Geheimnis Gemeinde – worum geht es eigentlich?

„Seid ihr Gemeinde?“ – „Aber natürlich! Wir sind gläubige Menschen und treffen uns regelmäßig, um Gottes Wort zu lesen und zu studieren, wir beten und singen.“ – Okay, das ist sehr gut, aber das gab es zur Zeit des Alten Testaments in Israel auch schon.

Was ist das Besondere an der Gemeinde Jesu Christi, die nach Pfingsten begann? Was unterscheidet sie elementar von dem, was es vorher gab?

1. Gemeinde – Gottes besondere Schöpfung

Noch bevor es das Universum gab, hatte Gott einen „genialen Plan“: Es wird Menschen geben, die mit dem Sohn Gottes nicht nur eine intensive Beziehung haben werden, sondern als „Leib Christi“ mit dem Haupt eine ewige Einheit sein werden. Das drücken beispielsweise die majestätisch-gewaltigen Verse in Epheser 1,3-6 aus.

Wie wird dieser „Leib Christi“ beschrieben? Was bedeutet das konkret für uns (siehe Punkt 6)?

2. Gottes leidenschaftliche Liebe

Kaum waren wir Menschen erschaffen, da wechselten wir schon die Seite und wurden Gottes Feinde. Scheitert nun der Plan Gottes? Im Gegenteil. Auch wenn Gott zunächst der Betrogene ist, ändert das nichts an seiner Zielsetzung. Um Gemeinde Wirklichkeit werden zu lassen, lässt er tatsächlich Jesus Christus am Kreuz sterben. Er kauft uns zurück und bezahlt dafür den höchsten Preis. Gott gab nicht etwas, sondern alles: Jesus Christus – seinen Sohn.

3. Endlich geschafft!

Wir ahnen ja kaum, was in Jesus Christus am Kreuz vorging! Alle Folgen des Sündenfalls und aller Dreck aller Generationen wurden dort weggeschafft. Dort passierte aber mehr, als eigentlich notwendig war.

Wir werden nicht nur kostenfrei unsere Sünden los, sondern glaubende Menschen bilden jetzt die Gemeinde, eine Schöpfung Gottes – geplant in der Ewigkeit für die Ewigkeit.

Haben wir begriffen, dass wir Christen Miterben von Jesus Christus sind (Eph 3,6)? Ist uns bewusst, dass wir nicht nur in den Himmel kommen, sondern dort ewig mit Jesus Christus verbunden sein werden? Dass erlöste Menschen mit Jesus Christus zur Rechten Gottes auf dem Thron sitzen dürfen (Offb 3,21)?

4. Mehr, als wir ahnen

Gemeinde ist aber nicht nur eine glücklich gemachte Menschengruppe. Gemeinde offenbart, wie Gott ist. Die Engel staunen darüber, wie weit Gottes Liebe geht. Selbst Satan muss „zähneknirschend“ anerkennen, dass Jesus Christus durch seine Liebe und Macht Menschen aus der Sklaverei Satans befreit, dass Menschen freiwillig Jesus folgen und dass sie als erlöste Menschen einmal wesensähnlich „wie Gott sein werden“.

5. Warum gibt es überhaupt Gemeinde?

Bei Gott ist doch alles in größter Weisheit und Genialität logisch begründet. Welche heilsgeschichtli- chen Gründe gibt es für „Gemeinde“?

  1. Jesus, der Sohn Gottes, blieb Mensch
    Jesus Christus kehrte als Sohn Gottes und als Mensch zurück in den Himmel – verherrlicht als Sohn Gottes (das ist selbstverständlich) und auch als „verherrlichter Mensch“.
  2. Es ist nicht gut, dass DER Mensch Jesus allein sei …
    Der Herr Jesus ist der zweite (letzte) Adam. Der einzige vollkommene Mensch. Ohne Sünde. Was erkannte Gott, nachdem Adam erschaffen war? „Es ist nicht gut, dass der Mensch (Adam) allein sei! Ich will ihm eine Hilfe, eine Ergänzung bilden.“
    Nun will Gott nicht, dass der vollkommene Mensch, der Mensch Jesus, allein bleibt. Logischerweise erwirbt Gott nun Jesus, dem verherrlichten Menschen, eine entsprechende Braut, die Gemeinde, die Fülle (o. Vervollständigung, Eph 1,23).
  3. Zum Haupt gehört ein Leib
    Der Leib Christi ist die „geistlich-organische“ Ergänzung, ein himmlischer Organismus: So wie Gott aus dem schlafenden Adam die Frau Eva bildete, so sind wir „aus“ und „durch“ Christus, unserem Haupt, als Gemeinde entstanden. Unser neues, geistliches Leben stammt von ihm.

