Zwischen Start und Ziel

Ende Februar erreichte uns die Nachricht, dass Billy Graham verstorben ist. Er hat den guten Lauf vollendet. Er ist am Ziel. Er selbst sagte einmal: “Eines Tages werden Sie lesen oder hören, dass Billy Graham tot ist. Glauben Sie kein Wort davon. Ich werde lebendiger sein als ich es jetzt bin. Nur meine Adresse wird sich geändert haben. Ich werde in Gottes Gegenwart eingetreten sein.”

Das ist auch unser Ziel, die wir unterwegs sind mit Gott.

Auf dem Weg zum Ziel dürfen wir immer wieder mal stehen bleiben, nachdenken, Ballast ablegen, uns stärken, neu ausrichten und gegenseitig helfen, dass wir das Ziel nicht aus den Augen verlieren.

Was brauchen wir auf dem Weg zum Ziel?

„Du nun, mein Kind, sei stark in der Gnade, die in Christus Jesus ist; und was du von mir in Gegenwart vieler Zeugen gehört hast, das vertraue treuen Menschen an, die tüchtig sein werden, auch andere zu lehren!
Nimm teil an den Leiden als ein guter Streiter Christi Jesu! Niemand, der Kriegsdienst leistet, verwickelt sich in die Beschäftigungen des Lebens, damit er dem gefällt, den er angeworben hat. Wenn aber auch jemand am Wettkampf teilnimmt, so erhält er nicht den Siegeskranz, er habe denn gesetzmäßig gekämpft. Der Ackerbauer, der sich müht, muss als erster an den Früchten Anteil haben.“
(2. Timotheus 2,1-6)

Sei stark in der Gnade! (2,1)

Leben aus der Gnade – das macht stark. Das gibt neue Kraft. Es mag zunächst widersprüchlich klingen, denn Gnade hat ja auch mit Schwäche zu tun. Gnade ist das Geschenk an einen Bettler – so sagen wir gerne in der Evangelisation. Aber genau darin liegt das Geheimnis. Stärke kann nur Gott geben. Leben aus der Abhängigkeit von ihm macht stark. Anders ausgedrückt: Die Erkenntnis eigener Ohnmacht schöpft Kraft aus der Allmacht Gottes und schafft Vollmacht im Dienst. Paulus schreibt in 2Kor 12,10: „Wenn ich schwach bin, dann bin ich stark.“ Zuvor hatte der Herr ihm gesagt: „Meine Gnade genügt dir, denn meine Kraft kommt in Schwachheit zur Vollendung.“ (2Kor 12,9)

Auf dem Weg zum Ziel wollen wir nie vergessen, dass wir ihm alles verdanken. Unser Herr Jesus ist uns in seiner Gnade heilbringend begegnet. Er begleitet uns in seiner Gnade und führt uns sicher ans Ziel (vgl. Tit 2,10ff.).Dieses Bewusstsein entspannt. Denn es geht nicht in erster Linie um dich oder mich, sondern immer um ihn. Wir meinen manchmal, ohne uns würde das Werk des Herrn, nicht funktionieren. Doch! Es geht nicht um uns, sondern um seine Gnade. Leben aus der Gnade ist das Geheimnis eines glücklichen – oder besser ausgedrückt – glückseligen Lebens.

Mach nicht alles alleine! (2,2)

Auf dem Weg zum Ziel stellt Gott uns Leute zur Seite. Erfolg ist Teamsache. Wir sind nicht allein. Und wir machen nicht alles allein. Gemeinschaft macht stark. Gott will Teamplayer. Das ist auch das Geheimnis einer „guten Evangelisation“. Das verhindert Überlastung und schafft gegenseitige Ergänzung. In der Vielfalt der Gaben liegt das Geheimnis der Bewältigung aller Aufgaben.

Timotheus soll sich nach solchen umschauen, die treu und fleißig sind, und die fähig sind, Gottes gute Botschaft weiterzugeben. Wenn er sich danach umschauen soll, dann werden solche da sein. Und das gilt bis heute. Augen auf! Am Ende des Kapitels wird Timotheus aufgefordert, sich mit Brüdern zum Gebet zu treffen, die in allem Wirrwarr der Gemeindesituation den Herrn aus reinem Herzen anrufen (2,22). Was für eine Chance!

