Marco Vedder (Staufenberg/Hessen):

Knapp daneben ist auch vorbei

Ich habe wenige apologetische Bücher in einem Rutsch gelesen – dieses schon. Seither habe ich es öfters weiterempfohlen, und zwar aus folgenden Gründen:

  • Interessant:
    Es handelt sich in der Hauptsache um eine Sammlung von Rezensionen zu Publikationen mit theologischen, evangelistischen, gemeindepraktischen oder seelsorgerlichen Bezügen. Sowas interessiert einen Praktiker wie mich.
  • Relevant:
    Es handelt von Autoren, Gedanken und Fragen, denen ich in Gemeinden und bei Mitarbeitern tatsächlich begegne. Hier geht es nicht um Probleme, von denen man nur aus Amerika oder liberalen Kirchen hört.
  • Konkret:
    Die einzelnen Kapitel sind fast alle jeweils einem konkreten Buch oder einer Plattform im Internet gewidmet. Daher wird konkret beschrieben und analysiert und wenig verallgemeinert.
  • … aber auch weiterdenkend:
    Man lernt, nicht nur einen Autor, sondern den typischen Denkansatz, den er vertritt, kritisch zu durchdenken. Das ist viel wertvoller, als nur zu lesen, was ein Christ über einen anderen denkt.
  • Respektvoll:
    Fast alle Kapitel heben sich wohltuend von vielem ab, was man sonst als Aufklärungsliteratur manchmal zu sehen bekommt. Die Autoren können Gutes neben dem Kritisierten stehenlassen. Sie müssen nichts verreißen, auch wenn sie sehr deutlich und klar auf Unbiblisches hinweisen.
  • Selbstkritisch:
    Besonders im Abschlusskapitel, aber auch zwischendurch, finden sich sehr bedenkenswerte Hinweise darauf, welche Einseitigkeiten bei uns selber manche Trends bei anderen so attraktiv machen. Das Buch mahnt dazu, mit mehr Demut von dem zu reden, was wir oft als „logisch“, „klar“ oder „biblisch“ bezeichnen und „deutlicher zu den unvermeidlichen Brüchen und Ungereimtheiten des christlichen Glaubens und des Lebens als Christ zu stehen“ (S.173). Das vermissen sehr viele, gerade jüngere Menschen in christlichen Gemeinden!
  • Mut machend:
    Auch wenn auf der anderen Seite hohe Auflagenzahlen oder bekannte Namen stehen – Mut zur Bibel, Mut zur sachlichen Auseinandersetzung über ihre Inhalte, Mut zum selbständigen Nach- und Weiterdenken!

Eine Neuauflage

  • … könnte den Lesern mit einer kurzen Info zum Hintergrund der Rezensenten helfen.
  • … sollte Kapitel 8 über die „Emerging Church“ weglassen. Es passt meiner Ansicht nach nicht in dieses Buch, auch wenn das Thema wichtig ist. Erstens ist es das einzige Kapitel, das von einer ganzen Bewegung und nicht einer konkreten Veröffentlichung handelt, zweitens ist es daher oft verallgemeinernd und drittens mit knapp drei Zeilen (!) Wertschätzung auf zwölf Seiten Kritik unausgewogen.
  • … wäre – wenn sie denn nötig wird – sehr zu begrüßen. Natürlich folge ich nicht jedem der verschiedenen Autoren in allen Details (so ein Buch müsste man selber schreiben …), aber ich empfehle es jedem Jugend- und Gemeindemitarbeiter zur Lektüre und zum Weiterdenken.

Titel: Knapp daneben ist auch vorbei – Holzwege post-evangelikalen Glaubens
Autor: Thomas Jeising (Herausgeber)
Seiten: 192
Verlag: CV mit Bibelbund

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