Leiter, hol dir Mut bei deinem Gott!

Ermutigung ist ein knappes Gut.

Leiter im Volk Gottes sind nicht die Einzigen, die Ermutigung brauchen, aber sie können sich leicht mit Davids Erfahrung identifizieren: „David war in großer Bedrängnis, denn das Volk sprach davon, ihn zu steinigen. Denn die Seele des ganzen Volkes war erbittert, jeder war erbittert wegen seiner Söhne und wegen seiner Töchter. Aber David stärkte sich in dem HERRN, seinem Gott.“ (1Sam 30,6)

Das ist hoffentlich nicht die übliche Erfahrung eines Ältesten oder Leiters, aber es gibt Zeiten, in denen die Aufgabe zu gewaltig erscheint.

Das Wort, das die Elberfelder Übersetzung mit „stärken“ übersetzt, wird in der NeÜ (bibel.heute) wiedergegeben mit: „David holte sich Mut bei Jahwe, seinem Gott“. Das zugrundeliegende hebräische Wort hat beide Bedeutungen – „ermutigen, indem man ihm Mut oder Kraft gibt“. David, der großartige Leiter und Motivator des Volkes Gottes, brauchte Ermutigung in schweren Zeiten! Das Volk war verbittert und bereit, ihn zu steinigen. Was für eine Belohnung für treue Leitung! – Könnt ihr mitfühlen?

Wenn ich von Entmutigung rede (ich spreche aus Erfahrung), habe ich einen Zustand vor Augen, in dem die Begeisterung, mit der ich die Zukunft angehe, zunichte gemacht wird durch Eindrücke von Widerstand, Versagen, Nutzlosigkeit oder Unwirksamkeit in der Gegenwart. Dazu gesellt sich oft der Verlust der Hoffnung, ein auserwähltes (oder zumindest akzeptables) Gefäß im Dienst für den Herrn zu sein.

Die Frage ist also berechtigt: Wie kann sich ein Leiter selbst ermutigen?

Hier sind einige hilfreiche Möglichkeiten:

1. Schau auf Gottes Wort

Die Schrift enthält viele Geschichten von gottesfürchtigen Leitern, die zeitweise mit Entmutigung zu kämpfen hatten. Wenn wir von ihnen lesen, lernen wir zwei Dinge:

  1. Wir sind nicht mit unseren Kämpfen kein Einzelfall, und
  2. Wir können davon lernen, wie diese gottesfürchtigen Männer mit emotional belastenden Umständen umgingen.

Das 11. Kapitel des Hebräerbriefs über die „Glaubenshelden“, wie manche sie nennen, ist aus gutem Grund geschrieben worden. Das waren gottesfürchtige Leute, die viele widrige Situationen ertrugen und nicht aufgaben. Das Nachdenken über solche Abschnitte kann eine heilsame Wirkung auf einen entmutigten Leiter haben.

2. Erinnere dich an früheres Handeln Gottes in deinem Leben

Gott wies die Israeliten häufig an, sich daran zu erinnern, wie er sie in der Vergangenheit aus Unterdrückung und Versagen errettet hatte. Das Passahfest zum Beispiel diente dazu, sie immer wieder daran zu erinnern, dass Gott sein Volk aus Not rettet, wenn es ihm nachfolgt. Steinhaufen, die als Denkmäler errichtet wurden, erinnerten künftige Generationen an die großen Taten Gottes.

Wir, die wir uns bemühen, dem Herrn zu dienen und sein Volk zu leiten, tun also gut daran, uns an die vielen Male zu erinnern, in denen Gott in unserer Vergangenenheit gewirkt hat. Manche führen ein Tagebuch, das sie sich jederzeit wieder ansehen können. Ich persönlich führe etwas, das ich meinen „Ermutigungsordner“ nenne. Darin sammle ich wertschätzende Briefe, Berichte von denen, die ich früher einmal geistlich begleitet oder gefördert habe, und andere Erinnerungen daran, wie Gott mich im Leben anderer gebraucht hat. Diese Dinge sind nicht dazu da, um eingerahmt für alle sichtbar zur Schau gestellt zu werden. Nein, es sind einfach private Erinnerungen an Gottes Treue, dass er mich auf die eine oder andere kleine Weise gebraucht hat – ein steinernes Denkmal am Flussufer, damit ich mich erinnern und und dadurch ermutigt werden kann.

