Überhört? – Wie reagieren wir auf Gottes Warnhinweise?

„Sie reagierte überhaupt nicht!“, stellte der Lokführer entsetzt fest. Die junge Radfahrerin überquerte trotz der Hinweisschilder den Bahnübergang, ohne auf den herannahenden Zug zu achten. Der Zugführer hupte und gab Warnsignale, denn stoppen konnte er den Zug nicht mehr. Doch wegen ihrer Kopfhörer überhörte das Mädchen alle Bemühungen, sie zu warnen. Sie bemerkte die tödliche Gefahr nicht mehr rechtzeitig.

In Amos 4 beschreibt Gott, wie er sein Volk auf die unterschiedlichsten Weisen vor den Folgen ihres falschen Lebensstils gewarnt hat. Doch es ist wie bei diesem tragischen Bahnunfall, der sich 2017 in Südhessen ereignet hat: Sie überhören alle Warnsignale. Fünf Mal heißt es in Amos 4,6-11: „Und doch seid ihr nicht zu mir umgekehrt, spricht der Herr.“ Über sein Wort und die Botschaft der Propheten hinaus hat Gott durch Umstände geredet. Er hat Hungersnöte, Unwetter, schlechte Ernten, Heuschreckenplagen und Kriege gesandt, um den Menschen bewusst werden zu lassen, dass sie ohne Gott und seinen Segen leben. Sie sollen erkennen, dass Gott ihre Sünde und Ungerechtigkeit bestrafen muss, wenn sie nicht zu ihm umkehren.

Zu abgelenkt?

Gottes Botschaft hinter diesem Handeln lautet: „Sucht mich und lebt!“ (Amos 5,4.6). Doch sein Volk nimmt die Warnungen nicht wahr. Ist es zu abgelenkt von seinen Bemühungen, sich ein „gutes Leben“ einzurichten? Trotz der aufgeführten Gerichtsbeispiele sind zur Zeit von Amos viele Menschen wirtschaftlich gut gestellt. Es stört sie nicht, dass ihr Erfolg durch Ungerechtigkeit, Gewalt und Ausbeutung erkauft ist (vgl. Amos 2,6-8; 3,10; 4,1). Der eigene Vorteil und die Liebe zum Genuss sind ihnen wichtiger als die Gebote Gottes. Sie haben den Gedanken verdrängt, dass sie vor Gott einmal Rechenschaft für ihr Leben ablegen müssen. Weil die Ich-Sucht so stark ist, nimmt die Beziehung zu Gott und dem Nächsten maximal eine Nebenrolle ein.

Doch wenn Gott nicht unser Denken und Handeln bestimmen darf, leben wir in Wirklichkeit ohne ihn. Gottesdienst reduziert sich dann auf die Pflege einer religiösen Tradition! Wenn unsere Ohren nicht mehr für das Reden Gotten offen sind, wiegen uns Wohlstand und fromm erscheinende Formen leicht in falscher Sicherheit.

Wer braucht Umkehr?

Wenn wir solche Verse lesen, denken wir schnell an die Menschen um uns herum. Es ist offenkundig, dass unsere Gesellschaft Gott aufs Abstellgleis gestellt hat. Der Glaube an einen persönlichen Schöpfer-Gott wird Kindern von klein auf in Schule und Medien als altmodisch und unwissenschaftlich dargestellt. Biblische Normen zu Ehe und Familie, dem Wert des Lebens oder unserer moralischen Verantwortung werden umgedeutet und damit außer Kraft gesetzt. Gleichzeitig zeigen uns die Nachrichten, dass Ehrlichkeit, Rücksichtnahme und Zuverlässigkeit in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft täglich ab- und stattdessen Betrug, Machtmissbrauch, Gewalt und Rücksichtslosigkeit zunehmen.

Doch einen Zusammenhang zwischen der Abkehr von Gott und der Zunahme von Egoismus, Werteverfall und verantwortungslosem Handeln sehen die wenigsten. Die Möglichkeit, dass Gott unseren modernen „Turmbauten von Babel“ Grenzen setzt und uns durch Krisen die Abhängigkeit von ihm verdeutlicht, ist dem Denken der meisten Menschen fremd. Wie zur Zeit von Amos erkennen sie Gott nicht als den Allmächtigen an, der die Weltgeschichte in seiner Hand hält und der einmal seinen Zorn über die Ungerechtigkeit und Gottlosigkeit offenbaren wird (Römer 1,18). Sind eine weltweite Corona-Pandemie sowie manche Nöte und Katastrophen nicht Anlass genug, sich neu Gott zuzuwenden und danach zu fragen, was seine Pläne mit uns sind?

