Freude aus der Nähe zum Herrn

Die Euroscheine zählen zu den sichersten Geldscheinen der Welt. Man denkt im Allgemeinen ja: „Nichts ist einfacher, als Papier zu kopieren.“ Aber bei den Euro-Geldscheinen wurden besondere Sicherheitsmerkmale eingebaut wie das Porträt-Hologramm, der Sicherheitsfaden, die Smaragdzahl oder der Kippeffekt. Sie alle sollen die Echtheit des Geldscheins bestätigen und ihn fälschungssicher machen.

Solche Erkennungs- und Echtheitsmerkmale in Bezug auf das Christsein werden in Galater 5,22 beschrieben; sie werden dort als „Frucht des Geistes“ bezeichnet. Sie bestätigen die Echtheit von Christen. Eines der dort genannten Echtheitsmerkmale des Christen ist Freude.

Freude ist nicht dasselbe wie Spaß. Spaß ist an ein Erlebnis gebunden und braucht oft nur einen Anlass wie eine Party, ein begeisterndes Spiel oder einen Freizeitpark. Spaß ist kurzzeitig und mit dem Ende des Erlebnisses vorbei; oft bleibt danach eine innere Leere. Biblische Freude dagegen ist eine innere Haltung, die viel tiefer geht und erfüllt, sie braucht keinen Anlass, sondern beruht auf einer Beziehung. Deshalb kann Paulus die Philipper aufrufen: „Freut euch!“; und er nennt auch den Grund der Freude: „im Herrn“. Und er sagt auch etwas über ihre Haltbarkeit: „allezeit“ (Phil 4,4). Spaß hat man an etwas, das vergänglich ist, biblische Freude hat man an einer Person. Und weil diese Person Jesus selbst ist, hält diese Freude „allezeit“ an und endet niemals.

Der Schlüssel zu wahrer Freude ist also die Beziehung zum Herrn Jesus, die Freude besteht an ihm. Alles, was die Beziehung zu ihm beschädigt, erstickt die Freude.

Manchmal verwechseln Christen Freude mit Spaß. Man kann Spaß an einer Sache oder Aufgabe haben, auch wenn die Beziehung zu Jesus und die Freude an ihm fehlen. Es kann Spaß machen, in einer Lobpreisband zu spielen oder die Technik in der Gemeinde zu machen, aber wenn die Freude im Herrn dabei fehlt, ist der Dienst nicht echt. Ob der Geist Gottes in einem Christen spricht und wirkt, oder ob dieser aus Spaß oder anderen Motiven handelt, ist ein großer Unterschied. Die Echtheitsmerkmale des Geistes und der Freude zeigen, ob das eine oder das andere der Fall ist.

Man kann sogar Freude haben, wenn man trauert oder krank ist, denn die Gewissheit der Beziehung zu Jesus trägt durch alle Trauer, allen Verlust und alles Leid hindurch. Freude im Herrn zeigt sich deshalb nicht unbedingt in einem fröhlichen Gesicht, sondern in einem tiefen Trost, den die Vertrautheit mit Jesus mit sich bringt. Die Freude an Jesus und an allem, was ihm gefällt, führt zu einem mitleidenden und gütigen Blick auf die Mitmenschen und zu einer tiefen Zufriedenheit in den Umständen, in denen wir gerade stecken.

Du trauerst um einen Angehörigen? Dann freue dich in Jesus! Du hast deinen Arbeitsplatz verloren oder bist erkrankt? Dann erfreue dich an deiner Beziehung zu Jesus! Das macht alles keinen Spaß, aber es muss deshalb die Freude nicht trüben. Die Aufforderung zur Freude ist wie eine Erinnerung: Du, schau mal wieder richtig hin – du hast Jesus!

Vielleicht wird es Zeit, die Beziehung zu Jesus zu erneuern, wenn du feststellst, dass dir die Freude verloren gegangen ist. Das ist z. B. der Fall, wenn du dich beim Klagen, Meckern, bei Bitterkeit oder tiefem Zweifeln ertappst. Ja, es können Wolken vor die Sonne ziehen, die uns der Heiland jeden Tag sein möchte.

Dann ist es an der Zeit, sich daran zu erinnern, dass die Freude an Jesus nicht zuerst ein Gefühl ist, sondern eine Gewissheit, die auf der Zuverlässigkeit des Evangeliums aufbaut. Dann ist es Zeit, sich der Tatsachen und Fakten neu bewusst zu werden, auf die sich Gottes Wort und seine Beziehung zu uns gründen: dessen einzigartige Entstehungsgeschichte, die göttlichen Echtheitsbeweise biblischer Prophetie, die Säule und das Fundament der Wahrheit (die Gemeinde), die Gewissheit des Glaubens, die Offenbarung seines Wesens, die vielen glaubwürdigen Zeugen der Kirchengeschichte, Gottes Souveränität in der Durchführung der Heilsgeschichte und die Beschäftigung mit seinem unendlich liebenden, wartenden, barmherzigen und erziehenden Herz als Vater seiner Kinder.

Vielleicht ist es auch an der Zeit, Sünde und Schuld zu bekennen, die die Freude verfinstert haben. Dann zum Kreuz damit! Jesus ist gekommen, um Sünder zu retten. Und dass er sie wirklich liebt, muss er nicht erneut beweisen – das hat er ein für alle Mal durch seinen hingebungsvollen und stellvertretenden Tod am Kreuz bewiesen.

Über fast nichts freut sich Jesus mehr, als dass eins seiner Schafe zu ihm zurückfindet. Im Gleichnis vom wiedergewonnenen Sohn (Lk 15) wird uns das sehr bewegend vorgestellt. Beide Söhne waren ja verloren. Der erste, weil er zwar beim Vater lebte, aber keine Freude am Vater hatte, und der zweite, weil er den Spaß in der Fremde der Freude beim Vater vorgezogen hatte. Über wen freut sich der Vater? Über den, der zurückkehrt zu ihm, über den, der den Vater selbst will und nicht nur den Nutzen vom Vater. Klar, der zweite musste tief durch, aber das schmälerte nicht die Freude, die der Vater bei seiner Rückkehr und Wiederaufnahme empfand. Wenn uns nur ein kleines bisschen klarer wäre, wie sehr der Vater sich nach ungetrübter Gemeinschaft mit uns sehnt, würden wir heute alles beiseiteräumen, was diese Freude trübt. Aller Spaß der Welt ist, verglichen damit, vollkommen wertlos.

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