Anbetung praktisch – die Gestaltung der Mahlfeier

„Indem Gott angebetet wird, offenbart er seine Gegenwart.“
(C. S. Lewis)

Anbetung ist ein Vorrecht, das uns der Herr selbst geschenkt hat: Der lebendige und allmächtige Gott hat uns als diejenigen gesucht, die ihn in „Geist und Wahrheit“ anbeten sollen (Joh 4,23.24). Der Schöpfer, der Herr, der uns die tiefen Zusammenhänge seines Wortes aufschließt, der Heiland, der unsere Gebete hört und unsere Wege führt, will von uns in lebendigen Facetten immer mehr erkannt und angebetet werden. C. S. Lewis schrieb einmal: „Indem Gott angebetet wird, offenbart er seine Gegenwart.“(1) Gott möchte im Zentrum unserer Aufmerksamkeit stehen und von uns gelobt und gepriesen werden. Dann offenbart er sich uns, und wir erfahren seine Gegenwart.

Im Blick auf die Mahlfeier halten wir die Tatsache fest, dass unsere Erlösung die Grundlage aller anderen Aspekte der Anbetung ist. Ohne den Herrn Jesus, der „… unsere Sünden an seinem Leib selbst auf dem Holz getragen hat, damit wir, den Sünden abgestorben, der Gerechtigkeit leben …“ (1Petr 2,24), gäbe es uns als Anbeter nicht! Wie die erste Gemeinde in Jerusalem dem „Brechen des Brotes“ einen eigenen Platz im Gemeindeleben einräumte (Apg 2,42), sollten auch wir immer wieder neu überlegen, wie wir die Mahlfeier lebendig anbetend zu seiner Ehre gestalten.

Thema der Mahlfeier

Der Herr Jesus setzt das Abendmahl zu seinem Gedächtnis ein (Lk 22,19; 1Kor 11,23f.). Der hierfür verwendete Begriff ist aus der Medizin bekannt: anámnesis – die Anamnese, die Geschichte und ihre Bedeutung. Was war? Wie ist es geworden? Wer ist der Herr? Was ist warum passiert? „Teilt Brot und Wein und denkt an mein Sterben für euch.“ Das Brot ist Symbol des Körpers, der geschaffen wurde für das Kreuz. Der Wein ist das Symbol des Blutes, das zur Vergebung der Sünde gegeben wurde. Diese Zeichen hat uns der HERR selbst gegeben, damit wir seiner in seinem Leiden und Sterben gedenken. Indem wir von dem Brot essen und den Wein trinken, bringen wir zum Ausdruck, dass wir zu ihm gehören und mit ihm verbunden sind aufgrund seines Werkes am Kreuz. Der Fokus der Anbetung liegt auf dem Herrn und nicht so sehr auf dem, was uns geworden ist.

Der Begriff Anbetung enthält auch diesen Gedanken: An-betung. Der Herr wird angeschaut, und im Anbetenden wächst ein Gebet, eine Liedstrophe kommt in den Sinn oder ein Bibeltext, der ihn groß macht. Auch die englische Bezeichnung zielt in diese Richtung: Aus dem weorthscipe (14. Jh.) wurde bis zur Ausgabe der King James Bibel 1798 der Begriff „worship“, in dem der Wortbestandteil „worth“ – Wert (2,3) enthalten ist. Wessen Wert? Mein Wert, der Unwert meiner Sünden? Nein, sondern Wert und Würde des Herrn, der Knechtsgestalt annahm (Phil 2,7), um an meiner Stelle an das Kreuz zu gehen und für meine Sünde zu sterben.

Gestaltung der Mahlfeier

In vielen Gemeinden hat sich eine Praxis etabliert, bei der die Brüder durch freie Beiträge aus Schriftlesungen, kurz erläuterten Bibeltexten, Gebeten und Liedvorschlägen die Mahlfeier gestalten. Dies steht in Beziehung zu 1. Korinther 14,26, wo es heißt: „Was ist nun, Brüder? Wenn ihr zusammenkommt, so hat jeder [einen Beitrag] …“. In 1. Timotheus 2,8 schreibt Paulus: „Ich will, dass die Männer an jedem Ort beten, indem sie heilige Hände aufheben, ohne Zorn und zweifelnde Überlegung.“ Der Zusammenhang umfasst das Beten insgesamt, aber das damit verbundene Prinzip ist die Freimütigkeit der Brüder zum gestaltenden Beitrag.

1. Petrus 2,5.9 und Offenbarung 1,5.6 beschreiben die Gläubigen als ein durch den Herrn berufenes „heiliges Priestertum“. Die „geistlichen Schlachtopfer, Gott wohlannehmbar durch Jesus Christus“ beziehen sich dann im Zusammenhang der Mahlfeier auf die Beiträge der Brüder, und der Inhalt und der Fokus dieses „Priesterdienstes“ sind auch klar: Der Herr Jesus wird angeschaut, besungen, angebetet, und so entsteht der Gottesdienst, der sich durch die freien Beiträge der Brüder zu einem lebendigen Ganzen fügt und seinen Höhepunkt im Teilen von Brot und Wein findet.

Zielorientierung der Mahlfeier

Die Gestaltung ist frei. Wenn das Zentrum der Anbetung stimmt und sich Brüder vielfältig gebrauchen lassen, wird die Mahlfeier den Herrn Jesus vor unsere Augen stellen, unsere Herzen weit machen und ihn ehren. Wir wollen uns – vielleicht neu – die Herzenshaltung zum freimütigen Beitrag schenken und lebendig erhalten lassen, damit die Mahlfeier weder floskelhafter Formalismus noch gestyltes Mega-Event ist. Aus unseren Herzen heraus wächst das tiefe Anliegen, ihn zu ehren. Anbetung schreibt demjenigen Wert zu, den man anbetet. Und das ist der Herr Jesus.

 

Quellenangaben:

(1) C. S. Lewis. Reflection on the Psalms, Harcourt Books 1958,1986. S. 93
(2) J. S. Caroll, Jesus täglich anbeten, CV, Dillenburg, 2015, S. 50
(3) https://ekklesiakoinonia.wordpress.com/ 2012/12/27/worship-etymology, zuletzt 24.8.2022, 15:30 Uhr

 

Buchtipp:

 Mike Stephenson:
Beteilige dich! Zu seinem Gedächtnis.
CLV 2018, 96 S., € 4,90

Hast du je den Wunsch gehabt, dass mehr Brüder in deiner Gemeinde sich mit Beiträgen beteiligen, wenn ihr euch zum Mahl des Herrn versammelt? Hast du dich danach gesehnt, dass die ganze Gemeinde den Herrn Jesus aus freien Stücken anbetet? – Wenn dich solche Fragen bewegen, kann dieses Buch hilfreich sein. Mike Stephenson gibt darin die gleichen einfachen und an der Praxis orientierten Richtlinien weiter, die in seiner Heimatgemeinde jungen Brüdern auf diesem Gebiet geholfen und sie ermutigt haben. Der Autor ist davon überzeugt, dass jeder Bruder, der dem Herrn in der rechten Weise dienen will, seine Anbetung in Worte kleiden kann…

Kommentare sind geschlossen.