Warum eigentlich beten?

1. Beten rettet und ist Ausdruck meiner Beziehung zu Gott

Wer gerettet werden will, muss beten. „Jeder, der den Namen des Herrn anrufen wird, wird gerettet werden“ (Apg 2,21; Röm 10,13). Der Zöllner in Lukas 18,13 ging gerechtfertigt nach Hause. Er hatte gebetet: „Gott, sei mir, dem Sünder, gnädig!“. Beten ist unsere erste Kontaktaufnahme zu Gott und Ausdruck meiner Beziehung zu ihm. Beten ist auch der erste „Schrei“ eines Neugeborenen. Es ist der „Schrei“ des Lebens aus Gott. Wenn dieser „Schrei“ ausbleibt, dann sieht das eher nach einer Totgeburt aus. Und in jeder guten Beziehung reden wir miteinander. So ist das auch im Blick auf unsere Gemeinschaft mit unserem Gott.

2. Beten fördert meine Demut vor Gott

Durch mein Beten bringe ich zum Ausdruck, dass ich die Hilfe Gottes brauche. Ich gebe bewusst meine Situation und meine Sorgen an Gott ab und bitte um sein Handeln. Mein Beten soll mit der demütigen Einstellung geschehen, mich führen und damit auch korrigieren zu lassen. Beten bewahrt mich vor Egoismus, Eigenwille und vorschnellem Handeln. Petrus schreibt in seinem ersten Brief in Kapitel 5,6-7: „Demütigt euch nun unter die mächtige Hand Gottes, damit er euch erhöhe zur rechten Zeit, indem ihr alle eure Sorge auf ihn werft! Denn er ist besorgt für euch.“ Das ist für mich eine echte Herausforderung – Gott für mich sorgen zu lassen. Meint er es wirklich gut mit mir? Komme ich da nicht eventuell zu kurz? Weiß er wirklich, was gut für mich ist? Ist es nicht vielleicht doch besser, ich sorge selbst für mich? Mut macht uns da die Einschätzung unseres Vaters durch unseren Herrn Jesus: „Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wisst, wie viel mehr wird euer Vater, der in den Himmeln ist, Gutes geben denen, die ihn bitten!“ (Mt 7,11). Was Gott uns gibt und wie er uns führt, ist immer gut und richtig!

3. Beim Beten heiligt Gott mein Denken und Handeln

Beten ist keine Einbahnstraße, kein Monolog, sondern Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn durch den Heiligen Geist. Wenn ich meine Überlegungen und mein geplantes Handeln – gerade auch im zwischenmenschlichen Bereich – vor Gott bringe, dann erkenne ich im Licht Gottes, ob es dem Willen Gottes und seinem Wesen entspricht. Ich stelle mich bewusst in das Licht Gottes. Der Herr Jesus sagt dazu in Johannes 3,20-21: „Denn jeder, der Arges tut, hasst das Licht und kommt nicht zu dem Licht, damit seine Werke nicht bloßgestellt werden; wer aber die Wahrheit tut, kommt zu dem Licht, damit seine Werke offenbar werden, dass sie in Gott gewirkt sind.“ Wenn ich „Arges“ im Schilde führe, dann habe ich normalerweise nicht die Freiheit, das im Gebet im „stillen Kämmerlein“ vor Gott zu bringen und seinen Segen dazu zu erbitten. So ist das Gebet ein Filter meines Denkens und Handelns, der mich heiligt. Das wirkt Segen: „Wenn wir aber im Licht wandeln, wie er im Licht ist, haben wir Gemeinschaft miteinander, und das Blut Jesu, seines Sohnes, reinigt uns von jeder Sünde“ (1Jo 1,7). Wenn mir etwas noch nicht so wichtig geworden ist, dass es mir zu einem Gebetsanliegen geworden ist, dann sollte ich es auch nicht angehen.

