Drei große Verschiebungen

Bedürfnisse ändern sich

Unter unseren Füßen fühlt es sich an, als würde sich gerade alles verschieben.

Das tut es nicht. Aber es kann sich so anfühlen.

Als jemand, der viel Zeit in Gemeinden und mit deren Leitern verbringt, vor allem mit Leitern kleinerer Gemeinden, sehe ich zur Zeit drei gravierende Veränderungen – Verschiebungen – ablaufen. Und jede davon entspricht einem Hauptbedürfnis von drei verschiedenen Menschengruppen.

Wenn wir nicht aufpassen, versuchen wir wahrscheinlich Bedürfnisse zu erfüllen, die die Menschen nicht unbedingt haben – oder die sie zumindest nicht so sehr brauchen, wie wir das glauben.

1. Leiter: Ruhe wird nötiger gebraucht als Ressourcen

Seit über zehn Jahren suche und erstelle ich die besten Hilfsmittel für Leiter in kleinen Gemeinden, die ich finden kann, und stelle sie ihnen zur Verfügung.

Dieser Bedarf ist nach wie vor groß. Es gibt zwar viele Menschen und Organisationen, die Material von und für große Gemeinden erstellen, von denen viele an kleinere Orte angepasst werden können, aber es gibt zu wenig Ressourcen, die speziell auf die Situation kleiner Gemeinden zugeschnitten sind.

In den vergangenen Jahren ist ein jedoch anderes Bedürfnis immer größer geworden – und in den turbulenten letzten drei Jahren hat es sich ganz nach vorne geschoben:

Das Bedürfnis nach Ruhe und Erholung.

Mehr als alles andere, was ich derzeit höre, brauchen Leiter eine Pause. Sie sind müde. Frustriert. Verwirrt. Verängstigt. Und wenn sie eine Auszeit bekommen könnten, und sei es nur für eine kurze Zeit, würden sie sich weniger so fühlen.

Erschöpfung war schon vor der Pandemie ein großes Thema. Dann kamen die Lockdowns, die ewigen Diskussionen um Masken und Impfungen usw. Und jetzt, da so etwas wie „Normalität“ zurückgekehrt ist (aber nicht für ein Drittel bis zur Hälfte vieler Gemeinden), ist das Bedürfnis der Leiter nach einer Auszeit zur Erholung, Auswertung und Erneuerung überwältigend.

Als wir uns mitten in der Pandemie befanden, sagten ich und viele andere eine massive Rücktrittswelle von Pastoren, Ältesten und Leitern voraus. Das ist nicht geschehen. Statt zu gehen, bleiben viele physisch an ihrem Platz, aber sie sind gefühls- und beziehungsmäßig abwesend. Sie sind erschöpft, aber sie wollen ihre Gemeinden nicht verlassen. Jedenfalls nicht dauerhaft. Aber sie könnten eine wirkliche Auszeit gebrauchen.

Liebe Leiter, wir müssen dieses Bedürfnis, diese Notwendigkeit ernster nehmen als je zuvor. Hören wir auf, unsere eigene Gesundheit und unser Wohlergehen zu vernachlässigen. Investiert wieder in einen Ruhetag. Schaltet eure Handy-Benachrichtigungen ab. Hört auf, euch schuldig zu fühlen, wenn ihr eine Zeit nicht im Dienst seid.

Gezielte, lebensspendende Auszeiten sind keine Vernachlässigung eurer Berufung, sondern der Ort, an dem wir Treibstoff dafür finden.

2. Gemeinden: Jüngerschaft wird nötiger gebraucht als Lehre

Gute Predigten werden oft als einer der Hauptgründe genannt, warum Menschen ihre Heimatgemeinde besuchen. Das ist zwar immer noch wichtig, aber aus einem einfachen Grund nicht mehr so wichtig wie früher: Online-Angebote. Sie können jede beliebige Predigt von ihrem Lieblingsprediger zu jeder Zeit, an jedem Tag und von jedem Ort der Welt aus abrufen.

