Wenn es Gemeinde nicht gäbe… müsste man sie erfinden!

Langsam, aber pünktlich füllt sich der Gemeinderaum. Die älteren Geschwister haben schon „ihren Platz“ eingenommen. Viele stehen noch im Foyer und begrüßen sich herzlich. Sie freuen sich, dass man sich wieder trifft. Zwischendrin rauscht die jüngere Fraktion in den Versammlungssaal. Schön, dass sie alle dazugehören. Herbert K. gehört auch zur Gemeinde. Er sieht immer etwas „böse“ aus. Aber ist er es wirklich? Oder hat er nur Sorgen? Da kommt auch noch Julian – ein junger Mann und relativ neu hier. Viele wissen gar nicht, was Julian schon alles erlebt hat, als er noch kein Christ war. Die Tätowierungen fallen auf. Aber ebenso sein strahlendes Gesicht. Sein Freund Timo sitzt immer neben ihm … Einige huschen noch schnell in den Saal, und alle werden freundlich begrüßt …

Gemeinde ist wunderbar!

Das liegt an Gott, denn Gott hat seinen (geheimnisvollen) guten Plan mit uns nie aufgegeben. Auch nicht nach dem Sündenfall, als die Geschichte Gottes mit uns Menschen zu scheitern drohte. Gott blieb bei seinem unfassbar großartigen Ziel, uns in seiner Liebe und Gnade reich zu beschenken (Eph 2,6). Paulus schreibt es ergriffen und triumphierend: „Er, der doch seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern ihn für uns alle hingegeben hat: wie wird er uns mit ihm nicht auch alles schenken“ (Röm 8,32). Und das alles nicht nur für eine bestimmte Zeit, sondern ewig. Denn die Gemeinde ist nicht eine vorübergehende „Heilsepoche“ in der Geschichte Gottes mit uns Menschen, sondern eine ewige Schöpfung. Das Ziel ist ewige, „unendliche“ Herrlichkeit! Denn für den Himmel ist die Gemeinde geschaffen (Eph 1,3-5).

Was wir waren und nun sind

Jeder wird durch das Evangelium zum Glauben gerufen. Nicht nur die theologisch Interessierten oder die moralisch Anständigen, sondern alle – auch die schlimmsten Sünder. Für ein liebevolles Miteinander in der Gemeinde ist es wichtig, dass wir nie vergessen, was wir vor Gott waren: sündig und ewig verloren. Alle ohne Ausnahme.

Ebenso wichtig ist es zu wissen, wer wir jetzt durch Jesus sind: „Erwählte“ (Eph 1,4), „Erworbene“ (Apg 20,28), „von Christus geliebte Menschen“ (Eph 5,25)!

Und dennoch wollen wir realistisch anerkennen, dass wir täglich Vergebung durch Jesus Christus brauchen. Alle – mal mehr, mal weniger.

Gemeinde – der neue Lebensraum!

Gemeinde? Für viele reduziert sich das auf wenige Stunden, die man im Gemeinderaum zusammensitzt. Und wer meint, schon alles zu wissen, was da von der Kanzel gepredigt wird, langweilt sich „tapfer“ durch die „Stunden“!
Doch Gemeinde ist viel mehr! Wenn wir das begreifen, werden wir Gemeinde bewusster, aktiver und konsequenter leben.

Die Gemeinde ist ein Lebensraum der Liebe Gottes. Wie wichtig ist das in einer sich selbst zerstörenden Gesellschaft voller Egoismus und politisch geförderter und legalisierter Sünde! Die Gemeinde ist die Alternative! Wir leben nach Werten, die Gott uns vermittelt hat. Damit erfüllen wir nicht nur den Wunsch Gottes, sondern tun zugleich das Beste für uns.

Wenn Menschen neu zu uns kommen, werden sie vielleicht unsere Predigten nicht sofort verstehen. Aber unsere Liebe zu allen Menschen werden sie bemerken, unser wirkliches Interesse an ihnen – weil uns die Liebe Gottes treibt.

Gemeinde – real vor Ort

Christen leben überall. Aber sie sollen, wo immer es möglich ist, vor Ort als Gemeinde gemeinsam ihren Glauben leben. Dafür haben wir alle notwendigen Informationen, gerade in den sogenannten Gemeindebriefen.

Eine Gemeinde lebt verbindliche Gemeinschaft

Aus dem größten Gebot unseres Herrn resultiert die große Bedeutung geistlicher Beziehungen für eine Gemeinde. Schon in den ersten Gemeinden entdecken wir eine verbindliche Gemeinschaft, die sich nicht nur auf zwei Zusammenkünfte pro Woche beschränkte. Das Gebet „rund um die Uhr“ und die gegenseitigen Hilfeleistungen waren ausgeprägt, denn die ersten Christen waren Freunde geworden! Sie haben sich nicht voreinander versteckt, sondern offen und ehrlich gegenseitig geholfen.

In der Gemeinde achten andere auf mich. Nicht, um „hämisch“ zu kontrollieren. Sondern um liebevoll und zugleich deutlich mit mir zu reden, wenn ich mich danebenbenehme, auf seltsame theologische Gedanken hereinfalle oder wenn die Sünde mich überfällt.