4. Durch Gebet erfahre ich den Willen Gottes für mich

Hier ist unser Herr Jesus ein Vorbild: Bevor er seine zwölf Jünger erwählte – auch den, der ihn überliefern sollte –, verbrachte unser Herr die Nacht im Gebet mit seinem Vater (Lk 6,12-16). Er besprach seine Einsatzorte mit seinem Vater: „Und frühmorgens, als es noch sehr dunkel war, stand er auf und ging hinaus und ging fort an einen einsamen Ort und betete dort. Und Simon und die, die mit ihm waren, eilten ihm nach; und sie fanden ihn und sagen zu ihm: Alle suchen dich. Und er spricht zu ihnen: Lasst uns anderswohin in die benachbarten Marktflecken gehen, damit ich auch dort predige; denn dazu bin ich ausgegangen.“ Wie gut ist es, wenn auch wir unsere „Einsatzorte“ im Gebet vor unseren Gott bringen! Als unser Herr Jesus auf dem Berg der Verklärung war, um dort zu beten, erschienen ihm Mose und Elia und „besprachen seinen Ausgang, den er in Jerusalem erfüllen sollte“ (Lk 9,28-31). Seinen furchtbaren Weg zum Kreuz besprach unser Herr mit seinem Vater unter Zittern und Angst im Garten Gethsemane. Dann hatte er die ganz klare Sicht und den Willen, diesen unvorstellbar schweren Weg zu gehen (aus Mt 26 und Lk 22): „Dann spricht er zu ihnen: Meine Seele ist sehr betrübt, bis zum Tod. Bleibt hier und wacht mit mir! Und er ging ein wenig weiter und fiel auf sein Angesicht und betete und sprach: Mein Vater, wenn es möglich ist, so gehe dieser Kelch an mir vorüber! Doch nicht wie ich will, sondern wie du willst. … Und als er in Angst war, betete er heftiger. Es wurde aber sein Schweiß wie große Blutstropfen, die auf die Erde herabfielen. … Dann kommt er zu den Jüngern und spricht zu ihnen: … Steht auf, lasst uns gehen! Siehe, nahe ist gekommen, der mich überliefert.“ Hier sehen wir unseren Lehrer und Meister, dessen Schüler und Jünger wir sein wollen!

5. Im Gebet ehren und verherrlichen wir unseren Retter-Gott

„Danken schützt vor Wanken und Loben zieht nach oben.“ An diesem Sprichwort ist viel Wahres. Danksagung und Verherrlichung erwartet Gott von jedem seiner Geschöpfe. Die Schöpfung tut dies durch ihr „so Sein“. „Der Himmel erzählt die Herrlichkeit Gottes, und das Himmelsgewölbe verkündet seiner Hände Werk. Ein Tag sprudelt dem anderen Kunde zu, und eine Nacht meldet der anderen Kenntnis – ohne Rede und ohne Worte, mit unhörbarer Stimme“ (Ps 19,2-4). Gott verwirft die Menschen, die ihn zumindest in der Schöpfung erkennen konnten, „ihn aber weder als Gott verherrlichten noch ihm Dank darbrachten“ (Röm 1,20-21). Wie viel mehr darf unser Retter-Gott unser Lob, unseren Dank und unsere Anbetung erwarten! In Psalm 50,23 knüpft er eine wunderbare Verheißung an unser Dankopfer: „Wer Dank opfert, verherrlicht mich und bahnt einen Weg; ihn werde ich das Heil (die Rettung) Gottes sehen lassen.“ Den unter furchtbarer Verfolgung leidenden Thessalonichern schreibt Paulus, geleitet durch den Heiligen Geist: „Freut euch allezeit! Betet unablässig! Sagt in allem Dank! Denn dies ist der Wille Gottes in Christus Jesus für euch“ (1Thes 5,17-18).

6. Beten stärkt unsere Gemeinschaft untereinander

Gemeinsames Beten hat eine besondere Verheißung der Erhörung (Mt 18,19-20). Das gemeinsame Gebet stärkt auch unsere Gemeinschaft, da wir uns eins vor Gott machen. Es bewahrt unsere Ehen. Wenn wir in unseren Ehen täglich gemeinsam im Gebet vor Gott kommen, dann stellen wir uns gemeinsam in das Licht Gottes und sind herausgefordert, uns gegenseitig anzunehmen, zu vergeben und zu achten. So hat das Gebet einen stark bewahrenden Charakter für unsere Ehen. So sollte bei uns kein Tag zu Ende gehen, an dem wir nicht als Ehepaar gemeinsam vor Gott auf unsere Knie gegangen sind, um den Tag gemeinsam mit und vor unserem Gott zu beschließen.

