Wir stellen die falsche Frage!

„Warum verlassen so viele Jugendliche ihre örtliche Versammlung?“

So lautet eine häufig gestellte Frage.

Die dahinterliegende Sichtweise ist falsch, denn unser Ziel sollte nicht einfach sein, „die Jugend in der örtlichen Versammlung zu halten“, sondern dafür zu sorgen, dass in dieser Generation bedingungslose Jünger Jesu geprägt werden. Wie Paulus es ausdrückte: „… bis Christus in euch Gestalt gewinnt!“ (Gal 4,19).

In Wirklichkeit verlassen die meisten unserer Kinder die Ortsgemeinde letztlich nicht wegen des Musikstils, der Größe oder der traditionellen Elemente des Gottesdienstes. Sie gehen, wenn unsere Mentalität mehr vom Überlebensmodus als von missionarischer Gesinnung geprägt ist. Die Gemeinde war nie dazu gedacht, ein heiliger Kuschelclub zu sein, der nur versucht, in einer bösen Welt zu überleben. Wir wurden dazu geschaffen, mit unserem Gott zutiefst vertraut zu sein und ihn „inmitten eines verdrehten und verkehrten Geschlechts, unter dem ihr leuchtet wie Himmelslichter in der Welt“ (Phil 2,15) zielbewusst bekannt zu machen.

Bereiten wir unsere jungen Leute zwar auf die Ehe vor, aber nicht auf Leiden? Ist das Ziel unserer Jugendarbeit, sie am Wochenende zu unterhalten – oder sie für die Arbeit im Reich Gottes auszurüsten? Versuchen wir, sie in ein Schema zu pressen – oder sie auf eine Mission vorzubereiten? Bemühen wir uns, unsere Rolle zu behalten – oder ihnen die Zügel in die Hand zu geben? Haben wir mehr Angst davor, dass unsere Kinder COVID-19 bekommen – oder dass sie den Missionsbefehl vernachlässigen? Wollen wir unsere Kinder lieber in unserer Nähe haben als zu sehen, dass sie beharrlich die frohe Botschaft an den dunkelsten Orten dieser Welt verkündigen?

Erlaubt mir, euch auf drei Stärken hinzuweisen, die ich in vielen Gemeinden sehe. Wenn wir sie zur Geltung bringen, werden die jungen Leute sich mehr beteiligen. Davon bin ich überzeugt und dafür bete ich.

Stärke Nr. 1: Ein unverfälschtes Evangelium

Erlöst werden wir wirklich allein durch Glauben an das vollendete Werk Jesu Christi, aber als Jesus unter den Menschen lebte, vermittelte er nie die Vorstellung, dass der Glaube an ihn weniger als alles kosten würde. „So kann nun keiner von euch, der nicht allem entsagt, was er hat, mein Jünger sein.“ (Lk 14,33) Wenn wir die Botschaft verwässern, damit sie zu unserer derzeitigen Lebensweise passt, vermitteln wir damit, dass das Evangelium zwar mächtig genug ist, um eine Seele zu verändern – aber nicht ein Leben.

Stärke Nr. 2: Eine bedingungslose Berufung

Jesaja antwortete: „Hier bin ich, sende mich!“ (Jes 6,8) Zu diesem Zeitpunkt hatte Gott Jesaja noch nichts über die Details der Berufung erzählt. Er kannte nur den Einen, der rief. Wir folgen Gott nicht wegen der Sache, zu der er uns ruft, sondern wegen der Person, die uns ruft.

Ermutigen wir Jugendliche leidenschaftlich und zielbewusst, in diesem geistlichen Kampf alles zu geben – in der Schule, zu Hause, in der Gesellschaft, am Arbeitsplatz? Auch auf die Gefahr hin, um des Evangeliums willen ihren Job zu verlieren, ihre irdischen Träume, ihre finanzielle Absicherung und vielleicht sogar ihr Leben? Diese Botschaft wird letztlich durch Vorbild gelehrt.

Stärke Nr. 3: Eine unerschütterliche Hingabe

Diese Hingabe gilt Gottes weltweiter Mission – und fängt damit an, dass wir in unserer örtlichen Versammlung Jünger machen, die „das Werk des Dienstes“ (Eph 4,12) tun. Diese Generation sucht nach Sinn und Ziel, und das Evangelium gibt genau das!

Kennen wir die Glieder unserer Gemeinde wirklich und rüsten sie gezielt für den Dienst aus? Suchen wir aktiv nach Begabungen im Leib Christi, in die wir unsere Ressourcen, Zeit und Energie investieren können, damit sie zur Staffelübergabe vorbereitet sind – nicht erst, wenn wir sterben, sondern wenn wir uns entscheiden, die Kontrolle abzugeben?

 

Wenn die örtliche Gemeinde zu einem Trainingscamp wird,
wenn unsere Gebetsstunden zu (geistlichen) Kampfgebieten für lokale und globale Vorstöße werden,
wenn unsere Anbetungsstunden leidenschaftlich Seinen Wert zum Ausdruck bingen,
dann werden wir alle – auch unsere Jugend – nicht dabei sein, weil es das Richtige ist,
sondern weil es der tiefste Sinn und Zweck unseres Daseins ist.

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