6. Was bedeutet „Leib Christi“?

„Und alles hat er seinen Füßen unterworfen und ihn als Haupt über alles der Gemeinde gegeben, die sein Leib ist, die Fülle dessen, der alles in allen erfüllt.“ (Eph 1,22-23)

„Leib Christi“ ist zugleich „Bild“ und geistliche Wirklichkeit. Es beschreibt das innerste Wesen der Gemeinde: die geistlich-reale Verbindung von Haupt und Leib.

Wenn wir begreifen wollen, was Gemeinde von anderen Heilsepochen unterscheidet, müssen wir das Bild „Leib“ begreifen und die damit verbundenen Konsequenzen für die Praxis einer neutestamentlichen Gemeinde:

  1. Die Abhängigkeit vom „Haupt“
    „Denn wie der Leib einer ist und viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obwohl viele, ein Leib sind: so auch der Christus. Denn in einem Geist sind wir alle zu einem Leib getauft worden … Denn auch der Leib ist nicht ein Glied, sondern viele.“ (1Kor 12,12-14)
    Christus und alle Wiedergeborenen bilden diesen Organismus, der durch den Heiligen Geist gebildet wurde. Unser menschlicher Körper ist ohne Kopf lebensunfähig. Genauso ist der „Leib Christi“ total abhängig vom „Haupt“, von Christus. Zusammen werden Haupt und Leib „der Christus“ genannt.
    So bildet sich, so wächst die Gemeinde, und Menschen werden dem Leib Christi hinzugetan. Christus ist das Haupt, „von dem aus der ganze Leib, durch die Gelenke und Bänder unterstützt und zusammengefügt, das Wachstum Gottes wächst“ (Kol 2,19).
  2. Höher als alles andere
    Epheser 3 zeigt uns, dass sich der Leib Christi als besonderes Gebilde von allen Werken Gottes, die er in früheren Zeitaltern geschaffen hat, abhebt.
  3. Der Leib Christi offenbart Gottes Weisheit
    Vielleicht staunen die Engel, dass sich ihr Schöpfer Jesus Christus für eine Zeit „unter die Engel“ erniedrigt, um für gottlose Menschen zu sterben. Aber nicht nur das! Der Schöpfer aller Dinge (Kol 1,16) verbindet sich mit der Gemeinde, erhebt die Gemeinde über den Status der Engel und bildet mit ihr eine ewige Einheit. Die Engel studieren an der Gemeinde, dem Leib Christi, die Weisheit Gottes.
  4. Der Leib Christi ist mehr als eine „Beziehung“
    Wir haben zu Jesus, unserem HERRN, eine geistliche „Beziehung“. Täglich erfahren wir seine Liebe, Seelsorge und Korrektur. Aber als „Leib“ Christi bilden wir mit unserem Haupt eine Einheit, einen „Organismus“, denn das bedeutet das Bild „Leib“!
    Darum ist es wichtig, immer wieder den Willen des Herrn Jesus gerade für die Gemeindepraxis zu erforschen und umzusetzen. Alle gut gemeinten menschlichen und organisatorischen Versuche, geistliches Leben zu bewirken und zu fördern, werden scheitern, wenn sie nicht dem offenbarten Willen des Hauptes Christus entsprechen.
  5. Der Wichtigste ist Christus
    Der Wichtigste der neutestamentlichen Gemeinde ist das Haupt. Er war da, als es uns Gläubige (als Gemeinde) noch gar nicht gab. Aus IHM und durch IHN ist Gemeinde entstanden, und wir sind aus IHM und für IHN geschaffen.
  6. Alle Impulse gehen vom Haupt aus
