Tolle Diener, lausige Herren …

Die Rolle unserer Gefühle

„Lasst den Geist Gottes euer Leben bestimmen, dann könnt ihr den Begierden in euch widerstehen.“
(Gal 5,16 NeÜ)

„Brüder und Schwestern, wenn ihr geistlich reif und im Glaubensleben erfolgreich sein wollt, müsst ihr euer geistliches Leben aus der Knechtschaft eurer Emotionen befreien!“
(J.Sidlow Baxter)

Eine Schwester in der Gemeinde sagte zu mir: „Wenn ich keine Lust habe, etwas zu tun, würde ich es nicht von Herzen tun, und der Herr hat gesagt, wir sollen ihm von ganzem Herzen dienen. Ich will kein Heuchler sein!“

Ich erwiderte: „Das heißt, wenn du keine Lust hast, deine Bibel zu lesen oder zum Gottesdienst zu gehen oder dich bei einem Nachbar zu entschuldigen, dann tust du es nicht. Stimmt das?“

Sie darauf: „Stimmt. Ich würde heucheln.“

Ich: „Okay. Darf ich fragen: Wachst du Montags manchmal auf und hast keine Lust, zur Arbeit zu gehen? Oder als Teenager – gab es da Tage, an denen du morgens keine Lust hattest aufzustehen und zur Schule zu gehen?“

Sie: „Das ist etwas anderes.“

Ich: „Inwiefern?“

Sie: „Es ist einfach so.“

Der Name dieser Schwester ist „Legion“. Eine Million Klone glauben wie sie. Und das Bezeichnendste an dieser faulen Philosophie ist, wie sie sich weigert darüber nachzudenken, ob da ein Fehler sein könnte.

Ob da ein Fehler sein könnte. Was für ein Witz. Diese Denkweise hat mehr Löcher als ein Geschäft voll Schweizer Käse.

Menschen, die ihr Leben nach ihren Gefühlen ausrichten, ruinieren ihr Leben durch ihre Gefühle.

„Wie ich mich fühle“ wird ihre Richtschnur für alles Wichtige im Leben. Sie stürzen sich in Beziehungen und wieder heraus, wenn die Gefühle sich ändern, und wechseln Gemeinden und Arbeitsplätze aus dem gleichen Grund. Und dann fragen sie sich, warum ihr Leben so verrückt ist, warum nichts von Dauer ist und keine Freunde bleiben.

Natürlich bringen sie die gleiche Einstellung mit in die Gemeinde: „Ich habe keine Lust zu beten. Trotzdem zu beten wäre Heuchelei.“ – „Ich fühle mich heute nicht danach, zur Gemeinde zu gehen. Trotzdem zu gehen hieße, es aus fleischlichen Gründen zu tun.“ – „Ich habe keine Lust, zu diesem Mann zu gehen und ihn um Vergebung zu bitten. Wenn ich es trotzdem täte, wäre ich nicht aufrichtig.“ – „Ich weiß, ich sollte dieser bedürftigen Familie etwas geben, aber ich fühle mich nicht so geführt.“

Gefühle sind tolle Diener, aber lausige Herren.

Wenn ich erwarte, dass mein Handeln immer meinen Gefühlen entsprechen muss, um legitim zu sein, werden meine Gefühle zum absoluten Maßstab für alles.

Diese Philosophie wirft eine lange Liste von Fragen an die Bibel auf:

  • Als die drei hebräischen Jungs König Nebukadnezar widerstanden und in den Feuerofen geworfen wurden, haben sie sich wohl darüber gefreut? Oder hatten sie Angst? Hat ihre Angst die positive Auswirkung ihrer Treue aufgehoben? (Daniel 3)
  • Als Daniel gegen einen anderen Machthaber antrat und an die Löwen verfüttert wurde (so sah es jedenfalls aus) – wie fühlte er sich auf dem Weg dorthin? War das wichtig? Hatten seine Gefühle, ob positiv oder negativ, irgendetwas mit dem zu tun, was Gott an jenem Tag tat? (Daniel 6)
  • Lest den Bericht von den Qualen unseres Herrn in Gethsemane in der Nacht, bevor er ans Kreuz ging (Mt 26,36ff), und fragt euch: „Wie fühlte er sich?“. Dann stellt euch zwei Fragen: Hielt seine Furcht vor dem Kommenden ihn davon ab weiterzugehen? Hat sein innerer Schmerz den Wert seines Opfertods am Kreuz in irgendeiner Weise gemindert?
  • Nehmt den mitternächtlichen Lobpreis-Gottesdienst im Gefängnis von Philippi (Apg 16,25). Obwohl Paulus und Silas große Schmerzen von den erhaltenen Schlägen gehabt haben müssen (die Wunden waren nicht behandelt worden), und beide im Block im innersten Winkel des Gefängnisses eingeschlossen sind – trotzdem beten sie und preisen Gott mit Lobliedern. Denkt ihr, Paulus hat gesagt: „Weißt du was, Silas – mir ist gerade nach Singen zumute“?

