Anbetung 2.0

Es hat sich etwas grundsätzlich verändert in den letzten Jahrzehnten: Die Anbetung Gottes hat den „Markt“ erreicht. Möglich wurde dies durch gewaltige Veränderungen im Bereich der Technik: Das Internet mit seinen unendlichen Vernetzungsmöglichkeiten hat hier gewaltige „globale Marktplätze“ geschaffen, die es vorher so nicht gab. Deshalb erreicht z. B. die australische „Hillsong Church“ mit ihren „Worshipsongs“ – um nur ein prominentes Beispiel zu nennen – auch die kleinste Jugendgruppe im hessischen Hinterland.

Gemeindebewegungen, die vorher eine recht eigenständige Liedgutkultur hatten, sind heute mit dem globalen Angebot des gesamten Worship-Angebots konfrontiert. Globalisierung bedeutet hier: Die Besonderheiten einzelner Gruppen verschwinden, die Kultur wird immer einheitlicher. Das gilt auch für den Bereich der Anbetung. Deshalb ist es gut, neu zu fragen, was Anbetung eigentlich ist.

Anbetung ist Antwort

Christliche Anbetung ist immer etwas Zweites. Sie ist eine menschliche Reaktion auf eine Aktion Gottes. Gott hat geschaffen – wir staunen darüber. Gott hat uns in Christus erlöst – wir beten ihn dafür an. Alles beginnt mit Gott. Unsere Anbetung ist immer Antwort auf Gottes Wort – am Anfang war das Wort, sein Wort.

Es geht um Gott

Bei der Anbetung geht es zuerst um Gott – erst dann um uns. Das ist die „objektive Seite“ der Anbetung: Wir erkennen die Größe Gottes und kommen ins Staunen. Wir begreifen die große Barmherzigkeit und Güte. Anbetung ist Reaktion auf Gotteserkenntnis.

Es geht nicht ohne uns

Auch wenn es zuerst um Gott geht: Anbetung geht nicht ohne uns. Und Gott will auch nicht ohne uns – er sucht Anbeter (Joh 4,23). Anbetung hat also nicht nur eine „objektive Seite“ – es geht zuerst um Gott, sie hat auch eine „subjektive Seite“ – es geht auch um uns. Dabei beginnt es mit unserem Denken: Wir erkennen Gott. Aber dabei bleibt es nicht: Es ergreift unser Herz, unsere Gefühle – Anbetung ist eine ganzheitliche Sache. Und hier sind wir als Personen sehr unterschiedlich gestrickt: Der eine ist emotionaler, die andere mehr Kopfmensch.

Wir beten gemeinsam an

Sicher gibt es die persönliche Anbetung Gottes „im stillen Kämmerlein“. Was uns aber hier interessiert, ist die gemeinsame Anbetung – in unseren Gemeinden –, meistens verbunden mit dem Abendmahl. Und hier merken wir, dass es schwieriger geworden ist. In Zeiten des „globalen Anbetungsangebots“, besonders durch das vielfältige und auch kurzlebige Liedgut, ist es schwieriger geworden, für eine Ortsgemeinde einen gemeinsamen Stil zu finden, zusammen mit Jung und Alt.

Hilfen

Hier können uns die grundsätzlichen Gedanken vom Anfang dieses Artikels weiterhelfen.

  1. Anbetung ist Antwort: Wir gehen aus von Gottes Wort und prüfen alles daran. Dies wird uns helfen, ungeeignete Inhalte auszufiltern. Nicht alle Texte passen hier.
  2. Es geht um Gott – er soll im Zentrum stehen. Es geht um sein Erlösungswerk, seine Gnade und Barmherzigkeit. Dies soll auch in den Inhalten unserer Anbetung sichtbar werden.
  3. Es geht nicht ohne uns: Unsere Reaktion auf Gottes Wort und seine Gnade ist wichtig. Gott sucht Anbeter. Anbetung betrifft nicht nur unsere Erkenntnis, sondern auch unser Gefühl – so hat uns Gott ja geschaffen. Auch das gehört zur Anbetung. Allerdings soll alles in angemessener Form geschehen mit Respekt und Hochachtung. Es soll in „würdiger Weise“ geschehen – besonders wenn es um das Mahl des Herrn geht. Das betrifft auch Form und Stil: Wenn wir uns auf sein Leiden, Sterben und Auferstehen konzentrieren und ihm dafür danken, sind nicht alle Formen angemessen, die heute angeboten werden.
  4. In einer Zeit des Individualismus müssen wir immer neu zum „Wir“ finden: Was können wir gemeinsam sagen und tragen? Eine Gruppe kann nicht alle Kulturen der Welt vereinen. Gerade beim Liedgut geht es ja darum, dass nicht ständig Neues kommt. Wie soll man denn dann eine Gemeindekultur entwickeln? Dies braucht Zeit und Beständigkeit. Allerdings gilt auch: Singt dem Herrn ein neues Lied. Dabei ist auch das Verhältnis von privat und öffentlich immer neu auszuloten: Nicht alles, was ich im „stillen Kämmerlein“ Gott sage oder wie ich mich dort verhalte, passt in die Öffentlichkeit einer Gemeinde.

Wer hier die richtige Balance finden will, braucht Weisheit, Erkenntnis, aber auch Respekt und Liebe. Und Liebe ist ein Wille zur Gemeinschaft: Wir wollen gemeinsam Gott loben, Alte mit den Jungen.

Bei allem geht es letztlich darum, dass Gott die Ehre bekommt, die ihm zusteht. Es geht um seine Herrlichkeit, nicht zuerst um unser Empfinden.

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