Warum wachsen manche Gemeinden? Und warum andere nicht?

Das müssten spannende Fragen sein, die eine verantwortungsvolle Ältestenschaft nicht loslassen! Dabei geht es um äußeres Wachstum zu immer größerer Zahl, aber auch um inneres Wachstum zu immer tieferer geistlicher Reife. Beides ergänzt sich gegenseitig. Es ist die Verantwortung der Ältesten und Mitarbeiter einer Gemeinde, gute geistliche Voraussetzungen zu schaffen, damit Gott uns Menschen anvertrauen kann.

Damit ein harmonisches Wachstum stattfindet, müssen in einer Gemeinde viele Voraussetzungen gleichzeitig erfüllt sein. Sie hält, wie eine Ankerkette, am besten, wenn alle Glieder gleich stark ausgebildet sind. Es nützt also kaum etwas, wenn wir Gebiete, auf denen wir ohnehin stark sind, intensiver bearbeiten; wir müssen die schwachen Kettenglieder verstärken.

Die Arbeit an den eigenen Schwächen fordert uns allerdings besonders heraus, weil sie eine neue Orientierung bedingt. Die Schwächen sind ja entstanden, weil man diesen Gebieten zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet hat.

Evangelisation

Die Evangelisation ist die Urmutter des Gemeindewachstums. Das wichtigste dabei ist, dass unser Herz für die verlorenen Menschen schlägt. Unser Herz kann sich nur verändern, indem wir immer mehr mit Menschen über den Glauben reden. Persönliche Evangelisation, vielfältige Aktivitäten zur permanenten Evangelisation und gelegentliche größere evangelistische Aktionen machen eine Gemeinde zu einem Team für das Evangelium (vgl. Phil. 1,27).

Mitarbeiter

Um das Evangelium wirkungsvoll voranzubringen, brauchen wir viele Aktivitäten und deshalb auch viele Mitarbeiter. Gleichzeitig brauchen wir Mitarbeiter für Kinderstunden, Jungschar-, Teenieund Jugendkreise, in der Lehre und Seelsorge, für eine gute Verwaltung und Musik… Am besten läuft es, wenn Mitarbeiter mit voller Hingabe, gabenorientiert und aufgabenbewusst arbeiten. Dabei ist ihre Vielfalt und Verschiedenheit ein besonderer Reichtum einer Gemeinde, den sie fördern muss (1. Kor. 12, 4-7).

Leitung

Gute verbindliche Leiter (1. Tim. 5,17), die die Herde „mit Fleiß“ (Rö. 12,8) als Vorbilder (1. Petr. 5,3) hüten und weiden, sind ein Segen. Durch ihre Leitergabe vermögen sie, die Mitarbeiter in ihrer Vielfalt auf einheitliche Ziele auszurichten, immer neu zu motivieren, aber auch Grenzen zu setzen. Gemeinden „alter“ Prägung mit oft schwachen, undefinierten, unharmonischen Leitungen haben mit Recht Angst vor dieser Vielfalt von Mitarbeitern, die sie nicht einsetzen und lenken können.

Ziele

Unser Herr Jesus Christus ist mit klaren Zielen in diese Welt gekommen („Ich bin gekommen, um…“). Paulus hatte Ziele, die er mit äußerster Leidenschaft verfolgte (z.B. 1. Kor. 9,23b). Auch eine Gemeinde braucht Ziele, an denen sie messen kann, welche Aktivitäten sie verstärken und welche sie reduzieren will. Diese Ziele müssen von den Verantwortlichen gesetzt, verinnerlicht, kommuniziert und immer wieder überprüft werden. Letztlich müssen wir uns fragen, welche Ziele unser Herr mit uns hat. Und diese Ziele sollten wir nicht zu niedrig einschätzen. Gemeinden setzen sich oft anspruchsvolle Ziele, wenn es um den Bau von Gemeindehäusern geht; wenn es aber um das geistliche Haus geht, versagen sie.

Offensive

Die entscheidende Frage ist, ob wir die geistliche Kraft und den Glaubens-Mut haben, kein Risiko und Engagement zu scheuen, um Verlorene zu erreichen. Dazu sind in vielen Gemeinden entscheidende Veränderungen nötig, weil wir oft unbewusst die Gewohnheiten des Verlierers angenommen haben. Fruchtleerer Traditionalismus, weltförmige Oberflächlichkeit, endlose Auseinandersetzungen um Fragen von geringer Relevanz oder die Flucht in eine „kleine heile Welt“ werden uns nie in die geistliche Offensive bringen. Manche wissen viel besser, was andere nicht tun dürfen, als was sie selbst tun müssen. Sie werden in der Defensive bleiben.

Integration

Zur permanenten Evangelisation gehören permanente Bekehrungen und deshalb eine permanente Integration. Die Integration von Neubekehrten ist eine herausfordernde Aufgabe. Glaubensgrundkurse, die eine lehrmäßige Grundlage legen, aber auch seelsorgerlich auf Probleme eingehen, sind gute Hilfsmittel. Allerdings können auch schwierige Fragen, z.B. auf dem Gebiet von ungeordneten Beziehungen der Geschlechter, auf uns zukommen. Solange nur wenige Menschen zum Glauben kommen, können wir jeden Einzelnen betreuen, ansonsten sind sorgfältig zusammengestellte Hauskreise ein gutes Hilfsmittel.

Fundament

Eine Gemeinde kann viele sehr unterschiedliche Christen auch innerhalb kürzerer Zeit integrieren, wenn ihr Fundament stimmt. Dazu gehört vor allem das Bleiben „in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft, im Brechen des Brotes und in den Gebeten“ (Apg 2,42). Aber auch die Seelsorge. In diesen Punkten kann unser Anspruch nie zu hoch sein, allerdings ist in den Veranstaltungen auch eine gute Ausgewogenheit von entscheidender Bedeutung.

Liebe

„Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid, weil ihr Liebe untereinander habt“ (Joh. 13,35). „Alles bei euch geschehe in Liebe“ (1. Kor. 16,14). „Vor allem aber habt untereinander eine anhaltende (oder: innige) Liebe“ (1. Petr. 4,8). Diese wenigen Zitate machen uns deutlich, dass die Liebe in der Gemeinde die erste Priorität haben soll. Und dass das intensive Ausleben der Liebe Gottes unter uns Christen zum Gemeindewachstum führt! Kann ich es mir dann noch leisten, Konflikte hoch zu kochen, schlecht über einen anderen zu reden, am Ergehen meiner Geschwister keinen Anteil zu nehmen? Muss ich nicht lernen, mich an allen meinen Geschwistern zu freuen, ihnen Mut zu machen, eigene Interessen zurückzustellen, aktiv zur Bewältigung von Konflikten beizutragen?

Reinheit

Manche sind daran gescheitert, dass sie nicht von Anfang an konsequent im Umgang mit Sünde gewesen sind. Wie wollen wir einem Neu-Bekehrten erklären, dass das Zusammenleben ohne Trauschein Sünde ist, wenn wir es bei eigenen jungen Leuten dulden? Allerdings sollte Sünde nie aufgebauscht werden. Wir sollten immer versuchen, im kleinsten möglichen Rahmen zur Buße zu kommen und so unsere Geschwister zu gewinnen (Mt. 18, 15-18). Was öffentlich geschehen ist, muss aber auch öffentlich geordnet werden. Gemeindezucht darf kein Fremdwort sein.

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