Wie werde ich ein Gemeindeglied nach biblischem Muster?

Im 1. Timotheus- und im Titusbrief stellt Paulus je eine Art Checkliste vor, an der man überprüfen kann, ob ein Mann für den Dienst als Ältester oder Diakon qualifiziert ist. Für die Aufnahme des Gläubigen in die Gemeinde oder das Leben als Glied der Gemeinde finden wir eine solche Liste nicht. Gibt es also keine Anforderung?

Wenn wir die neutestamentlichen Briefe lesen, finden wir darin sehr wohl Hinweise und klare Anordnungen für den Einzelnen, damit das Leben in Gemeinschaft gelingt.

Welches Bild entwirft das Neue Testament von einem Christen, der zur Gemeinde gehört?

Paulus verwendet u. a. das Bild vom Leib, um die Gemeinde zu beschreiben. Der Einzelne wird diesem Leib eingegliedert, indem er durch den Geist in den Leib getauft (1Kor 12,13), wiederge- boren wird. Als Glied nimmt er den Platz ein, den Gott ihm bestimmt hat, „wie er wollte“ (1Kor 12,18). Somit sind alle Gläubigen „Glieder voneinander“ (Röm 12,4- 5), befinden sich in einer gegenseitigen Abhängigkeit. Das Bild vom Leib macht deutlich, dass „(Mit-) Gliedschaft“ sowohl eine zweifache Beziehung – nämlich zum Haupt des Leibes und zu den Gliedern – als auch eine Aufgabe mit sich bringt. Daraus ergeben sich Anforderungen.

1. Das Glied hält die Verbindung zum Haupt

Für Gläubige einer Gemeinde ist es unerlässlich, ihre persönliche Beziehung zum Haupt des Leibes, unserem Herrn Jesus (Eph 1,22; Kol 1,18), zu pflegen. Das geschieht durch …

  • das Gespräch mit ihm (1Thes 5,17),
  • das Hören auf sein Wort (Kol 3,16) und
  • den gelebten Gehorsam (Joh 15,14).

Dieser erste Teil der Anforderungen klingt vertraut und bereitet uns wahrscheinlich nicht so große Mühe. Die Herausforderungen bringt besonders das gemeinsame Leben.

2. Das Glied lebt in Beziehung zu den Geschwistern

Als Geschwister einer Gemeinde leben wir in Abhängigkeit voneinander. Das kann herausfordernd sein, ist aber von Gott gewollt. Am Bruder, an der Schwester trainieren wir, unseren Glauben zu leben: „… wer seinen Bruder nicht liebt, den er gesehen hat, kann nicht Gott lieben, den er nicht gesehen hat“ (1Jo 4,20).

Wie liebe ich die Geschwister? Wir sollen sie …

  • höher achten als uns selbst und um ihre Anliegen besorgt sein (Phil 2,2-4),
  • durch unser Verhalten erbauen und im Glauben stärken (Röm 15,2),
  • ertragen und ihnen vergeben (Kol 3,13),
  • annehmen, wie Christus auch uns angenommen hat (Röm 15,7).

Fazit: Wir dienen einander durch Liebe (Gal 5,13).

Wäre die Atmosphäre einer Gemeinde durch einen solchen Umgang miteinander geprägt, würde ein Besucher wahrscheinlich erstaunt feststellen, „dass Gott wirklich unter“ uns ist (vgl. 1Kor 14,25).

3. Das Glied übernimmt seine Aufgabe

Dem Glied hat Gott mit seinem Platz im Leib auch eine Funktion zugewiesen (1Kor 12,18). Dazu hat jeder Gläubige von Gott eine Gnadengabe geschenkt bekommen, die er zum Nutzen der Geschwister einsetzen soll. Also sind wir alle berufen, Mitarbeiter zu sein.

Wie gestaltet sich diese Mitarbeit? Wir sollen …

  • als Geschwister zusammenkommen (Hebr 10,24f.). Für die Gemeinschaft der Gläubigen hat der Herr seine Gegenwart zugesagt (Mt 18,20). Als Thomas am Auferstehungstag abends nicht bei den Jüngern war, verpasste er etwas (Joh 20,24): die Begegnung mit dem Herrn. So verpassen auch wir etwas, wenn wir fehlen.
  • unsere Gaben einbringen (1Petr 4,10). Gott weiß, warum er uns in der Gemeinde so zusammengestellt hat. Ich brauche den anderen, und er braucht mich. Jeder muss seine Gabe in den verschiedenen Bereichen einbringen, sonst kann der Leib sein Potenzial nicht entfalten.
  • bewährt sein und das Wort Gottes kennen (2Tim 2,15). Timotheus sollte in seinem Dienst zeigen, dass er erfahren ist und als Arbeiter mit seinem Werkzeug, dem Wort Gottes, umgehen kann. Wenn wir unsere Bibel (immer besser) kennen, können wir in Predigt, Kinderstunde, Frauen-/Männerkreis, bei Besuchen, in evangelistischen Gesprächen etc. einander mit dem Wort belehren, erbauen, ermahnen, trösten …
  • eifrig sein (2Kor 8,16.17.22). Paulus erwähnt Titus mehrfach dafür, dass er in seinem Dienst sehr eifrig war. Das soll ein Gemeindeglied auch auszeichnen. Es soll bereit und willig sein, die Aufgabe anzupacken und den Dienst zu übernehmen – auch wenn vielleicht mal die Motivation fehlt.
  • treu sein (1Kor 4,2). Was Paulus über die Verwalter sagt, gilt grundsätzlich für jeden. Man soll wissen, dass man auf mich zählen kann. Wenn ein Organ im Körper nur nach dem Zufallsprinzip funktioniert, stimmt etwas nicht. Gleiches gilt für den „Gemeindeleib“. Wenn wir treu sind, wissen die Geschwister: Auf den Bruder, die Schwester ist Verlass.

Und wenn ich einen Durchhänger habe? Paulus schreibt, dass wir als Glieder eines Leibes „Sorge füreinander“ (1Kor 12,25) tragen sollen. Wenn Geschwister eine Durststrecke durchleben, ermutigen wir einander. Hier können wir das Wort aus Prediger anwenden: Und wenn Mutlosigkeit „den Einzelnen überwältigt, so werden doch die zwei ihm widerstehen“ (Pred 4,12).

Nachfolge geht in der Gemeinde besser als allein!

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