Das größte Problem der Gemeinde heute – die Freiheit in Christus missverstehen?

„Jeder sei in seinem eigenen Sinn völlig überzeugt!“ (Röm 14,5b). Leider wird dieser Satz heute vielfach missbraucht, weil er als biblische Begründung für die persönliche Freiheit herangezogen wird, sodass ein Christ in allen Belangen des Glaubens und Lebens frei entscheiden kann. In der Tat leben wir in einer Zeit, in der die persönliche Freiheit des Einzelnen sehr hoch geschätzt wird. Meint die „Freiheit in Christus“ aber meine persönliche Freiheit, sodass ich nach meinem Gutdünken denken und handeln kann?

Das allgemeine Verständnis von Freiheit heute ist die Möglichkeit, aus verschiedenen Varianten eine davon nach persönlicher Vorliebe und eigener Bewertung auswählen zu können. Selten wird danach gefragt, welchen Kriterien das Auswählen genügen muss. Eines ist sicher: Freiheit „in Christus“ kann nicht von jedem Christen nach seinen Wünschen interpretiert werden. Und das gilt auch für die ganze Bibel. Der göttliche Autor hat die Kriterien dafür durch seinen Geist festgelegt. Das kann man gut im Galaterbrief erkennen.

Schon im Garten Eden machte Gott, der Herr, dem Menschen klar, wo seine Freiheit endet bzw. negative Konsequenzen hat: Gott wollte, dass Adam und Eva sich bewusst für Gott entschieden, Ihm vertrauten und Seinen Anweisungen folgten. Ihr Freiraum hatte eine Grenze. Und so ist es bis heute: Er hat uns die Bibel, Sein Wort, gegeben, in welchem „Menschen, getrieben vom Heiligen Geist“ (2Petr 1,21), redeten. Daher verbietet es sich, die Bibel nach menschlichen Kriterien zu hinterfragen, ob sie denn für uns heute „nachvollziehbare“ Aussagen macht und diese infrage gestellt werden müssen.

So wie Adam und Eva damals im Garten Eden durch die Schlange verführt wurden und ihr mehr glaubten als Gott, so ist es heute noch. Die Frage „Hat Gott wirklich gesagt?“ (1Mo 3,1) wird in moderner Form gestellt: „Die Wissenschaft hat erkannt!“ oder: „Wissenschaftlich kann diese
Aussage nicht erklärt werden – und ist deshalb nicht haltbar!“ Dieses Denken ist für jeden von uns gefährlich. Auch wenn ich nach unserer menschlichen Logik nicht alle Ereignisse erklären kann, z. B. Wunder.

Was meint dann aber der Ausdruck „Freiheit in Christus“? Der Zusammenhang macht dies deutlich: „Denn ich bin durchs Gesetz dem Gesetz gestorben, damit ich Gott lebe; ich bin mit Christus gekreuzigt, und nicht mehr lebe ich, sondern Christus lebt in mir …“ (Gal 2,20). Dies bedeutet, dass ich nicht mehr gesetzliche Vorgaben, wie Gott sie seinem irdischen Volk Israel gegeben hat, erfüllen muss. Die Einhaltung von Speisevorschriften oder anderer Werke können mich nicht vollkommen machen in Gottes Augen. Meine Rettung und meine Rechtfertigung geschehen einzig auf der Grundlage des Werkes des Herrn Jesus Christus, welches ich im Glauben für mich in Anspruch genommen habe und nehme. Und wenn ich durch Glauben gerettet bin, dann soll und will ich auch im Glauben leben und handeln. Freiwillig darf ich mich für Ihn entscheiden.

Paulus hatte als Jude gelebt und das Gesetz mit aller Vehemenz – auch bei anderen Juden – durchzusetzen gesucht. Er musste erkennen, dass dies ein falscher Weg war. Fortan wollte er im Glauben an den Sohn Gottes leben (Gal 2,20). Und dies tat er konsequent; er machte auch Petrus auf sein ungleiches Verhalten aufmerksam: einmal mit gläubigen Nichtjuden essen und ein anderes Mal sich nur mit Juden, die ebenfalls an Jesus glaubten, an einen Tisch setzen.

Auch heute versuchen manche, durch Speisevorschriften, Feiertagsgebote u. a. m. an der persönlichen Heiligkeit zu arbeiten. Besonders tragisch wird es, wenn dabei die Grundfesten des Glaubens angetastet werden. Wenn ich z. B. den Römerbrief lese, erkenne ich, dass ich – wie jeder andere Mensch – ein Sünder bin und nichts vor Gott zu meiner Rechtfertigung vorzuweisen habe. Dieses Urteil nehme ich an und darf dann auch das Heilsangebot in Christus annehmen. Das macht mich frei von der Sünde und gleichzeitig frei, Gott zu dienen und meinem Herrn zu folgen. Diese Freiheit befähigt mich, seine Gnade und seine Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Als Gemeinde sind wir aufgefordert, sein Wort richtig anzuwenden und uns gegenseitig „zur Liebe und zu guten Werken“ (Hebr 10,24) aufzufordern. Dann werden wir nach Seinem Willen fragen und nicht unsere Vorstellungen – durch den Zeitgeist beeinflusst – in die Bibel hineininterpretieren. Nur so können wir uns als brauchbare Diener Gottes erweisen, die die geschenkte Freiheit richtig nutzen.

Freiheit in Christus meint: Christus macht mich frei, so dass ich mit seiner Hilfe Gott wohlgefällig leben und ihn ehren kann!

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