Jeder braucht eine verbindliche Zugehörigkeit zu einer Gemeinde. Die unterschiedlichen Zusammenkünfte sind eine freiwillige Pflicht aus Liebe zu unserem HERRN und zu unseren Brüdern und Schwestern.

Gemeinde – da dreht sich alles um Gottes Wort

Der Puritaner William Ames (1576–1633) schrieb: „Theologie ist die Lehre darüber, wie man Gott lebt.“ Die Bibel lehrt uns, wer und wie Gott ist. Sie offenbart uns seine Pläne und seinen Willen, und sie zeigt uns, wer wir sind. Gott selbst ist der größte Lehrer (Hi 36,22). Gibt es etwas Größeres, als mehr von Gott zu erfahren? Je mehr wir Gott erkennen, desto mehr können wir ihn lieben und gerne seinen Willen tun.

Wer sagt: „Lehre trennt, Liebe eint“, übersieht, dass das Wort Gottes das wichtigste Instrument des Heiligen Geistes ist, der uns die ganze Wahrheit offenbart. Die biblische Lehre bewahrt uns vor falschen Wegen, vor falscher Einheit, aber verbindet Christen und lässt sie zusammenwachsen. Wird nicht die „Lehre“ als erstes Kennzeichen der Christen genannt, die „ein Herz und eine Seele“ waren? (Apg 2,42).

Gemeinde verehrt den HERRN – immer mehr

Mahlfeier? Und dann noch jede Woche? Sollten wir diese Zeit nicht besser zum Evangelisieren nutzen? Ich habe diese Argumente öfter gehört. Das schlug mir sehr auf den Magen, auch als jemand behauptete, „dass die Mahlfeier überbewertet würde“. Überbewerten? Das geht doch gar nicht! Den leidenschaftlichen Einsatz von Jesus Christus werden wir wohl kaum richtig bewerten und schon gar nicht überbewerten können. Wie können wir denn unsere Liebe und unseren Dank so ausdrücken, dass es der „Sache“ gerecht wird? Sicher ist Evangelisation unverzichtbar, aber nicht auf Kosten der Mahlfeier. Oder liegt es vielleicht an den „formalen Feiern“, dass immer mehr, besonders jüngere Leute, den inneren Bezug zur Mahlfeier verlieren?

Der einzige Wunsch von Jesus für sich

Jesus Christus hat viele Wünsche an uns. Dabei geht es ihm um unser Leben und das Leben in der Gemeinde. Aber der einzige persönliche Wunsch von Jesus an die Gemeinde ist: „Tut dies zu meinem Gedächtnis!“ Denkt an mich! Stellt heraus, was damals passierte, besonders am Kreuz auf Golgatha. Vergesst einmal alles andere und konzentriert euch auf mich!

Wenn wir unseren HERRN lieben, dürften wir mit diesem Wunsch keine Schwierigkeiten haben. Wir wollen doch proklamieren, wer Jesus ist und was er für Gott und für uns Menschen getan hat. Wir sagen unserem Herrn Jesus einfach und unkompliziert, dass wir ihn wertschätzen. Wir staunen über seine Liebe und über seine Bereitschaft, qualvoll am Kreuz zu sterben. Wir freuen uns darüber, dass er Satan weggefegt hat und als Herr ewig regieren wird …

Staunen über Golgatha! Das muss unsere Reaktion sein. Staunen, dass Jesus Christus auf diese Erde kam. Staunen über seinen ewig sicheren Sieg und die Erlösung von vielen Menschen. Sein Tod löste das Kernproblem, indem dort die Sünde „gesühnt“, d. h. bewältigt, wurde.

Wenn Jesus bittet: „Dies tut zu meinem Gedächtnis“, dann steht er selbst im Mittelpunkt. Seine unbezwingbare Liebe und Geduld, seine Qualen am Kreuz, sein Gottvertrauen und sein ewiger Sieg.

Worauf kommt es eigentlich an bei einer Mahlfeier? Dass die richtigen Bibelstellen gelesen werden? Oder dass der „rote Faden“ garantiert wird?

Wichtig ist die innere dankbare Haltung! Darum freue ich mich auf die nächste Mahlfeier, zusammen mit meinen Geschwistern in der Gemeinde. Ich will dort nicht fehlen.

Gemeinde – eine große Familie?

Wie eine Familie wollen wir als Christen zusammenleben. Dann „gehen wir nicht zur Gemeinde“, sondern wir leben als Gemeinde. Eigentlich 24 Stunden täglich. Als Familie halten wir zusammen. In Schwierigkeiten und trotz aller Fehler. Wir lieben uns und helfen uns.

Und wenn andere Menschen Gott und seine Liebe noch nicht kennen und sich im Leben festgefahren haben, bezeugen wir durch unser Leben und durch Gemeinde, dass es Erlösung und Lösungen gibt.

Gemeinde ist wunderbar! Gott hat sie geschaffen. Wir dürfen dabei sein und andere einladen!

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