Weihnachtsfreude

Ich liebe Weihnachten! Schon immer. Als Kind war es einfach nur spannend und aufregend. Die Vorweihnachtszeit wurde bei uns zelebriert. Plätzchen backen, Adventskalender, Adventskranz
und Unmengen von Kerzen, Tannenzweigen und gemütliche Stunden, in denen unsere Mutter uns lange Geschichten vorgelesen hat. Weihnachtslieder wurden damals noch überwiegend selbst gesungen – von unseren Eltern mit Harmonium, Geige oder Mundharmonika und von uns Kindern mit Triangel und Blockflöte begleitet. Und dann endlich, endlich Heiligabend! Das Wohnzimmer – zuvor tagelang verschlossen – wurde geöffnet. Ein riesiger Weihnachtsbaum (vermutlich in der Erinnerung doppelt so groß als er tatsächlich in unserer kleinen Wohnung war) strahlte mit gefühlten Hunderten Kerzen um die Wette. Diese Freude, diese Spannung, diese feierlichen Augenblicke sind in meiner Erinnerung fest eingebrannt. Und bis heute lebendig.

Natürlich hat unser Vater die Weihnachtsgeschichte gelesen – aber das hat mich nie so richtig beeindruckt. Das hatte ich ja schon oft gehört, das war nichts Neues. Nichts, was mich betraf. Ein neues Fahrrad, Indianer und Cowboys oder später die neue Lokomotive für meine elektrische Eisenbahn – das war das Größte.

Das ist doch die wahre Weihnachtsfreude – oder? Unsere Kindheitserinnerungen. „Die Weihnachtsfreude pustet keiner aus“ hat der bekannte Liedermacher Manfred Siebald 1992 getextet. Hat er wirklich meine Kindheitserinnerungen gemeint? Vermutlich nicht, denn er singt weiter: „Gott kam zu uns auf die Welt, wurde so wie wir.“ Das ist schon eine gewaltige Aussage. Gott selbst kommt auf die Welt. Das ist eine so steile Behauptung, dass ich manchmal verstehe, dass es so viele Menschen gibt, die das nicht glauben können – oder wollen.

Das kann doch nicht sein – ein Gott, der Mensch wird! So wie wir. Wo gibt es so etwas? Ist das einfach so vorstellbar? Einfach so – sicher nicht. Aber wenn wir die Bibel lesen, wenn wir sie studieren, wenn wir davon lesen, welche Mühe sich der große, allmächtige Gott macht, um sein Volk, seine Leute dazu zu bringen, IHM zu vertrauen und IHM zu gehorchen – dann bekommen wir einen Eindruck von Gottes Liebe. Von SEINER Barmherzigkeit. Von SEINER Ausdauer. Von SEINEM Willen, alles zu investieren, um SEINE Menschen zu IHM zurückzubringen. Und plötzlich steht es klar und deutlich vor uns:

Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Dieses war im Anfang bei Gott. Alles wurde durch dasselbe, und ohne dasselbe wurde auch nicht eines, das geworden ist. (Johannes 1,1-3)

Wer kann dieses „Wort“ anderes sein als unser Herr Jesus? Das wird uns spätestens im Vers 14 klar, wenn wir lesen:

Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns, und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit. (Johannes 1,14)

ER, der von Anfang an bei Gott war – ja, noch mehr, der von Anfang an Gott war –, wird Mensch. Er kommt auf die Erde und wird so wie wir: ein Mensch. Gott selbst ist zu seinen Geschöpfen gekommen, um sich persönlich um sie zu kümmern.

Nirgendwo in der Bibel steht etwas davon, dass wir Weihnachten als einen besonderen Tag feiern sollen. Aber vermutlich waren in den ersten Jahren viele der jungen Christen so beeindruckt von dieser Tatsache, dass sie begonnen haben, die Freude über dieses „Weihnachtsgeschenk“ zu feiern und mit allen möglichen damals üblichen Bräuchen und Traditionen auszuschmücken. Manche davon haben sich bis heute gehalten – viele sind immer sinnentleerter geworden. Aber wenn wir uns durch Kerzen, Tannen, Weihnachtsmärkte und Geschenke durchgearbeitet haben und zum Kern der Sache durchdringen, finden wir diese unbändige Weihnachtsfreude wieder. So wie es Margret Birkenfeld vor einigen Jahren gedichtet hat: „Freude, große Freude, leuchtet aus der Nacht, Jesus hat die Freude, in die Welt gebracht“ (Glaubenslieder, Nr. 529).

Die Freude darüber, dass Gottes Sohn Mensch geworden ist und dass ER für meine Sünden bezahlt und mir vergeben hat, ist buchstäblich wie Weihnachten und Ostern zusammen. Wir wollen uns in diesem Jahr wieder an den Kern der Freude erinnern:

Denn siehe, ich verkündige euch große Freude, die für das ganze Volk sein wird. Denn euch ist heute ein Retter geboren, der ist Christus, der Herr! (Lukas 2,10-11)

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