Wenn die Ehe zerbricht

Trotz rückläufiger Ehescheidungen im Jahr 2014 (1) werden immer noch ca. 35 % aller in einem Jahr geschlossenen Ehen im Lauf der kommenden 25 Jahre geschieden. Auch im Leben von Christen und Gemeinden ist dieses Thema eine traurige Realität. Weil Ehe und Familie ein gottgewolltes Bild für die Liebesbeziehung zwischen Gott und uns als einzelnen Gläubigen wie auch als Gemeinde (Eph.5,22-33) ist, wird sie immer ein Hauptziel für Angriffe sein. Dieser Artikel soll Ehepartner und Gemeinden ermutigen, den Kampf um bedrohte Ehen aufzunehmen in dem Bewusstsein, dass Jesus für uns kämpft. Die folgenden Ausführungen können nur manche Aspekte anreißen und sind mitnichten vollständig.

Bedrohte Ehen

Wenn man nach den Gründen für Trennungen/Scheidungen fragt, kann man immer wieder Sätze wie folgende hören: „Wir haben uns einfach auseinandergelebt“, „Wir haben uns nicht mehr geliebt“, „… dann habe ich einen Mann/eine Frau kennengelernt, mit dem/der war es ganz anders, viel intensiver“. Diese Sätze zeugen von Paaren, die nach den ersten paradiesischen Monaten oder Jahren des Verliebtseins auf dem harten Ackerboden von Beziehungen nach dem Sündenfall gelandet sind. In 1. Mose 3,16 werden zwei Aspekte erwähnt, die hinter den o.g. Sätzen stehen mögen:

  • „… nach deinem Mann wird dein Verlangen sein …“.
    Die Frau wurde als „Hilfe“ für den Mann gemacht. Vor dem Sündenfall lag die Erfüllung für die Frau darin, ihren Mann zu unterstützen, mit ihm gemeinsam die ihm gestellten Aufgaben zu bewältigen. Jetzt sucht sie die Erfüllung in ihrem Mann. Er soll sie erfüllen und glücklich machen.
  • „… er aber wird über dich herrschen.“
    Der Mann wird also nicht ihre Wünsche und Bedürfnisse erfüllen, sondern über sie herrschen, Macht ausüben.

So entbrennt ein Machtkampf zwischen beiden. Die Frau kämpft darum, von ihrem Mann geliebt und beachtet zu werden, der Mann kämpft darum, das Sagen zu haben und von seiner Frau respektiert zu werden. Interessanterweise verwendet Gott in 1. Mose 4,7 im Gespräch mit Kain die gleiche Formulierung: „Wenn du aber nicht recht tust, lauert die Sünde vor der Tür. Und nach dir wird ihr Verlangen sein, du aber sollst über sie herrschen.“ Hier wird der Machtkampf direkt spürbar.

Es liegt nahe, dass man dieser Situation entfliehen möchte, und das einfachste scheint zu sein, die Beziehung zu beenden. Kommt noch hinzu, dass die ‚guten Gefühle‘ nicht immer anhalten und sich dann leicht in Frust, Enttäuschung und in gegenseitige Verletzungen verkehren. Das kann allerdings auch einfach dem Alltagstrott geschuldet sein, in dem jeder zu sehr mit sich selbst beschäftigt ist, um noch gemeinsame Sache zu machen. Wenn dann jemand daherkommt, der durch einen Blick, etwas Aufmerksamkeit, ein Gespräch die Schmetterlinge im Bauch wieder belebt, scheint alles klar zu sein. Willkommen im Club. Früher oder später macht vermutlich jedes Paar diese Erfahrung.

Was tun?

1. Gehe ans Licht

Suche einen Mann, eine Frau deines Vertrauens und bringe deine Nöte, Überlegungen und Versuchungen in Gottes Licht. Suche das Gespräch mit deinem Ehepartner und versuche ihn/sie für Ehepaarseelsorge zu gewinnen.

2. Tue das Richtige

In 1. Mose 4, 7 sagt Gott auch: „Ist es nicht so, wenn du recht tust, dann erhebt es sich (dein Gesicht)? Wenn du aber nicht recht tust, lauert die Sünde vor der Tür.“ Wenn wir in der Gefahr stehen, die Ehe beenden zu wollen, wissen wir oft, dass es das Richtige wäre zu bleiben, weil Gott Scheidung hasst (Mal 2,16). Aber es fühlt sich richtig an zu gehen. Gott will doch nicht, dass ich mein Leben lang unglücklich bin!

Gott ist im oben zitierten Vers sehr eindeutig. Wenn du das Richtige tust, kannst du Gott wieder offen ins Angesicht schauen; wenn du das Richtige fühlst, jedoch nicht. Nebenbei bemerkt sind Gefühle nicht richtig oder falsch, sondern sehr wechselhaft. Sie können uns also auch nicht sagen, was richtig oder falsch ist, das kann nur Gott (z. B. in seinem Wort). Gefühle sollten uns daher nicht als Entscheidungsinstanz dienen.

3. Bete anhaltend (damit du nicht in Versuchung fällst)

Laut Epheser 1,19-20 wirkt in uns die Kraft dessen, der Christus von den Toten auferweckt hat. Wer körperlich und geistlich Tote zu neuem Leben auferwecken kann, der kann auch deine scheinbar erstorbene Ehe vom gefühlten Tod auferwecken! Bitte Gott darum, dass er dir neue Liebe für deinen Partner/-in schenkt. Die Liebe allein sucht nicht das Ihre, rechnet Böses nicht zu, hofft alles … (1Kor 13). Und wenn dir das unmöglich erscheint, bitte Jesus, dass er es für dich tut. Laut Galater 2,20 lebt er in dir, und er kann, was dir unmöglich ist, nämlich durch dich deinen Ehepartner lieben, obwohl der dich verletzt, nicht so beachtet und liebt, wie du es dir wünschst, dich nicht respektiert, vielleicht sogar missachtet.

Noch eine andere Perspektive

In dem Roman „Der Maler Gottes“ lässt Ines Thorn den Vater des Malers Matthias Grünewald beim Anblick einer missratenen Auftragsarbeit, die sein älterer Sohn Johannes fertigen soll, ausrufen: „Es ist meine Ehre, die da beschmutzt wird. Die Ehre des Handwerkers, meines Standes. Es geht um meinen Ruf als Maler und Bildschnitzer. Nach so einer Arbeit wird uns niemand mehr einen Auftrag erteilen. Begreifst du nicht?“ (2)

Neben dem Leid für alle Betroffenen geht es vor allem um die Ehre unseres Vaters im Himmel, wenn unsere „Auftragsarbeit“ Ehe misslingt.

 

 

Fußnoten:

(1) Statist. Bundesamt; Pressemitteilung vom 23. Juli 2015 – 266/15; www.destatis.de
(2) Ines Thorn: Der Maler Gottes; Edel: eBooks; Edel Germany GmbH, Hamburg, Seite 14

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