Dasselbe gilt für unser gemeinsames Gebet in der Gemeinde. Das gemeinsame Gebet bewirkt ein starkes geistliches Einssein der Beter. Wir machen uns in unserem Dank und in unseren Bitten eins vor Gott. Mein „Amen“ ist meine „Unterschrift“ unter das Gebet des anderen. Durch unser „Amen“ bekräftigen wir das Gebet des anderen und bringen zum Ausdruck: „Ja, so soll es sein!“ (vgl. 1Kor 14,16).

Wir nehmen Teil an der Situation der anderen: „Wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit. Wenn ein Glied verherrlicht wird, so freuen sich alle Glieder mit“ (1Kor 12,26). In der ersten Gemeinde finden wir ein schönes Beispiel: Petrus sitzt im Gefängnis, und alle erwarten, dass er am nächsten Morgen getötet würde, und dann heißt es in Apostelgeschichte 12,5: „Aber von der Gemeinde geschah ein anhaltendes Gebet für ihn zu Gott.“ Wie kostbar ist diese Gemeinschaft der Beter!

7. Beim öffentlichen Gebet nimmt der Mann seine von Gott gegebene geistliche Führungsverantwortung wahr

In 1. Timotheus 2,8-15 zeigt uns die Bibel äußere Zeichen innerer Geistlichkeit von Männern und Frauen. Über die Männern lesen wir dort (V. 8): „Ich will nun, dass die Männer an jedem Ort beten, indem sie heilige Hände aufheben, ohne Zorn und zweifelnde Überlegung“. Von den Frauen lesen wir (V. 10): „… was Frauen geziemt, die sich zur Gottesfurcht bekennen durch gute Werke.“ Ein äußeres Zeichen der inneren Geistlichkeit des Mannes ist das öffentliche Gebet. Ein äußeres Zeichen der inneren Geistlichkeit der Frau sind gute Werke, diakonische Dienste.

Im Gebet zeigt sich mein geistliches Denken. Welche Beziehung habe ich zu Gott? Wie „sehe“ ich ihn? Was erwarte ich von ihm bzw. was kann ich in der konkreten Situation von ihm erbitten? Wie bete ich „richtig“? Wie lobe ich Gott in angemessener Weise, mit angemessenen Worten? Wer betet, „lehrt“ deshalb auch. Er lehrt durch sein Vorbild, wie man beten soll (vgl. Lk 11,1). Deshalb legt Gott das öffentliche Beten, gerade auch in der Gemeinde, in die Verantwortung der Männer. Wer in der Gemeinde betet, der führt die ganze Gemeinde, die dazu „Amen“ sagt. Gott sucht gerade in unseren Gemeindestunden Männer, die ihn in Geist und Wahrheit anbeten.

8. Ohne Gebet ist alles nichts

Gebet ist eine Wunderwaffe: „Ich ermahne nun vor allen Dingen, dass Flehen, Gebete, Fürbitten, Danksagungen getan werden für alle Menschen“ (1Tim 2,1). „Mit allem Gebet und Flehen betet zu jeder Zeit im Geist, und wachet hierzu in allem Anhalten und Flehen für alle Heiligen“ (Eph 6,18). Deshalb möchte unser Feind es verhindern. Er tut es oft mit Erfolg … Wir wollen uns aber durch unseren Herrn Jesus selbst ermutigen lassen: „Er sagte ihnen aber auch ein Gleichnis dafür, dass sie allezeit beten und nicht ermatten sollten“ (Lk 18,1).

„Es kommt aber die Stunde und ist jetzt, da die wahren Anbeter den Vater in Geist und Wahrheit anbeten werden; denn auch der Vater sucht solche als seine Anbeter. Gott ist Geist, und die ihn anbeten, müssen in Geist und Wahrheit anbeten“
(Joh 4,23-24).

 

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