Ihre Gefühle waren irrelevant.

Schreib das mit großen Buchstaben in deinen Kopf und auf dein Herz, mein Freund: Wie sie sich fühlten, war egal. Es zählte, was sie taten. Die hebräischen Jungs standen fest für ihren Glauben ein; Daniel hielt an seinen Überzeugungen fest; der Herr Jesus wappnete sich und ging ans Kreuz; Paulus und Silas lobten Gott trotz ihrer Gefühle.

Gefühle sind gut. Niemand leugnet das.

Wir alle bevorzugen gute Gefühle.

Wir machen tausend Sachen, um gute Gefühle zu bekommen. Wir machen Urlaub am Meer oder in den Bergen. Wir fahren mit den Kindern zum Disneyland, kaufen ihnen Eis oder wechseln die Schuhe. Wir wollen uns gut fühlen. Wir werfen alte Matratzen hinaus und kaufen uns neue. Wir ziehen bestimmte Sachen an aus dem einfachen Grund: „Ich fühle mich gut, wenn ich das trage“.

Menschen nehmen Drogen und trinken Alkohol wegen der guten Gefühle, die das hervorruft. Sie wechseln von einer Beziehung zur nächsten, süchtig nach dem Hochgefühl des Verliebtseins.

Für viele Menschen sind Gefühle alles. Und das ist verhängnisvoll.

Für die von uns, die Gott in dieser Welt dienen möchten, entsteht ein Problem, wenn wir unseren Gefühlen erlauben, das Zepter in die Hand zu nehmen. Wenn wir ihnen erlauben zu bestimmen, was wahr und was falsch ist, was wir tun und nicht tun können, wie wir leben.

Eine Frau sagte mir: „Ich weiß, dass ich sie um Vergebung bitten sollte, aber ich will nicht. Wenn ich mich dazu zwingen würde, würde ich es vortäuschen. Ich wäre ein Heuchler.“ Ich sagte: „Nein. Es wäre nicht vorgetäuscht, es wäre Glaube.“

Meine Gefühle sind egal.

Im Glauben zu leben bedeutet, dass meine Gefühle irrelevant sind.

Jesus fragte seine verängstigten Jünger: „Warum habt ihr Angst? Wo ist euer Glaube?“ (Mk 4,40). Ihre Ängste lähmten sie. Trotz unserer Ängste das zu tun, was Glaube tun würde, ehrt den Herrn.

„Denn wir wandeln durch Glauben, nicht durch Schauen“ (2Kor 5,7). „Ohne Glauben ist es unmöglich, Gott zu gefallen“ (Hebr 11,6). „Eine Hoffnung, die gesehen wird, ist keine Hoffnung. Denn wer hofft, was er sieht?“ (Röm 8,24)

Zehn Aussätzige kamen zu unserem Herrn und sagten: „Jesus, Meister, hab‘ Erbarmen mit uns!“ Jesus befahl ihnen: „Geht hin und zeigt euch den Priestern!“ Die Bibel sagt: „Und während sie hingingen, wurden sie gereinigt“ (Lk 17,11-14). Versteht ihr? Sie hatten sich umgedreht und gingen in Richtung Synagoge, wie Jesus befohlen hatte. Zu dem Zeitpunkt war aber nichts passiert. Erst nachdem sie gehorcht hatten – „während sie hingingen“ – wurden sie geheilt.

Wir können uns vorstellen, dass die Aussätzigen sagen: „Sobald wir geheilt sind, werden wir gehorchen und die Priester suchen. Aber vorher nicht! Es wäre doch dumm, die Priester zu suchen, solange wir noch aussätzig sind!“

Wir wandeln im Glauben. Wir gehorchen dem Herrn.

Das tun wir unabhängig davon, wie wir uns fühlen.

Wir beten zu ihm, egal, wie wir uns fühlen. Wir betreten sein Haus um anzubeten, egal, wie wir uns fühlen. Wir bringen ein Opfer und erheben unsere Stimmen zum Lob und wir öffnen sein Wort und lehren es, und unsere Gefühle sind egal.

Unser Herr stellte die Frage aller Zeitalter: „Wenn der Sohn des Menschen kommt, wird er Glauben auf der Erde finden?“ (Lk 18,8)

Wird er seine Leute im Glauben lebend finden? Oder immer noch dabei, ihr Leben nach ihren Gefühlen zu richten?

Gott helfe uns, das Richtige zu tun.

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