie mich nicht mehr erkannte, würde sie wissen, dass ich mit ihr rede.“

3. Zeigt Mitgefühl mit den Angehörigen und Pflegenden

Bobs Freund erzählte ihm von einem Hausbesuch, bei dem er im Flur der Frau des Sterbenden begegnete und sie fragte: „Wie geht es dir?“ Worauf sie weinend antwortete: „Von den ganzen Besuchern hat mich kein einziger gefragt, wie es mir geht!“ Während sich alle auf ihren Mann konzentrierten, empfand die baldige Witwe ebenfalls große Qualen. Wenn ihr euch um Sterbende kümmert, vergesst nicht ihre Pflegenden und Angehörigen.

4. Redet über die großen Fragen und ewigen Dinge

Eines Sonntagnachmittags besuchte Bob eine sterbende Frau, deren christliche Freunde sich gerade verabschiedet hatten. Die Freunde hatten sich über ein aktuelles Fußballspiel unterhalten, und die Frau meinte zu Bob: „Die Unterhaltung heute war wertlos.“ Eine sterbende Christin macht sich keine Gedanken um den Ausgang eines Fußballspiels – sie macht sich Gedanken über die Tatsache, dass sie bald beim Herrn sein wird!

Verschwendet keine Zeit mit Banalitäten; verlasst eure Komfortzone und sprecht über das, was wichtig ist. Fragt die sterbende Person, welche Fragen er oder sie im Blick auf die Ewigkeit hat. Ermutigt den Gläubigen, der im Sterben liegt, sich auf das Gute zu konzentrieren, das vor ihm oder ihr liegt. Sie bereiten sich darauf vor, Jesus zu sehen!

(Ein hilfreiches Buch zu diesem Thema ist Joni Eareckson Tadas „Spiel mir das Lied vom Himmel“. Im Deutschen noch antiquarisch erhältlich; A.d.Ü.)

5. Besprecht die Beerdigung

Welche Lieder sollen bei der Trauerfeier gesungen werden? Welche Geschichten aus ihrem Leben sollen erzählt werden? Wie ist er oder sie zum Glauben gekommen?

Manche Menschen sind übermäßig bescheiden und möchten nicht einmal bei ihrer eigenen Beerdigung im Mittelpunkt stehen. Versprecht in solchen Fällen, dass ihr sie nicht glorifizieren werdet, sondern an ihrer Stelle reden werdet. Ermutigt sie, von ihrem Glauben Zeugnis zu geben und ihr Leiden als Möglichkeit zu nutzen, das Evangelium weiterzugeben.

Manche sterbenden Gläubigen haben sogar ihr Zeugnis auf Video aufgenommen, damit es bei der Beerdigung abgespielt werden kann. Damit drücken sie aus: „Ich weiß, wohin ich gehe, und ich hoffe, euch dort wiederzusehen.“ Das ist beeindruckend!

 

Die vollständigen Vorträge sind auf Englisch auf www.biblicaleldership.com zu hören. Eine deutsche Übersetzung ist in Arbeit, aber leider noch nicht verfügbar.

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