Tage für die Ewigkeit

Markus Wäsch ist u.a. als Evangelist bei der Barmer Zeltmission aktiv. Anfang September erschien sein neuestes Buch „Tage für die Ewigkeit“, in dem es um Evangelisationsveranstaltungen geht. Über seine Motivation, das Buch zu schreiben, und um ein paar interessante Inhalte „herauszukitzeln“, sprach mit ihm UNTERWEGS-Redaktionsmitglied Markus Bartsch.

UNTERWEGS: Markus, dass Motivation in Sachen Evangelisation angesagt ist, sieht man auch daran, dass mit der Barmer Zeltmission über die Jahre immer weniger Einsätze stattfanden. Was denkst du, warum wir so wenig Mut haben, obwohl die Zeit drängt und wir beste Rahmenbedingungen haben?

Markus Wäsch: Ich glaube, es ist nicht der Mut, der uns fehlt, es ist vielmehr die Leidenschaft, die Entschlossenheit, die Hingabe. Mut braucht man als Christ in Afghanistan oder Somalia, aber nicht bei uns. Viel mehr hab ich den Eindruck, dass die meisten Gemeinden mehr mit sich selbst beschäftigt sind als mit den Verlorenen.

Was ist deiner Meinung nach die größte Stärke von geplanten evangelistischen Veranstaltungen?

Eine Stärke der Evangelisationsveranstaltung ist ihre Intensität. Pro Abend wird umfassend über ein bedeutendes Thema gesprochen, und mit der wichtigsten Entscheidung verbunden, die ein Mensch treffen kann. Und das über mehrere Tage hinweg. – So wie die Sonne nicht blitzartig, sondern allmählich aufgeht, brauchen viele Menschen drei, vier oder mehr Veranstaltungen beziehungsweise Kontakte zu Christen hintereinander, bis die Botschaft zu ihnen durchdringt. Aber auch die direkte Begegnung von Mensch zu Mensch ist wichtig. Man kommt miteinander ins Gespräche, entweder „zufällig“ – vor oder nach dem offiziellen Teil. Oder der bewusste Gang nach vorne, wenn jemand der Einladung zu einem Seelsorgeangebot folgen oder seine noch offenen Fragen an den Prediger richten kann. Das Beste ist, dass Jesus selbst seine Anwesenheit zusagt: „Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich in ihrer Mitte“ (Mt 18,20).

Warum, meinst du, haben Evangelisationen dann oft einen abgenutzten (schlechten) Ruf?

Haben sie das?

Man hört es immer wieder einmal.

Vielleicht hat mancher Kritiker lange keine gute Evangelisationsveranstaltung mehr besucht, hat das Bild einer Veranstaltung abgespeichert, die er vor 30 Jahren erlebt hat. Halten Veranstalter an einem überholten Stil fest, was die Themenwahl betrifft oder die Form der musikalischen Darbietung, und wird ein unverständliches Vokabular benutzt oder eine längst überholte Technik eingesetzt, dann mag die Skepsis berechtig sein. Ich erlebe heute allerdings überwiegend Evangelisationen, die frisch und zeitgemäß sind, Veranstaltungen, die sich nicht verstecken müssen.

Du betonst in deinem Buch, wie wichtig die Themen sind. Hast du zur Zeit ein „Lieblingsthema“?

Mein Lieblingsthema heißt: „Jesus“. (Lacht.) Damit Menschen aber zu unseren Veranstaltungen kommen, müssen wir überlegen, womit wir werben. Bestimmt wäre das Lieblingsthema von vielen „Jesus“, wenn sie wüssten, wer er ist. Der Mensch hat ein Problem, das er aber nicht will. Und er will eine Lösung, die er aber nicht hat. Somit besteht ein hohes Interesse an Jesus bei unseren Zeitgenossen. Nur wissen es die meisten nicht.

Mit welchen konkreten Themen verbindet man dann die Botschaft von Jesus am besten?

Das richtet sich nach dem, was die Menschen bewegt. Eine Zeitlang war das Thema „Wie finde ich Glück?“ sehr gefragt. Jetzt sind es eher Zukunftsängste, die die Menschen umtreiben und auf die wir eingehen müssen.

Im Buch gehe ich unter anderem der Frage nach, wie man ansprechende Inhalte und individuelle Themen allgemein oder für bestimmte örtliche Situationen herausfinden kann.

Wenn Geschwister in unseren Gemeinden dir versprechen würden , ein Kapitel aus „Tage für die Ewigkeit“ zu lesen, welches sollte es sein?

Schwer zu sagen. Es sind etwa 80 Aspekte, die ich da abgrase. Alle sind wichtig für Leute, die planen, mit Veranstaltungen zu evangelisieren. Leuten, die nur ein Kapitel lesen wollen, würde ich eigens ein Kapitel schreiben. Überschrift: „Warum ich relevante Bücher komplett lesen sollte“.

