Was ist Anbetung?

„Anbetung heißt, Gott das Beste zu geben, was er uns gegeben hat.“
(Oswald Chambers)

Anbetung ist daher immer etwas Zweites, nämlich unsere Reaktion auf seine Aktion, unsere Antwort auf sein Wort. In sein Wort wollen wir nun gemeinsam schauen, um Streiflichter über Anbetung zu erhalten.

In unseren Bibelübersetzungen kann „Anbeten“ auf mehrere Grundtextbegriffe zurückgeführt
werden. Für das Alte Testament ist das hebräische „shâchâh“ hervorzuheben: Das Verb findet sich etwa 170-mal und bedeutet hauptsächlich „anbeten“ und – von den verbreiteten Gebetshaltungen her – auch „niederfallen, bücken, verneigen“. Übrigens: Zum ersten Mal taucht das Verb nicht in 1. Mose 22,5 auf (Abrahams Opfergang nach Morija), sondern bereits in 1. Mose 18,2 verneigte („shâchâh“) sich Abraham, als Gott ihn besuchte. Dem „shâchâh“ entspricht im Neuen Testament das Verb „proskuneõ“. In der Antike wurde dieser Begriff für die Verehrung von Göttern durch Niederfallen oder das Zuwerfen einer Kusshand verwendet.

Zu berücksichtigen ist, dass die hebräischen und griechischen Begriffe nicht immer mit „anbeten“ übersetzt werden. Ein Beispiel wurde gerade anhand von 1. Mose 18,2 skizziert.

Nur Gott soll angebetet werden (5Mo 26,10). Es ist traurig, wer in der Bibel alles angebetet wird.
Obwohl in den Zehn Geboten explizit davor gewarnt wird, sich vor Götzen niederzubeugen (2Mo 20,5), wird vom gegossenen Kalb (2Mo 32,8) über die Götter Moabs (4Mo 25,1f.) bis hin zum Heer des Himmels (2Chr 33,3) die Spannbreite der Anbetung durch Menschen deutlich aufgezeigt. Diese geschieht teilweise mit unmittelbar tödlichem Ausgang. Von Sanherib z.B. lesen wir in 2. Könige 19,37a: „Und es geschah, als er sich im Haus seines Gottes Nisroch niederwarf, da erschlugen ihn seine Söhne Adrammelech und Sarezer mit dem Schwert …“. Das Beispiel Haman zeigt, wie selbstverliebt ein Mensch werden kann: „Und als Haman sah, dass Mordechai vor ihm weder seine Knie beugte noch sich niederwarf, da wurde Haman mit Zorn erfüllt“ (Est 3,5).

Der Herr Jesus wird bei seiner Menschwerdung als Kind durch die Weisen vom Morgenland (Mt 2,11), während seines Dienstes (Mt 8,2; 9,18; 14,33; 15,25; 20,20 u. a.) und auch als Auferstandener (Mt 28,9.17) angebetet. Nicht immer ist das mit edlen Motiven verbunden. Die Mutter der Söhne des Zebedäus wirft sich vor dem Herrn Jesus nieder mit der Bitte: „Sag, dass diese meine zwei Söhne einer zu deiner Rechten und einer zu deiner Linken sitzen in deinem Reich“ (Mt 20,20), und von den Jüngern lesen wir nach der Auferstehung: „Und als sie ihn sahen, warfen sie sich vor ihm nieder; einige aber zweifelten“ (Mt 28,17). Wie groß die Kluft zwischen Handlung und Einstellung sein kann, macht das Verhalten der Soldaten deutlich, die den Herrn Jesus verspotten: „Und sie schlugen ihn mit einem Rohr auf das Haupt und spien ihn an, und sie beugten die Knie und huldigten ihm“ (Mk 15,19). Herodes heuchelte gegenüber den Weisen: „Zieht hin und forscht genau nach dem Kind! Wenn ihr es aber gefunden habt, so berichtet es mir, damit auch ich komme und ihm huldige“ (Mt 2,8). Wie sehr war bei diesem weltlichen Herrscher der Fürst dieser Welt am Werk, der seinerseits den Herrn Jesus versuchte: „Dies alles will ich dir geben, wenn du niederfallen und mich anbeten willst“ (Mt 4,9).

Anbetung ist manchmal mit einer Bitte um Vergebung (2Mo 34,8f.), mit Furcht (Ps 5,8) und mit Sündenbekenntnis (Neh 9,3)  verbunden. Einzelne Menschen beteten an (z. B. der Knecht Abrahams in 1Mo 24,26 oder der Kämmerer aus Äthiopien in Apg 8,27). Elkana und Hanna beteten als Ehepaar an (1Sam 1,19), und mit Abraham und Isaak sehen wir Vater und Sohn, wie sie mit dem Wunsch aufbrechen, gemeinsam anzubeten (1Mo 22,5). Letzten Endes „wird alles Fleisch kommen, um vor mir anzubeten, spricht der HERR“ (Jes 66,23a).

Dass Anbetung nicht an eine Stimmungslage des Hochgefühls gekoppelt sein muss, veranschaulicht uns der Bericht Hiobs, der nach den Hiobsbotschaften auf die Erde fiel und anbetete (Hi 1,20). Hiob führt uns auch vor Augen, dass Anbetung nicht an einen Ort gebunden ist. Dies unterstreicht der Herr Jesus beim Gespräch mit der Samaritanerin in Johannes 4,21: „Jesus spricht zu ihr: Frau, glaube mir, es kommt die Stunde, da ihr weder auf diesem Berg noch in Jerusalem den Vater anbeten werdet.“

Wir können zusammenfassend feststellen, dass der Mensch zur Anbetung geschaffen ist. Bewegt es uns noch bzw. neu, dass unser Herr Jesus sagt: „Es kommt aber die Stunde und ist jetzt, da die wahren Anbeter den Vater in Geist und Wahrheit anbeten werden; denn auch der Vater sucht solche als seine Anbeter“ (Joh 4,23)?

J. N. Darby beschrieb Anbetung als „die Ehre und Bewunderung, die ihm gebracht wird für das, was er in sich selbst ist und was er denen bedeutet, die anbeten“. Das beinhaltet, dass ich meinen Herrn kennen muss. Um zu wissen, wer er ist, möchte ich Gott erkennen. Um zu wissen, was er schuf, möchte ich staunen über seine Schöpfung. Um zu wissen was er tat, soll er mir stets als Retter vor Augen stehen.

„Anbetung ist die Ehre und Bewunderung, die Gott gebracht wird für das, was er in sich selbst ist und was er denen bedeutet, die anbeten.“
(J. N. Darby)

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