Von Pionieren des Glaubens lernen: Anton Schulte

1949 erschien in unserer Gemeinde in Bottrop ein kleiner, junger Mann mit einem Bücherkoffer, erzählte von seiner Bekehrung in Schottland und versuchte, uns missionarisch zu motivieren. 1950 sang ich mit meinem Chor im Zelt in Bottrop, in dem Anton Schulte als Zeltmeister versuchte, Leo Janz aus Kanada Deutsch beizubringen.

1952 holte mich Anton Schulte als Pianist und Chorleiter ins Zelt, später zu seiner ersten Freiversammlung nach Gelsenkirchen-Buer. So begann die langjährige Mitarbeit und Freundschaft als Evangeliumsorgler, Bruderratsmitglied und ab 1962 Buchhalter und Geschäftsführer von Neues Leben.

Mich beeindruckte seine konsequente missionarische Aussage:

„Der Hauptgrund für die Pause zwischen Himmelfahrt und Wiederkunft ist Mission.“

Und außerdem: Seine nüchterne, ungesetzliche Verkündigung; sein unbeirrbarer Mut, Neues zu wagen; oder sein von Gottes Geist geläuterter, westfälischer Dickkopf – von Gott Erkanntes ganz praktisch, einfach, ohne Pathos, in die Tat umzusetzen, ohne Rücksicht auf die letzten Zauderer, Meckerer und Besserwisser, aber immer mit den Brüdern und Schwestern aus den Kirchen und Gemeinden der Evangelischen Allianz vor Ort. Nur einmal, da wollte er es alleine machen. Nach dem Studium der Jesus-People-Bewegung in den USA wollte er seine Erfahrungen sofort in Deutschland umsetzen und einen Jesus-Bekenntnis-Marsch in Köln machen. Ich habe gesagt: „Anton, nach der Himmelfahrt Jesu hat es noch 40 Tage gedauert, bis der Heilige Geist kam. Lass uns ein wenig Zeit.“ – „Nein“, sagte er, „dann gehe ich alleine“. Und Zweitausend machten mit ihm den Bekenntnismarsch durch Köln und in die Messehallen.

Er hörte aber auch auf den Rat des Bruderrates, auch wenn die es schwer hatten, seinen Plänen zuzustimmen. Seine Größe zeigte sich auch in seiner Bereitschaft zur Korrektur: „Herbert, sage mir, wo ich Fehler mache oder etwas in meinem Leben nicht stimmt.“ Seine Sorge um die seelsorgerliche Nacharbeit an den Jungbekehrten führte zum Bau des Neues-Leben-Zentrums. Die Wichtigkeit der Gemeinde zeigte er als Mitältester der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde in Wölmersen, die er 60 Jahre lang prägte und die von 20 auf 200 Mitglieder anwuchs. Er war sich nicht zu schade, beim Bau des Gemeindehauses mitzumauern, und wir beide standen einmal an der Betonmischmaschine unter Strom und kamen gerade noch mit dem Leben davon.

„Tief gegründet in der Bibel, immer ein offenes Ohr für seinen Herrn, aber dass andere Ohr immer in der Welt – bei den Menschen, die er erreichen wollte.“
(Steve Volke von Compassion Deutschland)

Es war ein erfülltes Leben zur Ehre des Herrn Jesu. Er hat vielen Menschen neues Leben gebracht und die Evangelisation im Nachkriegsdeutschland geprägt. Aus der Enge der katholischen Erziehung findet er in der Kriegsgefangenschaft in Schottland in einer kleinen Hauskreisgemeinde Jesus als seinen Herrn und Heiland, und er bringt ihn in die Weite der Freiheit des Evangeliums mit allen Christen. Alle seine Evangelisationen sind immer mit den Gemeinden der Evangelischen Allianz als Veranstalter durchgeführt worden, ob das die Großevangelisation in Stuttgart auf dem Killesberg, in Hamburg, Bremen und in allen Großstädten Deutschlands und Österreichs waren.

35 Evangelisten, Pastoren und Prediger evangelisierten gleichzeitig in den Gemeinden in und um Siegen, und Anton Schulte sprach zum Abschluss zu Zehntausend im Leimbachstadion. Unvergessen sind die ersten Freiversammlungen auf Marktplätzen in vielen Städten Deutschlands und die „Feldzüge des Glaubens“ innerhalb von drei Wochen in zehn Städten Österreichs.

Er stellte sich damals, wie auch heute die Evangelische Allianz, den Herausforderungen, die aus den USA auf uns überschwappen. Er prüfte sie und setzte sie positiv um. Auch von daher nannte man ihn den „Billy Graham Deutschlands“. Er war Visionär, Pionier und Auflagenmillionär: Die erste Radiomission, die erste Tonbandmission, die erste Telefonkurzpredigt mit zwei Millionen Zuhörern, die Schallplattenmission mit drei Millionen Auflage und die Schriftenmission in Millionenhöhe.

Anton Schulte hatte die Offenheit der Nachkriegszeit auf vielfältige Weise genutzt und als er sah, dass die Großevangelisationen der Evangelischen Allianz in diesem Stil zu Ende gingen, hat er das theologische Seminar „Neues Leben“ (heute: Theologisches Seminar Rheinland) gegründet, das nun schon über 700 (heute über 900) junge Leute ausgebildet hat, um das unvollendete Werk der Evangelisation im Missionsland Deutschland weiter zu führen.

„Ein kleiner Mann berichtete von seinen Erfahrungen mit dem großen Gott. Nein, da war keine Spur von Wehleidigkeit, auch nichts Aufgesetztes und Gewolltes. Da war nur das Zeugnis eines überreichen und geradezu ansteckenden Lebens. Was für ein Geschenk, solche Diener Gottes zu haben.“ (Peter Strauch, Witten, ehemaliger Präses der Freien evangelischen Gemeinden)

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