Gemeinde in Raum und Zeit

Souverän tragen 180 Säulen, mit einem Durchmesser von 3 Metern und einer Höhe von 60 Metern, die erweiterte Start- und Landebahn des Flughafens auf Madeira, der Vulkaninsel im Atlantik. Bis zu 60 Meter tief sind die Säulen im felsigen Untergrund gegründet, um die Start- und Landebahn zu tragen. Jetzt können auch große Flugzeuge, die oft mehr als 250 000 kg wiegen, sicher landen. Die schwierigen Bedingungen des Geländes machten dieses imposante Bauwerk notwendig, und es ist ein Erlebnis, dort „wie auf einem Flugzeugträger“ zu landen.

Paulus schreibt an Timotheus, dass die Gemeinde des lebendigen Gottes „die Säule und die Grundfeste der Wahrheit ist“ (1Tim 3,15). Was bedeutet das für uns?

Die große Bedeutung der Wahrheit

„Die ganze Welt liegt im Bösen“ (1Jo 5,14), und sie wird von Satan beherrscht, von dem der HERR sagt: „Jener war ein Menschenmörder von Anfang an und stand nicht in der Wahrheit, weil keine Wahrheit in ihm ist. Wenn er die Lüge redet, so redet er aus seinem Eigenen, denn er ist ein Lügner und der Vater derselben“ (Joh 8,44).

In diesem Bereich des Bösen entstehen Gemeinden Gottes, und ihr Weg führt mitten durch diese Welt. Darum ist es wichtig, dass wir die Wahrheit kennen, um sie zu verkündigen und sie zu leben. Johannes schreibt: „Es gibt keine größere Freude für mich, als zu hören, dass meine Kinder der Wahrheit gemäß leben“ (3Jo 1,4; NeÜ).

Dafür reicht es allerdings nicht aus, als Christ im „Standby-Modus des Glaubens“ selbstzufrieden nur „dabei zu sein“, sondern unser Auftrag ist es, die Wahrheit offensiv zu verteidigen, „hochzuhalten“ und mutig sichtbar zu leben – im deutlichen Kontrast zum Mainstream der vielen Menschen, die irregeführt nun gottlos, wie betäubt oder träumend ins ewige Desaster rennen.

Gibt es denn überhaupt „die Wahrheit“?

Nein – sagen viele Menschen. Aber wenn es keine absolute Wahrheit gibt, dann ist es auch nicht wahr, dass es keine absolute Wahrheit gibt. Dann wird alles relativ.

Ohne absolute Wahrheit aber kann alles, was wir sagen, auch ganz oder teilweise unwahr, richtig oder falsch, wirklich und unwirklich sein. Jeder hat dann „seine individuelle Wahrheit“. Das mag für banale Dinge ausreichen, aber nicht für die elementaren Fragen unseres Lebens nach Leben und Tod, Gerechtigkeit und Liebe.

Wir müssen aber wissen, was wahr und was wirklich existent ist.

Gibt es einen Gott? Gibt es ein Leben nach dem Tod? Gibt es Sündenvergebung? Gibt es ein gerechtes Gericht vor Gott? Gibt es wirklich treue Liebe und einen Sinn für mein Leben?

Schon im ganz „normalen“ Leben wollen wir wissen, ob die Bremsschläuche beim Auto intakt sind oder eher brüchig. Ob ich als Ehemann betrogen werde oder meine Frau absolut treu ist.

Jesus Christus ist die Wahrheit in Person. Er ist das abschließende und vollkommene Reden Gottes zu uns. Er offenbarte uns die Wahrheit, die übrigens unausrottbar ist. Sie gilt ewig, auch ohne Zustimmung der Mehrheit. Sie kann durch Einzelne vertreten werden, und sie bleibt unzerstörbar, selbst wenn sie keiner mehr vertritt.

Die bleibende Wahrheit für die Gemeinde

Die Zahl derer nimmt zu, die die Aussagen der neutestamentlichen Gemeindebriefe hauptsächlich „deskriptiv“, also „zeitgebunden beschreibend“, und nicht mehr als „präskriptiv“, also „vorgebend“ für die Zeit der Gemeinde bis zur Entrückung, werten.

Doch wer einmal diesen „Mechanismus“ zulässt, gewisse Bibeltexte als nicht mehr zeitgemäß und damit nicht mehr verbindlich auch für 2023 einzuordnen, stellt alles zur Diskussion. Alles wird relativ.

