Wie eifert man (wieder) um (s)eine Gabe?

Man eifert um seine Gabe, indem man sie als ein Gnadengeschenk erkennt

Aus dem vierten Kapitel des Epheserbriefes lernen wir, dass jeder wahre Gläubige vom Herrn eine geistliche Gabe erhalten hat (Eph 4,7). Demnach gibt es auf dieser Erde nicht einen Christen, der nicht von Gott begabt worden wäre. Diese geistliche Fähigkeit ist ein Gnadengeschenk („charisma“ – 1Kor 12,4). Es reichte dem Herrn nicht aus, uns allein zu erretten. Es war sein ausdrücklicher Wille, uns auch als seine Mitarbeiter einzusetzen. Zu diesem Zweck rüstet er uns mit unterschiedlichen Gaben aus. Ehemalige Feinde Gottes werden so zu seinen Mitarbeitern. Dieses Wissen macht uns dankbar und bewirkt in uns einen Eifer zur Dienstbereitschaft.

Man eifert um seine Gabe, indem man die damit verbundene Aufgabe wahrnimmt

Mit dem Gnadengeschenk der Gabe verbindet der Herr jedoch auch eine Erwartungshaltung an uns. Er weist uns eine entsprechende Aufgabe zu. Dabei sind die Aufgaben im Reich Gottes vielfältig und sehr unterschiedlich. Mit der empfangenen Gabe ist der Einzelne nun befähigt, dem Herrn und seinen Geschwistern im Glauben zu dienen. Denn die geistliche Fähigkeit dient dem Begabten niemals zum Selbstzweck, sondern wird ausschließlich zum Nutzen, d. h. zur Auferbauung der Gemeinde gegeben. Doch häufig geschieht dies nicht. Begabte Christen nehmen ihre Aufgaben aus unterschiedlichen Gründen nicht wahr. Sie zeigen offensichtlich keine Bereitschaft, das von Gott vorgesehene Arbeitsfeld zu betreten und ihre Gabe zum Dienst einzusetzen. Durch diese Dienstverweigerung entsteht der Gemeinde Gottes ein großer Schaden. Denn die Aufgaben, die Gott für sie vorgesehen hat, bleiben unerledigt liegen und können nur selten von anderen Geschwistern übernommen werden. Dies führt zu einem Qualitätsverlust. Möglicherweise ist man sich dessen nicht bewusst. Kein wahrer Gläubiger möchte dem Herrn und seiner Gemeinde einen Schaden zufügen. Daher ist eine gegenseitige Ermunterung innerhalb der Gemeinde Gottes nötig.

Man eifert um seine Gabe, indem man sie nicht gering achtet

Ein Beispiel für eine solche Ermutigung erkennen wir im ersten Timotheusbrief. Paulus fordert seinen Mitarbeiter auf, seine Gnadengabe „nicht zu vernachlässigen“ (1Tim 4,14). In dieser Aufforderung versteckt sich sprachlich eine tiefere Ermahnung. Denn das griechische Wort für „vernachlässigen“ wird an anderer Stelle mit „nicht darum kümmern“ (Hebr 8,9) oder „nicht achten“ (Mt 22,5) übersetzt. Ist es daher möglich, dass eine Passivität in der Gemeinde Gottes auch ein Ausdruck einer Geringschätzung der Gabe Gottes sein kann? Ein furchtbarer Gedanke. In diesem Fall würde uns der Blick fehlen, welche Wege Gottes nötig waren, uns die Gabe zu schenken. Gott selbst opferte seinen Sohn und schuf so erst die Möglichkeit, uns – als die von ihm begabten Mitarbeiter – einzusetzen. Dieses Wissen sollte unsere Herzen zur Anbetung führen und uns anspornen, „die Gnadengabe Gottes nicht zu vernachlässigen“.

Man eifert um seine Gabe, indem man in der Abhängigkeit zum Geber der Gaben dient

Nun gilt es, weitere Voraussetzungen bei der Ausübung der Gabe zu beachten. Das persönliche Verhältnis des Gläubigen zum Herrn ist die entscheidende Voraussetzung zum Dienst, kann aber auch gleichzeitig ein möglicher Hinderungsgrund sein. Denn wird die Beziehung des Mitarbeiters zum Herrn durch Sünde belastet, ist das Ausüben seines Dienstes nicht möglich. Daher sollten wir in unserem Eifer für den Herrn eine geheiligte Hingabe zeigen. Dazu gehört auch eine intensive Beziehungspflege, die sich durch eine tägliche Zurüstung durch das Wort Gottes und durch ein intensives Gebetsleben auszeichnet. Denn der Herr Jesus möchte uns in der Ausübung unserer Aufgaben stärken, korrigieren und zurüsten. Es wäre eine falsche Haltung, sich im Dienst auf die Gabe zu verlassen und sich aus der Abhängigkeit des Gebers zu lösen bzw. zu befreien. Wir wären mit dieser Einstellung für ihn unbrauchbar. Daher benötigen alle Mitarbeiter die tägliche Zurüstung, die der Herr ihnen sowohl in unserer „Stillen Zeit“ als auch durch das gemeinsame Nachdenken über das Wort Gottes schenken möchte.

Man eifert um seine Gabe, indem man persönliche Hindernisse beseitigt

Im zweiten Timotheusbrief erinnert Paulus seinen Mitarbeiter Timotheus erneut an seine Gnadengabe. Er ermuntert ihn, die Gnadengabe anzufachen bzw. „wieder neu zu entflammen“ (2Tim 1,6). Im Altertum beschrieb das Wort „anfachen“ eine scheinbar erloschene Kohle, die wieder zum Glühen gebracht wurde. Ist es möglich, dass Timotheus nach Jahren der Mitarbeit seine von Gott geschenkte Gabe nur noch eingeschränkt wahrnahm? Paulus erinnert ihn an seine geistliche Fähigkeit und macht ihm Mut.

Als Kinder Gottes stehen auch wir vor dem Herrn in der Verantwortung, unsere Gabe aus Liebe und Gehorsam zu ihm auszuüben. Mögliche Hindernisse wie z. B. Tatsünden, Neid, Bequemlichkeit, Interessenlosigkeit oder Mutlosigkeit müssen beseitigt bzw. überwunden werden.

Viele Aufgaben warten auf uns. Aber der Herr hat uns befähigt und zu seinen Mitarbeitern erwählt. Dafür sind wir ihm unendlich dankbar.

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