Couch für immer?

Sieben Wege, Leute zu erreichen, die (noch) nicht wieder zur Gemeinde kommen

Newtons erstes Gesetz wird auch „Trägheitsprinzip“ genannt: „Ein Körper verharrt im Zustand der Ruhe oder der gleichförmig geradlinigen Bewegung, sofern er nicht durch einwirkende Kräfte zur Änderung seines Zustands gezwungen wird.“

Für viele Menschen wurde die „gleichförmige Bewegung“, die Gemeindestunden zu besuchen, durch die „einwirkende Kraft“ des wegen der Pandemie verordneten Lockdowns unterbrochen. Jetzt hält die Trägheit viele „im Zustand der Ruhe“ zu Hause, selbst wenn die Gemeinden wieder Präsenzveranstaltungen anbieten.

Manche von ihnen brauchen vielleicht einen leichten Stoß, eine andere „Krafteinwirkung“, um sie wieder zur Teilnahme zu bewegen. Aber was könnten solche Beweg-Gründe sein?

Im Folgenden nenne ich sieben Möglichkeiten, Menschen zu ermutigen und zu motivieren – nicht nur dazu, wieder in die Gemeinde zu gehen, sondern sich darin stärker zu engagieren und einzubringen:

1. Ermutigt, statt Schuldgefühle zu wecken

Schuldgefühle motivieren nicht, sondern bewirken das Gegenteil. Sie entmutigen. Sie lähmen.

Stattdessen braucht es Ermutigung, Hoffnung und Verständnis, damit Menschen motiviert werden.

Wir neigen auf zwei Arten dazu, Schuldgefühle zu wecken; beide müssen wir vermeiden: Schuldgefühle, weil sie nicht kommen, und / oder, weil sie online zuschauen.

Es ist überhaupt nicht verkehrt, den Gottesdienst am Computer zu verfolgen, sonst würden wir das ja nicht anbieten. Für die meisten von uns war die „Online-Gemeinde“ während der Pandemie ein Rettungsanker. In unserer Gemeinde gibt es Leute, die zu Jesus fanden und über Monate ein Teil der Gemeindefamilie wurden, bevor sie überhaupt das Gemeindegebäude betreten konnten.

Es ist völlig kontraproduktiv (um nicht zu sagen absolut heuchlerisch), den Leuten ein schlechtes Gewissen zu machen, weil sie den Gottesdienst im Livestream anschauen. Seid doch dankbar, dass sie sich die Zeit nehmen und die Mühe machen euren Gottesdienst anzuschauen, statt ihre Zeit mit einer der vielen anderen Möglichkeiten zu füllen, die es gibt!

2. Bietet ein Erlebnis, das man nicht online bekommen kann

Warum sollte jemand zum Gemeindegebäude kommen, statt es sich online anzusehen? Wenn die Antwort auf diese Frage nicht überzeugend und offensichtlich ist, muss sie es werden. Nicht nur für dich, sondern für alle, die kommen. Niemand sollte jemals von einem Präsenzgottesdienst nach Hause gehen und denken: „Warum bin ich eigentlich gekommen? Das hätte ich alles auch online haben können.“

Das ist gerade die Herausforderung für jede Gemeinde: Macht den Online-Gottesdienst so gut, wie ihr könnt, und macht gleichzeitig das persönliche Erlebnis so unwiderstehlich, dass jeder Zuschauer in Zukunft auch persönlich dabei sein möchte.

Was kann also der Präsenz-Gottesdienst bieten, was der Online-Gottesdienst nicht kann?

  • Eine persönliche Atmosphäre
  • Zeiten der Gemeinschaft und des Gesprächs
  • Beziehungen, die sich vertiefen
  • Das Gefühl gemeinsamer Anbetung, v.a. beim gemeinsamen Singen
    [Sofern das gemeinsame Singen erlaubt ist- Anm.d.Ü.]
  • Gemeinschaft am Tisch des Herrn

Und so viel mehr.