Manchmal schwelgen meine Frau und ich absichtlich in Erinnerungen. Wenn sie entmutigt ist, erinnere ich sie an vergangene Siege oder Ergebnisse ihres Dienstes. Und sie tut dasselbe für mich. Fotoalben helfen dabei und können in schlechten Zeiten eine Ermutigung sein.

Die Ermutigung kommt nicht aus dem, was wir getan haben, sondern aus der Erinnerung daran, was Gott durch uns getan hat.

3. Teile deine Entmutigung mit jemand

Suche dir einen vertrauenswürdigen Freund oder Rechenschaftspartner, mit dem du deine Entmutigungen und Enttäuschungen teilen kannst. Ich denke dabei an jemanden, der gut zuhören kann und nicht zu schnell eine Lösung anbietet. Das kann schwierig sein, weil die meisten Männer scheinbar darauf programmiert sind, für Probleme Lösungen suchen zu wollen. Das funktioniert bei Entmutigung nicht. Wir kennen oft die passenden Bibelstellen, aber was wir brauchen, ist keine Predigt, sondern jemand, der uns zur Seite steht und uns Mut und Kraft vermittelt. Das kann einfach durch ein offenes Ohr oder eine Zeit des Gebets geschehen.

Das bedeutet jedoch, dass wir an zwei Fronten verwundbar werden:

  1. Wir müssen uns demütigen, indem wir Entmutigung zugeben – was uns möglicherweise der fehlgeleiteten Herablassung anderer aussetzt.
  2. Wir müssen die Ermutigung, die Gott durch andere bringt, annehmen – in dem Wissen, dass zu einem anderen Zeitpunkt wir aufgerufen sein könnten, diese Person zu ermutigen.

4. Sprich mit dir selbst

In den beiden zusammengehörenden Psalmen 42 und 43 fragt sich David drei Mal: „Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir?“ Er spricht mit sich selbst, während er mit seinen Gedanken und Gefühlen ringt. Und jedes Mal antwortet er auf seine eigene Frage mit einer festen, aber konstruktiven Aufforderung: „Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken, dass er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist!“

Wir müssen uns dafür entscheiden, unsere Gedanken wieder auf Gott und die Hoffnung zu richten, die er verheißt. Das wird uns helfen, angesichts von Widerstand und Schwierigkeiten Mut zu schöpfen.

5. Ermutige andere

Einer der besten Wege, mit Entmutigung umzugehen, besteht darin, sich aktiv und bewusst darum zu bemühen, andere zu ermutigen (1Thess 5,11). Da Entmutigung dadurch entsteht, dass wir uns auf uns selbst konzentrieren, ist das wirksamste Heilmittel, uns einfach auf andere zu konzentrieren (Phil 2,4).

6. Bete

Ich nenne das Gebet erst jetzt, weil die meisten geistlichen Leiter wissen, wie wichtig es ist, und wahrscheinlich instinktiv beten. Ich habe eher den Eindruck, dass die meisten von uns das Gefühl haben, es könnte ein Zeichen geistlicher Unreife sein, Ermutigung auf irgendeine andere Art als durch Gebet zu suchen – wenn wir den Herrn haben, warum sollten wir dann noch andere Dinge brauchen?

Meine Antwort darauf ist: Entmutigung kann zwar ein Symptom für geistliche Schwäche sein, ist aber kein Symptom für geistliche Unreife. Ja, jeder von uns wird manchmal geistlich schwach, und deshalb brauchen wir greifbare Hilfe. Tatsächlich sind die „anderen Dinge“, die ich oben genannt habe, oft genau die Antworten auf die Gebete, mit denen wir unser Herz vor dem Herrn ausgeschüttet haben.

Also, Leiter, hol dir Mut bei deinem Gott! Suche bewusst und aktiv nach der Ermutigung durch den Herrn auf den vielen Wegen, die er dir bietet. Das kann dir niemand abnehmen.

 

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