Den Abschied begleiten: Was bei Beerdigungen zu beachten ist

Wer gebeten wird, bei einer Beerdigung zu predigen, muss einen Weg finden, kurz und bündig über die verstorbene Person zu sprechen, ihr Leben zu würdigen, sensibel mit den Umständen umzugehen und das Evangelium zu verkündigen – und das alles mit nur einigen wenigen Tagen Vorlaufzeit. Das ist keine leichte Aufgabe, vor allem, wenn man selbst unter den Trauernden ist. Aus reicher Erfahrung gibt Bob Deffinbaugh weiter, was bei Beerdigungen zu beachten ist.

 Was man tun sollte:

  • Lasst die Sterbenden den Lebenden dienen. Wenn ihr mit Sterbenden zusammentrefft, fragt sie nach ihrer Lebensgeschichte und ihrem Zeugnis. Die Menschen, die zur Beerdigung kommen, kennen nur eine Seite der Geschichte dieser Person. Eure Aufgabe wird es sein, ihnen das ganze Buch zu zeigen. Wenn der Sterbende ein klares Zeugnis hat, könnt ihr es bei der Beerdigung in seinem Namen weitergeben. Wenn der Sterbende nicht errettet ist, konzentriert euch darauf, ihm das Evangelium weiterzugeben. Dann könnt ihr bei der Beerdigung das Evangelium verkünden, ohne zu behaupten, dass der oder die Verstorbene gläubig war. Ihr könnt ehrlich sagen: „Ich habe Elisabeth letzte Woche noch getroffen, und wir haben über den Tod und das, was danach kommt, gesprochen. Ich möchte euch gern weitergeben, was ich ihr auch gesagt habe…“.
  • Sammelt Geschichten von Freunden und Verwandten. Wenn möglich, organisiert ein Treffen von Angehörigen, um einen Überblick über das Leben des verstorbenen Menschen zu bekommen. Lasst euch Geschichten erzählen und macht euch Notizen. Diese Zeit des „fröhlichen Trauerns“ wird für die Familie heilsam sein und euch helfen, den Gottesdienst besser zu gestalten. Sowohl bei Hochzeiten als auch bei Beerdigungen wird das, was der Prediger sagt, von den Nichtgläubigen unter den Zuhörern oft abgetan („Ja, ja, das muss er ja sagen…“), aber Momente aus dem Leben des Verstorbenen sprechen eine deutliche Sprache. Bei der Beerdigung meiner Großmutter wurde ein Foto gezeigt, auf dem sie durch einen Türspalt hindurch beim Bibellesen zu sehen war, mit der Überschrift versehen: „Warum sie glaubte, was sie glaubte“. Die Familie spielte auch ein Video ab, auf dem sie Johannes 14 las, als sie 102 Jahre alt war. Selbst die Ungläubigen in meiner Familie wussten: Das war Oma.
  • Trennt den Nachruf von der Predigt. Wenn wir davon reden, wie wunderbar dieser Mensch war, schließen die Zuhörer daraus, dass wunderbare Menschen in den Himmel kommen. Wir wissen, dass das nicht wahr ist – nur Gläubige kommen in den Himmel. Um bei der Trauerfeier diese Grenze zu ziehen, unterbrecht den Gottesdienst zwischen dem Nachruf und der Predigt durch ein Lied oder etwas anderes Angemessenes. Dann könnt ihr die Predigt etwa so beginnen: „Wir haben viel von Oma Schmitt erzählt – ihrem Leben, ihrem Glauben – und all das ist wahr. Was die Bibel sagt, und was sie gewollt hätte, dass es gesagt wird, ist: Dass sie jetzt im Himmel ist, hat nichts damit zu tun, was sie getan hat. Sie ist im Himmel wegen dem, was Jesus getan hat!“
  • Findet einen Weg, die Predigt mit dem Leben des Verstorbenen zu verbinden. Ob er oder sie gläubig war oder nicht, könnt ihr sagen: „Wir haben über den Verstorbenen gesprochen und das Leben gefeiert, das Gott ihm gegeben hat. Jetzt bin ich hier, um über Sie zu sprechen – Sie müssen wissen, was die Antwort ist, um im Angesicht des Todes Trost zu finden.“- Ich erinnere mich an eine Beerdigung für einen Mann, der nicht an Jesus geglaubt hatte. Als ich mir seine Lebensgeschichte erzählen ließ, kam die Erinnerung daran auf, wie er es im Zweiten Weltkrieg einmal vermasselt hatte, ein Flugzeug für den Flug vorzubereiten. Ich erzählte die Geschichte und sagt dann: „ Es gibt Fehler im Leben, über die wir lachen können – wie über diesen Fehler. Es gibt aber auch Bereiche, in denen wir uns nicht trauen einen Fehler zu machen – wenn es nämlich um Jesus Christus geht.“ Mit dieser Überleitung war es möglich, das Evangelium zu erklären, ohne damit den Eindruck zu erwecken, dass der Verstorbene gläubig war.
  • Deckt das Hässliche zu, deckt die Freuden auf. Der Tod kann hässliche Szenen mit sich bringen, die sich dauerhaft in das Gedächtnis der Hinterbliebenen einbrennen. Eure Aufgabe ist es, die Hinterbliebenen an die unsichtbaren Wirklichkeiten zu erinnern, die das Hässliche in den Schatten stellen. Ihr könntet z.B. aus 2. Könige 2 lesen, wo Elia in einem feurigen Wagen in den Himmel entrückt wird, oder aus 2. Könige 6, wo Elisa darum betet, dass seinem Diener die Augen geöffnet werden, um die himmlischen Heere zu sehen, die zwischen ihnen und den Feinden lagern. Oder ihr könntet die Geschichte vom reichen Mann und Lazarus aus Lukas 16 lesen, wo es heißt, dass Lazarus von Engeln in den Himmel gebracht wurde. In all diesen Geschichten geht es darum, dass die Wirklichkeit anders ist als es den Anschein hatte. Es schien, als ob der reiche Mann an einen guten Ort ging, aber das war nicht so. Die Wirklichkeit ist, dass die Gläubigen von Engeln in die Gegenwart Gottes gebracht werden, wo sie seine Gegenwart für immer genießen.