Schon klar. Nenn doch bitte mal ein paar Aspekte, über die du schreibst!

Der Leser bekommt einige Werkzeuge und Checklisten an die Hand. Ich nehme ein paar biblische Besinnungen vor… Der größte Teil des Buches besteht aus ganz praktischen Erwägungen wie: die Dauer einer Evangelisation, warum Theaterstücke gut sind, wie Moderation oder Seelsorge geht und vieles mehr. Ich wäge etwa auch die Vor- und Nachteile von virtuellen Evangelisationen ab, die ja seit der Coronakrise boomen.

Welche Checklisten kann man da abarbeiten?

Ich habe zum Beispiel eine Liste „Evangelisation von A bis Z“ erstellt, die die wichtigsten Fragen in der Planung, Durchführung und der Nacharbeit abdecken: A wie Allianzen bilden, B wie Buchangebot und so weiter …

Apropos „Buchangebot“. Hast du eine Empfehlung für ein Buch, das ich gut Menschen weitergeben kann, die noch nie die Bibel gelesen haben?

Auch da muss man wissen, mit wem man es zu tun hat. Jemandem, der Weltliteratur zu lesen bereit ist, würde ich unbedingt „Die Pilgerreise“ von John Bunyan empfehlen. Wer eine klare, kumpelhafte Sprache bevorzugt, der kriegt von mir (immer noch) Wilhelm Buschs „Jesus unser Schicksal“. Wer an Lebensgeschichten interessiert ist, für den gibt es viele spannende Zeugnisbücher zu günstigen Verteilpreisen. Wer allerfeinsten Sprachstil zu schätzen weiß, dem sollten wir etwas von Markus Spieker anbieten, dessen Bücher zudem bestens recherchiert sind. Auch unsere apologetische „kurzgefasst-Reihe“ sei noch erwähnt.

Wurdest du schon einmal richtig angefeindet? Wie gehst du damit um, dass du „unbequeme“ Dinge in deinen Büchern und Predigten ansprichst?

So richtig angefeindet wurde ich ganz, ganz selten, obwohl es mich nicht wundern würde, wenn es öfters vorkäme. Natürlich kommen Leute zu mir und sagen, mit was, von dem was ich gepredigt habe, sie nicht einverstanden sind. Das ist mir lieber, als wenn jemand wütend nach Hause geht, ohne das Gespräch zu suchen. – Wir dürfen Themen wie „Sünde“, „Tod“, „Gericht“ und „Verdammnis“ nicht im Giftschrank rücksichtsvoller Gemeindearbeit verschwinden lassen, wie es der besagte Markus Spieker einmal ausgedrückt hat. „Tut Buße!“, lautet der unliebsame, aber notwendige Appell. Wie kann einer, der nicht eine 180-Grad-Wende vollzogen hat, als bekehrt durchgehen? Mit dem, was ich als Evangelist mitzuteilen habe, mache ich mir nicht nur Freunde. Bei den oben genannten Themen wünschte ich mir manchmal einen Stuntman. Der steht aber nicht bereit. Wer die Rolle des Predigers annimmt, muss bestimmte waghalsige Sätze selbst sprechen.

Was wünschst du dir, das dein Buch bewirkt?

Erst einmal Freude beim Lesen. Die vielen autobiografischen Anekdoten werden bestimmt manches Schmunzeln oder Kopfschütteln hervorrufen. Was ich mir aber vor allem wünsche ist, dass Gemeinden kreative und ansprechende Formate auf die Bühne bringen und das Evangelium so in unserem Volk wieder eine erhöhte Aufmerksamkeit bekommt. Ohne, dass wir den Auftrag Jesus leidenschaftlich ausführen, wird Europa fortschreitend gottloser werden. Das kann keiner von uns wollen.

Vielen Dank, Markus, für das Gespräch!

 

Das Buch:

Markus Wäsch:
Tage für die Ewigkeit.
Wie Gemeinden die gute Nachricht von Jesus öffentlich machen können.
272 S., € 14,90

„Ein sehr praktischer, intelligenter Ratgeber.“ (Ulrich Parzany)

Was muss bedacht werden, wenn wir eine Veranstaltung ausrichten wollen, um Menschen in die Nachfolge von Jesus einzuladen? Dieses Buch liefert eine Fülle an Hinweisen und Hilfen: Wie organisiert man eine Evangelisationsveranstaltung und welche Fehler sind zu vermeiden?

In mehr als 20 Jahren als Evangelist hat Markus Wäsch viele Erfahrungen gesammelt, die er hier mit Gemeinden teilt, die das Evangelium an die Öffentlichkeit bringen wollen. Die Lektüre ist unterhaltsam. Ermutigend. Motivierend.

 

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