Gemeinde – biblisch aktuell

Es gibt diese uneingeschränkt unveränderliche theologische Basis für die Gemeinde. Gott gibt uns damit eine feste Basis und er definiert die Ziele. Außerhalb davon gibt es viele Variablen, Dinge, die in unserer Verantwortung liegen. Jede Generation muss herausfinden,

  • welchen zeitlosen Grundsätzen eine Gemeinde folgen muss und
  • wie wir diese Grundsätze heute zeitgemäß verwirklichen können.

Traditionen können nützlich, aber auch hinderlich sein. Sie dürfen nicht mit der zeitlosen Offenbarung Gottes in der Bibel verwechselt werden.

Darum fragen wir:

Was sind unveränderbare Eckpfeiler?

Die Bibel gibt uns unaufhebbare Wahrheiten, Eckpfeiler, die konstant sind und bleiben. An diesen Eckpfeilern dürfen wir nicht rütteln, denn jede Veränderung wäre eine Verschlechterung. Gottes Grundsätze sind höchst solide und können durch uns prinzipiell nicht verbessert werden.

Was ist abgeleitete, sinnvolle Praxis?

Die gesamte Bibel vermittelt uns ein Empfinden für den Willen Gottes. Das Gemeindeleben muss „würdig“ praktiziert werden, es darf keine Unordnung herrschen, und schließlich hat Gott uns Verständnis gegeben, damit wir sinnvolle Entscheidungen treffen können.

Was ist „nicht durch die Bibel festgelegte Praxis“?

Da gibt es sehr viele Dinge, die wir sinnvoll und in Frieden für eine Ortsgemeinde entscheiden können.

Auf den Inhalt kommt es an

Es ist schön, wenn Gemeinden ein attraktives Gemeindehaus bauen konnten – mit vielen Nebenräumen für die unterschiedlichen Gruppen. Aber eine absolut zwingende Voraussetzung für den Aufbau und für das beständige Leben einer Gemeinde ist das nicht.

Was macht eine Gemeinde, nicht nur für Nichtchristen, anziehend, „attraktiv“?

Es sind sicher innere Qualitäten, die glaubhaft gelebt werden:

  • Ein ungeheuchelter Glaube – echt im Alltag (1Tim 1,5)
  • Eine bibelorientierte Verkündigung – damit wir wissen, wo es langgeht.
  • Hingabe an Jesus Christus aus Liebe (Offb 2,1ff; 2Kor 8,5)
  • Ein vorbildliches Leben in allen Lebensbereichen (1Thes 4,12)
  • Ein friedfertiges Miteinander der Geschwister (1Kor 11,16; Gal 6,10)
  • Wirkungen des Heiligen Geistes (1Kor 14,14-25)
  • Gute Werke, gegenseitige Hilfe und eine Kultur der Vergebung

Die Wahrheit bekennen und wahrhaftig leben

Christen können nie Jesus Christus als die eine und absolute Wahrheit allein durch ihre Worte bekennen. Unser Leben stützt und „beweist“ die Wahrheit oder zerstört das, was wir vollmundig verkündigen. Die Gemeinde ist der Lebens- und „Kulturbereich“, wo Gottes gute Grundsätze gelten und so die Wahrheit sichtbar gelebt wird.

Das oberste Ziel bleibt die Verehrung Gottes. Ihm muss es gefallen, was wir tun. Und gerade darum darf, kann und muss es ggf. Veränderungen „ohne Qualitätsverlust“ geben!

Und zwar so, dass der Glaube aller Geschwister wächst und möglichst viele Menschen mit dem Evangelium erreicht werden.

Wir haben einen großen Auftrag

Ich bin davon überzeugt, dass es auch in unserem Land ein großes Potenzial an glaubenden Menschen gibt, die eine bibelorientierte Gemeinde suchen und gehorsam Gottes Anweisungen folgen wollen.

Ich bin davon überzeugt, dass Gott uns helfen wird, die richtigen Wege zu finden, die nicht unnötige Hindernisse darstellen.

Ich bin davon überzeugt, dass es möglich ist, mit Jung und Alt eine „attraktive“, d. h. „anziehende“, Gemeinde zu praktizieren, eine Gemeinde, die für Integration sorgt und auch für andere Christen eine Alternative ist.

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