Zu einem Vorbild im Glauben reifen

Reifen meint einen Wachstumsprozess (z.B. bei Früchten) und setzt voraus, dass ein Fruchtansatz vorhanden ist, der an Größe und Fruchtgehalt zunimmt. Dies geht so bis zur Ernte: Dann ist die Frucht reif! Der Reifungsprozess wird stark von den äußeren Gegebenheiten (Nährstoffzufuhr, Sonnenlicht usw.) bestimmt.

Auch im geistlichen Bereich gibt es Bedingungen für einen Reifungsprozess: Es muss ein Glaubensansatz vorhanden sein. Der Fruchtansatz wird im geistlichen Bereich geschaffen, indem man das Angebot Gottes im Glauben annimmt: „Glaube an den Herrn Jesus, und du wirst gerettet werden …“ (Apg 16,31). Und: „Wer den Sohn hat, hat das ewige Leben; wer den Sohn Gottes nicht hat, hat das Leben nicht“ (1Jo 5,12).

Das geistliche Wachstum wird besonders stark von den inneren Bedingungen bestimmt. Neben der bewussten Annahme des Werkes Jesu, der Bekehrung, gehört dazu die Bereitschaft eines Gläubigen zu wachsen. Ohne diesen „Fruchtansatz“ können die „äußeren“ Bedingungen nicht wirken: die Orientierung an Vorbildern und die äußeren Wachstumsimpulse.

Neben dem Willen zu wachsen sind als innere Wachstumsbedingungen die Schaffung von Freiräumen für den Heiligen Geist und das Hören auf Gottes Wort zu nennen. Paulus forderte die Empfänger des Römerbriefes auf: „Lasst euch verwandeln durch die Erneuerung eures Sinnes!“ (Röm 12,2). Es liegt an mir, ob ich dem Heiligen Geist gestatte, mein Denken und Wollen zu beeinflussen, sodass ich mein Leben nach göttlichen Prinzipien gestalten kann.

Der Apostel Paulus hatte die Bereitschaft zu wachsen. Er war sich bewusst, dass aus seinem menschlichen Willen nichts Brauchbares für Gott hervorkommen konnte. Deshalb schrieb er an die Galater: „Was ich aber jetzt im Fleische lebe, lebe ich im Glauben, und zwar im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat“ (Gal 2,20). Er hielt es für sinnvoll, dem Herrn Jesus Christus die Führung seines Lebens zu übergeben, sich von Ihm bestimmen zu lassen. Er lebte im Glauben, weil er auf das Wort seines Herrn vertraute und wusste, dass Er ihn nicht allein lassen würde.

„Nehmt auf euch mein Joch, und lernet von mir! Denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig, und ihr werdet Ruhe finden für euer Seelen“ (Mt 11,29). Wer das Joch des Herrn Jesus aufnimmt, will von Ihm geführt werden und mit Ihm gemeinsam ziehen, d. h. gestellte Aufgaben lösen.

Nun haben wir alle ein menschliches Problem: Obwohl wir den Blick auf Jesus Christus bejahen, orientieren wir uns ebenso an Menschen! Wir haben also einerseits unseren Herrn zum Vorbild und andererseits Menschen, die wir kennen oder von denen wir gelesen haben. Daher stellt sich die Frage: Wie gehe ich damit um, wenn das Handeln meines Herrn anders ist als das der Vorbilder unserer Zeit? Woran werde ich mich orientieren? Nehme ich in Kauf, als rückständig oder altmodisch eingestuft zu werden, wenn ich mich an göttlichen Prinzipien, an seinem Willen orientiere? Petrus erlag dieser Gefahr, sodass er seinen Herrn sogar verleugnete. Auch ich stehe in dieser Gefahr. Petrus hatte den Blick des Herrn im Hof des Hohenpriesters gesehen, er weinte bitterlich und ließ die Begegnung mit dem auferstandenen Herrn zu (Lk 22,61f.; 1Kor 15,5). So darf auch ich zum Herrn aufblicken – und seine Vergebung annehmen.

Wir brauchen also Vorbilder und wir dürfen von ihnen lernen. Und es gibt keine Altersgrenze, ab der man ein Vorbild ist. Paulus forderte Timotheus auf, ein Vorbild zu sein: „Niemand verachte deine Jugend, vielmehr sei [oder: werde] ein Vorbild der Gläubigen im Wort, im Wandel, in Liebe, im Glauben, in Keuschheit [Reinheit]!“ (1Tim 4,12).

Vorbild sollte ich sein …

  • im Wort (d. h. in allem, was ich sage, was ich von der Bibel weitergebe und wie ich von ihr rede).
  • im Wandel (dies meint mein ganzes Tun, das in Übereinstimmung sein soll mit meinem Reden und mit dem Wort Gottes).
  • in Liebe (mein Handeln soll nicht eigennützig sein, es dient und hilft dem anderen).
  • im Glauben (wenn ich im Glauben handle, vertraue ich Gott. Ich halte es für wahr, dass Er zu Seinem Wort steht. Ich kann mich voll auf Ihn verlassen. Je häufiger ich diese Erfahrung mache, desto mehr wird mein Glaube wachsen).
  • in Keuschheit (= Reinheit, d. h. nicht meine Bedürfnisse und Wünsche bestimmen mein Handeln, sondern der Wille Gottes. Ich werde mich von keiner anderen Instanz in meinen Wertmaßstäben beeinflussen lassen).

Der Reifungsprozess ist eine lebenslange Entwicklung, die stets abhängig ist von meiner Bereitschaft, die Bibel zu lesen, danach zu handeln und im Vertrauen auf den Herrn sein Umgestaltungswerk an mir zuzulassen. Häufig geschieht dies durch schwere Wege, durchkreuzte Pläne, durch die ich herausgefordert werde, Gottes Souveränität anzuerkennen und sein Handeln anzunehmen.

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