Glaubt nicht jedem!

Gibt es gesunden Zweifel?

Es gibt tatsächlich in der Bibel eine deutliche Aufforderung zum Zweifeln. Johannes schreibt in seinem ersten Brief: „Geliebte, glaubt nicht jedem Geist, sondern prüft die Geister, ob sie aus Gott sind! Denn viele falsche Propheten sind in die Welt hinausgegangen“ (1Jo 4,1). Hier wird die Haltung eines gesunden Zweifels beschrieben, aus gutem Grund. Denn wir leben in einer gefallenen Welt. Es gibt es eben auch Irrtum und Lüge. Und es wäre fahrlässig und gefährlich, alles und jedem zu glauben. Und wenn auch der Glaube das große Ideal und Ziel der ganzen Bibel ist, so ist es doch ein ganz bestimmter Glaube: der Glaube an Gott und an sein Wort. „Dein Glaube hat dich gerettet“ (Lk 7,50), das gilt eben nur für den, der auf Jesus, den Herrn, hört.

Während von Gott gesagt wird, dass er nicht lügen kann (z. B. Tit 1,2; Hebr 6,18), heißt es vom Gegenspieler Gottes, dem Satan, dass er „ein Lügner und der Vater derselben“ ist (Joh 8,44). Wenn er spricht, ist Zweifel angesagt. Es war ja geradezu das Kernproblem im Garten Eden, dass Adam und Eva nicht an den Worten der Schlange zweifelten. Solch ein Zweifel ist auf jeden Fall gesund; hier zu glauben wäre tödlich.

Es kommt also darauf an, wem man glaubt und bei wem man besser zweifelt – glaubt nicht jedem! Jesus Christus sagt: „Ich bin die Wahrheit“ (Joh 14,6). Wer daran zweifelt, geht verloren. Wer es glaubt, wird gerettet.

Wir leben in einer Welt, in der es viele Stimmen gibt. Denn „der Gott dieser Welt“ hat vielen „den Sinn verblendet“ (2Kor 4,4). Selbst die Gemeinde wird davon nicht verschont, denn aus der „eigenen Mitte werden Männer aufstehen, die verkehrte Dinge reden, um die Jünger abzuziehen … Darum wacht!“ (Apg 20,30). Weil es in unserer Welt so unterschiedliche Stimmen gibt, müssen wir wachsam sein, müssen unterscheiden und prüfen – das wäre nach der Schrift gesunder Zweifel.

Nun kann man nicht an allem zweifeln. Radikale Skepsis löst sich logisch auch selbst auf. Lüge kann man nur erkennen, wenn man die Wahrheit kennt. Wahrheit finden wir bei Gott, in seinem Wort. Dabei gilt: Wir müssen nicht alle Irrtümer kennen. Es reicht, wenn wir gut in der Wahrheit seines Wortes zu Hause sind, dann werden wir Zweifelhaftes erkennen. Die Christen aus Beröa werden gelobt, weil sie immer wieder neu „die Schriften (untersuchten), ob dies sich so verhielt“ (Apg 17,11). Die Geister prüft man also, indem man die Schriften untersucht und dies mit den Aussagen vergleicht, die zweifelhaft sein könnten. Und im Zweifelsfall entscheiden wir uns für Gottes Wahrheit, indem wir „jeden Gedanken gefangen (nehmen) unter den Gehorsam Christi“ (2Kor 10,5). Ihm gilt unsere Loyalität im Zweifelsfall: Wir hören auf ihn, wir bleiben ihm treu.

Diesen Prozess des gesunden Zweifels beschreibt die Bibel auch als „geistlichen Kampf“ (2Kor 10,3-4), dem wir uns immer wieder neu stellen müssen, bis wir einmal beim Herrn sind. Es bedeutet, die Schrift zu kennen, zu prüfen, ob sich etwas in Übereinstimmung mit der Wahrheit befindet (ob es „aus Gott“ ist, 1Jo 4,1) und dann auch mutig Zweifelhaftes zu benennen, Irrtümer zu korrigieren (2Kor 10,6) und falsche Lehren auszuräumen (2Jo 9f.).

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