Setze Prioritäten! (2,3.4)

Auf dem Weg zum Ziel wollen wir uns nicht ablenken lassen. Störmanöver gibt es viele. Wir haben einen Auftrag. Das Bild des Soldaten redet eine deutliche Sprache: Leidensbereitschaft, Disziplin, volle Konzentration auf die Aufgabe – und das Ganze ist eine Frage der Ehre. Denn es geht darum, dem zu gefallen, der mich angeworben hat. Und das ist niemand Geringeres als der, der mich errettet und berufen hat (1,9) – Gott selbst. Dieses Bild erinnert an eine Kampfsituation. Wir leben in Feindesland. Wir stehen an der Front. Wir sind ganz gefordert. Deshalb wollen bzw. dürfen wir uns nicht ablenken lassen. In solchen Situationen müssen private Dinge hinten anstehen. Ablenkung kann im Kampf tödlich enden.

Deshalb setzen wir Prioritäten. Bewahre dir Freiräume für Aufgaben im Reich Gottes. Mach keine Schulden. Lebe nicht auf Pump, sondern kaufe dir nur das, was du auch bezahlen kannst. Ansonsten gehst du Verpflichtungen ein, die dich ganz schnell „verwickeln in die Beschäftigungen des Lebens“. Vielleicht musst du auch auf berufliche Karriere verzichten, damit genügend Zeit bleibt, „Schätze im Himmel zu sammeln“. Unser Herr fordert uns auf, zuerst nach Gottes Reich und seiner Gerechtigkeit zu trachten. Das ist ein gutes Prinzip.

Laufe nach den Regeln! (2,5)

Erschreckend, dass immer wieder Sportler disqualifziert werden, weil sie gedopt haben. Teilnahme am Wettkampf verpflichtet zum Einhalten der Regeln. Das ist auf dem Weg zum Himmel nicht anders. Paulus schreibt von einem „gesetzmäßigen“ Kampf. Bitte nicht mit „gesetzlich“ verwechseln! Gesetzlich ist verwerflich. Gesetzmäßig meint: entsprechend der vereinbarten Regeln. Und die finden wir in Gottes Wort. Die Bibel ist unser Maßstab. Danach sollen wir uns richten.

Wenn wir diesen Maßstab verlieren, werden wir maßlos. Maßlos macht haltlos. Haltlos macht hilflos. Wir verlieren den Boden unter den Füßen und wissen nicht mehr, wo es lang geht. Deshalb lassen wir uns nicht durch alle möglichen und unmöglichen Verhaltensregeln irritieren, sondern halten fest an Gottes ewig gültigem Maßstab. Und dort erfahren wir auch, was Evangelium ist und wie wir es weitergeben sollen.

Genieße nach der Arbeit deine Früchte! (2,6)

Der Weg zum Ziel ist manchmal anstrengend. Ich will das Leben im Dienst nicht schönreden, sondern weiß sehr wohl um mehr oder weniger große Belastungen. Und manchmal fühle ich mich überfordert. Trotzdem mache ich weiter. Dabei erinnere ich mich an so manche Bergtour. Erschöpft! Das Ziel in weiter Ferne. Aber der bevorstehende Ausblick vom Gipfelkreuz motiviert. Herrlich! Deshalb nicht aufgeben. Weiter bergauf – trotz aller Anstrengung. Egal wie beschwerlich der Weg ist, wir gehen weiter, denn am Ziel gibt es den verdienten Lohn.

Genuss gehört zum Leben. Paulus schreibt von einem Landwirt. Er muss fleißig sein, damit Frucht entsteht. Andererseits gibt es wohl kaum einen Beruf, wo Fleiß und Geschenk, Anstrengung und Gnade so stark ineinandergreifen wie beim Landwirt. Gott kann das beste Wetter schenken – wenn der Bauer faul ist, gibt es keine guten Früchte. Andererseits kann der Bauer noch so fleißig sein – wenn die Witterung nicht stimmt, wird es ebenfalls keine guten Früchte geben. So arbeiten wir, was das Zeug hält, und sind uns gleichzeitig bewusst, dass wir in allem auf Gottes Hilfe angewiesen sind. Umso schöner, wenn wir dann Frucht erleben. Was für eine Freude auf dem Weg zum Ziel! Und wie wird es erst einmal sein, wenn wir am Ziel sind!

Lasst uns die Zeit nutzen, um Menschen mit der besten Botschaft der Welt zu erreichen, damit noch viele bezüglich ihres Todes im Sinne von Billy Graham sagen können: „Ich werde nach meinem Tod lebendiger sein als je zuvor.“

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