Was man nicht tun sollte:

  • Haltet keine Predigt „aus der Konserve“. Solche Predigten erweisen dem einzigartigen Menschen, der gestorben ist, einen schlechten Dienst. Ihr könnt denselben Text und dieselben grundlegenden Wahrheiten verwenden, die ihr früher schon einmal verwendet habt (vielleicht bittet euch die Familie sogar darum), aber versucht, diesen Text im Licht des unverwechselbaren Menschen zu betrachten. Seid bereit, Zeit zu opfern, um den Gottesdienst persönlich zu gestalten! Ihr werdet nicht viel Vorlaufzeit haben und müsst möglicherweise ein oder zwei Tage damit verbringen, Informationen und Geschichten zu sammeln und zusammenzustellen. Diese Zeit wird höchstwahrscheinlich euer Leben und euren Schlaf beeinträchtigen, aber ihr tut das Richtige!
  • Nehmt keine Bezahlung an. Eine Beerdigung ist ein Dienst für Gott und nicht ein Anlass, sich ein kleines Zubrot zu verdienen. Denkt auch daran, dass die Familie vielleicht nicht viel Geld übrig hat, denn Beerdigungen sind teuer. Eure Bereitschaft, die Beerdigung unentgeltlich durchzuführen, ist ein Zeugnis für die Angehörigen.
  • Ignoriert oder versteckt Selbstmord nicht. Ich bin schon ausgeladen worden, weil ich das angekündigt habe. Aber wie kann man Menschen trösten, wenn man die Wahrheit über das, was geschehen ist, leugnet? – Wenn ihr eine Beerdigung nach einem Selbstmord halten müsst, gibt es drei Punkte zu erklären: (1.) Ja, Selbstmord ist Sünde. Gott sagt, dass man kein Leben nehmen darf. Selbstmord ist gleichbedeutend damit zu sagen, dass Gott uns in unseren Nöten nicht versorgen kann. (2.) Aber Selbstmord ist nicht die „unverzeihliche“ Sünde; die einzige Sünde, die nicht vergeben werden kann, ist die Weigerung, an Jesus zu glauben. (3.) Und ein Christ, der Selbstmord begeht, wird in den Himmel kommen. Er hat recht damit zu glauben, dass der Tod ihn in den Himmel bringt, aber er wird sich vor Gott verantworten müssen, weil er ihm nicht im Blick auf den Zeitpunkt vertraut hat.
  • Unterstellt nicht, dass ein Ungläubiger im Himmel ist. Jeder kann die wunderbaren Dinge lesen, die die Bibel in Johannes 14 und der Offenbarung über den Himmel sagt, aber wir dürfen es nicht wagen den Eindruck zu vermitteln, dass jeder in den Himmel kommt. Nicht alle kommen in den Himmel. Seid einfühlsam, aber suggeriert nicht, dass der verstorbene Ungläubige in den Genuss dieser Segnungen kommt. Macht deutlich, dass diese Verse für die sind, die an Christus glauben. Benutzt diese Stellen, um die Zuhörer aufzufordern an den zu glauben, der die einzige Hoffnung im Tod bietet. Macht den Unterschied zwischen Glauben und Unglauben deutlich.

 

Die vier Vorträge über die Begleitung von Sterbenden und das Halten von Beerdigungen finden sich auf www.biblicaleldership.com

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