Wer umkehren soll, muss zunächst einmal erkennen und anerkennen, dass er in eine falsche Richtung unterwegs ist. Gott möchte, dass Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Ist es uns ein Anliegen, unseren Mitmenschen zu helfen, die Fehler in ihrem Weltbild zu entdecken und sie auf Jesus Christus hinzuweisen? Welche Möglichkeiten nutzen wir, um für sie durch unsere Worte und unser Leben in positiver Weise ein (Denk-)Anstoß zu sein?

Wer Ohren hat zu hören

Der Aufruf zur Umkehr gilt aber nicht nur „den anderen“ – also denjenigen, die Gott nicht kennen. Auch wir als Christen brauchen offene Ohren für die Hinweise Gottes, wo wir umdenken und umkehren müssen. So richtet sich Gottes Botschaft durch den Propheten Amos an solche, die Gott kennen! Die Beispiele, die Gott in Amos 4,6-11 nennt, sind den Israeliten alle gut bekannt. Denn sie entsprechen genau den Strafen, die Gott im Bund mit Mose in 3. Mose 26 und 5. Mose 28–29 genannt hat, wenn das Volk sich von ihm abwendet. Hätten sie diesen Zusammenhang nicht erkennen und zur Buße bereit sein müssen?

Doch wie oft sind wir ähnlich blind und stehen in der Gefahr, Gottes Reden zu uns zu überhören. Denn auch wir haben uns ein „gutes Leben“ eingerichtet, in das wir uns nicht gerne hineinreden lassen. Wann habe ich selbst das letzte Mal eine Sünde in meinem Leben erkannt, vor Gott bekannt und konkrete Schritte zu einem neuen Verhalten eingeleitet? Wann habe ich das letzte Mal in meinem Leben eine Kurskorrektur vorgenommen, nachdem ich Gott darum gebeten habe, mir zu zeigen, was er in meinem Leben verändern möchte?

Gott suchen und finden – aber wie?

Wenn wir verhindern wollen, dass auch wir Gottes Reden überhören, helfen folgende Schritte:

  1. Ich mache mir bewusst: Weil Gott mich liebt, will er auch zu mir reden. Er hat eine Botschaft für mich. Auch in meinem Leben gibt es Dinge, die er verändern möchte. Auch mit mir hat er ein Ziel und will in mir und durch mich in dieser Welt etwas bewirken.
  2. Den Kopfhörer ablegen, der mich ablenkt: Ich schaffe mir bewusst Zeiträume, die ohne Ablenkung durch Medien, Smartphone und Co. für Gottes Wort und das Gebet reserviert sind.
  3. Aktives Zuhören: Auch beim Bibellesen oder dem Hören einer Predigt möchte ich ein guter Zuhörer sein, der über die Worte seines Gesprächspartners nachdenkt und die Botschaft verstehen möchte. Mir hilft es, Aussagen zu unterstreichen oder Stichpunkte und Fragen zu notieren, um weiter darüber nachzudenken.
  4. Verstehen, was mich selbst betrifft: Ich stehe in der Gefahr, mich selbst als gut wahrzunehmen und zu denken, dass die Ermahnungen der Bibel nur für andere gelten. Darum will ich prüfen, wo mich kritische Aussagen betreffen. Geistliche Vorbilder der Bibel wie Daniel, Esra oder Nehemia bekennen sogar die Schuld des Volkes, als wäre es ihre eigene (z. B. Daniel 9,1ff.; Esra 9,1ff.; Nehemia 9,1ff.). Über mich selbst hinaus trage ich auch Verantwortung für Menschen um mich herum, die ich beeinflusse oder denen ich Vorbild bin.
  5. Ehrliche Umkehr: Wenn ich erkenne, dass ich falsch gedacht, geredet und gehandelt habe oder es versäumt habe, das Richtige zu tun, will ich es bekennen. Das tue ich nicht nur, damit Gott mir vergibt. Ich will auch zum Ausdruck bringen, dass ich mit Gottes Urteil darüber übereinstimme. Ihn bitte ich um Hilfe, mein Verhalten so auszurichten, dass er sich darüber freuen kann.

Natürlich ist Nachfolge keine Checkliste, bei der mich das Abhaken weniger Punkte zum Ziel führt. Dem Herrn Jesus geht es um eine lebenslange, vertrauensvolle Beziehung. Jesus sagt: „Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote befolgen“ (Johannes 14,15). Die Motivation dazu kommt von innen. Denn je stärker ich mit ihm verbunden bin, umso mehr wird er mein Verständnis für seine Person, seine Pläne mit dieser Welt und seine Gedanken für mich wachsen lassen.

Gerade weil mich im Alltag viele Dinge in eine ganz andere Richtung ziehen wollen und gesellschaftliche Trends auch an mir nicht spurlos vorübergehen, brauche ich immer wieder die bewusste Ausrichtung auf Jesus. Ich will ihn täglich suchen und ihm zuhören. Nur er hat Worte des ewigen Lebens für mich – und zum Weitergeben an meine Mitmenschen.

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