Was die Menschen jetzt mehr als gute Predigten oder Lehren von ihrer Heimatgemeinde brauchen, ist einfach.

Jüngerschaft.

Gute Predigten und Lehren allein bringen noch keine reifen Gläubigen hervor. Das kann nur Jüngerschaft bewirken.

Die gute Nachricht ist natürlich: Es ist unsere Aufgabe, Jünger zu machen. Die fünffachen Leitungsgaben (Apostel, Propheten, Evangelisten, Hirten und Lehrer) sind nicht nur dazu da, Wissen zu vermitteln.

Epheser 4,11-13 fordert uns auf, Gottes Volk auszurüsten:

  • für den Dienst
  • um den Leib Christi aufzubauen
  • zur Einheit im Glauben
  • zur Erkenntnis des Sohnes Gottes
  • um zu mündigen Christen heranzureifen
  • um wie Jesus zu werden

Das ist Jüngerschaft. Gottes Volk zu Einheit, Reife und Dienst auszurüsten, ist nicht nur die Berufung der Leiter der Gemeinden – es ist die große Sehnsucht aller Gläubigen.

Es ist an der Zeit, über das Lehren hinaus in die Tiefe zu gehen und die Kraft der Jüngerschaft wieder zu entfachen.

3. Die Gesellschaft um uns herum: Integrität wird nötiger gebraucht als Veranstaltungen

Über mehrere Generationen hinweg taten viele Gemeinden so, als könnten wir die Gesellschaft um uns herum am besten durch überzeugende Veranstaltungen erreichen. Von den wöchentlichen Gottesdiensten über jährlich wiederkehrende außergewöhnliche Veranstaltungen wie Aufführungen zu Weihnachten oder Ostern, Ferienprogramme für Kinder, Konzerte, Evangelisationen nach bewährtem Konzept usw. – die Veranstaltung war das Wichtigste.

Das ist vorbei. Genauso wie die Gemeindebesucher auf ihren Geräten Predigten empfangen können, können Nicht-Gemeindebesucher die großartigsten Veranstaltungen, die je produziert wurden, anschauen.

Leiter, das müssen wir hören. Niemand, der nicht zur Gemeinde kommt, wartet darauf, dass wir eine bessere Veranstaltung auf die Beine stellen. Hört auf zu versuchen, ein Bedürfnis zu befriedigen, nach dem niemand – buchstäblich niemand – fragt.

Was wird von Christen erwartet? Wenn sie überhaupt über uns nachdenken – was immer unwahrscheinlicher wird – dann wollen sie, dass wir authentisch sind. Dass wir leben, was wir behaupten zu glauben.

Bei all den Schwächen der Gemeinde in unserer Zeit liegt hier der größte Bedarf.

Die Gesellschaft um uns herum braucht unsere Integrität.

Wir müssen uns von kurzfristigen Erfolgen oder höheren Besucherzahlen bei besonderen Veranstaltungen verabschieden und in die lange, harte Plackerei investieren, langfristig das zu leben, was wir sagen zu glauben.

Wen interessiert schon, wie großartig eine Veranstaltung ist, wenn die Menschen auf der Bühne nicht nur fehlerhaft sind (das sind wir alle), sondern Heuchler?

Früher nannten wir das Heiligkeit. Dann wurde dieser Begriff von pharisäischen Extremisten gekapert, so dass wir jetzt Angst haben, ihn zu verwenden. Wenn ihr also diese Lücke mit Ausdrücken wie Charakter, Integrität oder Aufrichtigkeit füllen wollt, ist das großartig! Das sind auch gute Begriffe.

Aber vielleicht können wir auch die wahre Bedeutung von Heiligkeit wiederherstellen: Für den Herrn abgesondert sein.

Wie auch immer ihr es nennt – wir müssen es leben. Alles andere, was wir sagen, denken oder glauben, steht und fällt damit.

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