Ist euch bei den Punkten auf dieser Liste eine Gemeinsamkeit aufgefallen? Das, was die persönliche Teilnahme so wertvoll macht, liegt zum großen Teil an dem, was neben der Bühne und der Kamera passiert.

Wir müssen in den kommenden Jahren die Beziehungsaspekte im Gemeindeleben stärken, um sicherzustellen, dass das eigene Erlebnis bei der persönlichen Teilnahme am Gemeindeleben alles ist, was es sein kann.

Einige dieser Aspekte können online eingebaut werden, aber selbst der beste Livestream kann nur andeuten, was neben der Bühne geschieht.

3. Nehmt Kontakt auf!

Vermisst du jemand? Lass es sie wissen!

Natürlich nicht in einer Art, die Schuldgefühle weckt (lies noch einmal die Punkte 1 und 2), sondern so, dass deutlich wird: „Wir vermissen dich wirklich!“

Vor einigen Wochen ermutigte ich diejenigen, die zum Gottesdienst ins Gemeindehaus gekommen waren, sich umzuschauen und zu überlegen: „Wen habe ich schon länger nicht mehr gesehen?“, und diese Leute dann anzurufen, um einfach einmal „Hallo!“ zu sagen. Seitdem habe ich mehrere Geschichten gehört, wie diese Anrufe und Textnachrichten den abwesenden Gemeindegliedern Hoffnung und Heilung gebracht haben.

4. Entschuldigt euch, wo nötig

Keine einzige Gemeinde hat während der Pandemie alles richtig gemacht. Wir alle haben Entscheidungen getroffen, die wir ändern würden, und wir haben Leute übersehen, an die wir hätten denken sollen. In den meisten Fällen können wir die Versäumnisse unter der Überschrift: „Mit dem, was wir wussten, haben wir getan, was wir konnten“ zu den Akten legen.

Aber in manchen Fällen – wenn etwas wirklich schlecht gemacht wurde oder wir jemand verletzt haben – kann eine Entschuldigung angebracht sein. Ich musste das schon öfter tun. Und in jedem einzelnen Fall hat es dazu geholfen, dass eine Verletzung heilte und eine Beziehung in Ordnung gebracht wurde.

5. Helft ihnen, Jesus näher zu kommen (genau da, wo sie sind)

Leute zurück ins Gemeindehaus zu bringen ist unendlich weniger wichtig als ihnen zu helfen, nahe bei Jesus zu bleiben.

Wenn man versucht, andere dazu zu bringen, zur Gemeinde zu kommen, kann man sich wie ein (nerviger) Vertreter vorkommen. Aber wenn wir ihnen helfen, Jesus näher zu kommen – egal, ob sie dann zu den Gemeindestunden kommen oder nicht – merken sie wahrscheinlich eher, dass es uns um sie und nicht um uns selbst geht.

[Mehr dazu findet sich im (englischsprachigen) Artikel “Will The Congregation Come Back?” Should Not Be Our Biggest Concern]

6. Gebt ihnen Gelegenheit, anderen zu dienen

Eine der besten Methoden, Menschen das Gefühl zu geben, dass sie gebraucht werden, ist, sie um Hilfe zu bitten. Statt zu versuchen, Geschwister zum Besuch des sonntäglichen Gottesdienstes zu bringen, fragt sie, ob sie bei der nächsten gemeinsamen Aktion dabei sein möchten. Damit jemand sich als wertvoller Teil eines Teams empfindet, gibt es nichts Besseres, als zusammen mit ihm anderen zu dienen.

7. Betet für die Geschwister

Beginnt mit Gebet.

Endet mit Gebet.

Und macht Gebet zu einem wesentlichen Bestandteil bei jedem Schritt auf dem Weg.

Es ist zwar wichtig, dass wir selbst alles tun, was wir können, aber der entscheidende Punkt ist zu erkennen, dass unsere Kräfte nie ausreichen.

Wenn wir beten, tut Gott, was wir nicht können. Er ist mit ihnen, wenn wir es nicht sind. Er sagt oder tut nie das Falsche.

Außerdem ist eine betende Gemeinde die einzige Art von Gemeinde, zu der es sich lohnt zurückzukehren.

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