    Was Gemeinde ist, wie Gemeinde sein soll, weiß allein (und immer besser als wir) unser Haupt Christus! Er will und soll bestimmen, wie Gemeinde gelebt werden kann. Das sagt uns sein Wort, die Bibel. Die neutestamentlichen Briefe offenbaren uns zeitlos, d. h. auch „normativ“, warum es Gemeinde gibt und wie die Gemeindepraxis aussehen soll.
  7. Keine Hierarchie
    Kein Gläubiger im Leib Christi ist einem anderen übergeordnet, denn alle Glieder dieses „Leibes“ sind dem Haupt Christus, dem Größten und Höchsten, zu- und auch untergeordnet. Aus dieser Zuordnung zum Haupt wachsen die Einheit und auch die „Einigkeit“. Das Bild „Leib“ verbietet Unterschiede, wie sie z. B. zwischen „Geistlichen“ und „Laien“ gemacht werden. Selbst Älteste einer Gemeinde haben vorrangig eine „katalytische“ Aufgabe, d.h. sie ermutigen die Geschwister und machen den Weg frei, damit alle ihre geistlichen Gaben sinnvoll einsetzen können. Auch Älteste bleiben vorrangig, wie alle, abhängig vom Haupt Christus.
  8. Eine erstaunliche Würde durch Christus
    Die Würde der Gemeinde liegt nicht in uns Erlösten begründet, sondern in Christus. Jesus Christus wurde zunächst durch Gott über alle Maßen erhöht und in eine nicht mehr steigerungsfähige Position gebracht – und ist (so erhöht) Haupt der Gemeinde (Eph 1,22). Das adelt die Gemeinde, denn wir sind „Leib“ des hoch erhobenen Christus! Darum ist die Gemeinde wertvoll und schön!
  9. Wir haben teil an der Herrlichkeit Christi
    Die Gemeinde ist herrlich, weil Christus herrlich und verherrlicht ist (Joh 17,22-23). Die Gemeinde ist herrlich, weil Gott durch sie die höchsten Ziele mit Menschen erreicht. Für den Himmel sind wir geschaffen! Zugleich verherrlicht sich Christus in der Gemeinde, „um an jenem Tag in seinen Hei- ligen verherrlicht und in allen denen bewundert zu werden, die geglaubt haben“ (2Thes 2,10).
  10. Wir sind eine Gemeinschaft im Heiligen Geist
    Wir können diese Gemeinschaft untereinander leben, fördern und ausdrücken. Setzen wir gerne in der Gemeinde unsere Gaben ein? Nach dem Motto: „Volle Freiheit für den Heiligen Geist und die geringste Freiheit für das Fleisch“?

7. Das herrliche Ziel des Leibes Christi

Schön, wenn aus kleinsten Anfängen eine wachsende Gemeinde entsteht. Eine große Gemeinde erfreut uns. Aber Gemeinde ist nur „auf der Durchreise“. Das eigentliche Ziel ist nicht die Präsenz in dieser Welt und deren Christianisierung, d. h. die Aufrichtung des irdischen Reiches Gottes. Das hat sich unser HERR für später vorbehalten.

Das eigentliche Ziel der Gemeinde ist die Hochzeit im Himmel, die reale Verbindung mit Christus, unserem Herrn. „Geliebte, jetzt sind wir Kinder Gottes, und es ist noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden; wir wissen, dass wir, wenn es offenbar werden wird, ihm gleich sein werden, denn wir werden ihn sehen, wie er ist“ (1Jo 3,2).

Darauf warten wir! Erst wenn wir mit Christus im Himmel verbunden sind, ist die Voll endung der Gemeinde erreicht. Wir werden IHM gleich sein. Für ewig. Und ohne Aufforderung werden wir unseren HERRN anbeten – denn er ist einzigartig!

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