Stabile Familien

Wie stabile Familien entstehen

Unser Land und unsere Gemeinden brauchen dringend stabile Familien! Deshalb muss es die Aufgabe dieses Artikels sein Hilfen aufzuzeigen, wie Familien stabil werden können. Schon seit Beginn unserer Ehe ist es meiner Frau und mir wichtig, Familien zu stabilisieren. Deshalb nahmen wir schon vor Jahrzehnten den Auftrag an, in unserer damaligen Gemeinde einen Ehepaarkreis zu organisieren und zu leiten. In den 1990er Jahren gründeten wir den Verein „Hoffnung für Familien“, um Ehepaaren Anleitung für die Ehebeziehung und Kindererziehung zu geben.

Stabile Familien fallen nicht vom Himmel, sondern sie entstehen durch bewusstes Arbeiten an der eigenen Ehe und Familie.

Zerbrochene Familien

Dass viele Ehen und Familien in unserer Zeit nicht mehr stabil sind, braucht man kaum noch zu beschreiben. Dies ist ganz offensichtlich. Die Zahl der Eheschließungen in unserem Land hat in den letzten Jahrzehnten enorm abgenommen. Die Zahl der Ehescheidungen dagegen nahm immer weiter zu (um 200.000 jährlich). Wir liegen bei einer Ehescheidungsrate um 50%. Die Anzahl der Geburten ist weit zurückgegangen. Auch die Einführung des Elterngeldes hat diese Tendenz nicht aufgehalten. Gerade an diesem Thema merkt man die halbherzige Familienpolitik unserer Regierung. Die Mütter dazu anzuregen neben ihrer Berufung als Mutter schnellstmöglich (nach einem Jahr) wieder dem Beruf nachzugehen fördert leider nicht die Stabilität der Familie, sondern macht sie instabil. Die vielen Ehescheidungen in Deutschland lassen es gerade nicht zu, dass Kinder in einer stabilen Familie aufwachsen. Über 60% unserer Kinder in Deutschland leben nicht mit ihren beiden leiblichen Elternteilen zusammen. Diese Zahl allein spricht Bände über die Instabilität der Familien in unserem Land.

Und in der Gemeinde?

Nun könnten wir ja auf die böse Welt schimpfen. Aber haben nicht schon lange zerstörerische Verhältnisse auch in unseren Gemeinden Einzug gehalten? Ehescheidung ist in unseren Gemeinden leider kein Fremdwort mehr. Wir leben als Gemeinde nicht auf einer Insel der Seligen. Wir stehen massiv unter dem Einfluss unserer Zeit. Das merken wir bei allen ethischen Fragen. Wir müssen uns der Frage stellen: Beziehen wir unsere Antworten auf ethische Fragen noch aus der Heiligen Schrift oder lassen wir uns von den Trends dieser Zeit prägen?

Beim Nachdenken über dieses Thema bin ich auf eine Beschreibung von stabilen Familien gestoßen, wie sie uns Paulus bei den Qualifikationsmerkmalen der Ältesten in 1. Timotheus 3 und Titus 1 gibt. Interessant ist, dass Paulus bei diesen Merkmalen viele persönliche, dann familiäre, aber nur wenige geistliche Voraussetzungen beschreibt! In 1. Timotheus 3 zählt er elf persönliche, drei familiäre und nur zwei geistliche Merkmale auf. Damit macht er deutlich: Ein Ältester muss neben einer ganzen Reihe von Charaktereigenschaften vor allen Dingen eine stabile Familie hinter sich haben. Stabile Familien sind auch die Grundlage für eine stabile Gemeinde, da sie die Zellen sind, aus denen sich die Gemeinde zusammensetzt. Deshalb möchte ich anhand dieser Merkmale beschreiben, was die Stabilität einer Familie ausmacht.

(Ich möchte jedoch darum bitten, meine Ausführungen NICHT dazu zu benutzen, den Dienst einiger Ältester in der Gemeinde damit in Frage zu stellen. Das ist hier nicht mein Anliegen. Ich weiß wohl, dass viele Älteste sich anhand dieser Merkmale immer wieder selbst in Frage stellen – was auch ein sehr geistlicher Prozess ist.)

Treue

Paulus schreibt von „Mann einer Frau“. Damit meint er nicht, dass ein Ältester verheiratet sein muss. Aber ganz sicher meint er, dass ein verheirateter Mann in einer geordneten Ehe lebt. Er soll seiner Frau treu sein und genauso auch die Frau dem Mann. Seine Ehebeziehung sollte ein Vorbild in der Gemeinde sein.

Gut vorstehen

Dann spricht er seine Verantwortung als Hausvorstand an. Hier wird Gottes Ordnung für die Familie deutlich. Der Mann soll in der Familie die Verantwortung für seine Frau und auch für seine Kinder tragen. Das hat natürlich zwei Seiten. Der Mann muss mit aller Entschiedenheit die Last der Verantwortung auf sich nehmen und in aller Treue für seine Familie Sorge tragen. Paulus schreibt: „gut vorstehen“. „Gut“ meint in guter Weise vorstehen, nicht mit Druck und durch Herrschen. Sondern wie Paulus ihn in Eph. 5,25 als ein liebendes Haupt beschreibt. – Die zweite Seite ist, dass die Frau und die Kinder diese Verantwortung, die Gott dem Mann gegeben hat, auch anerkennen. Ein Mann kann seine Verantwortung nur dann gut wahrnehmen, wenn seine Frau und seine Kinder sich gut von ihm führen lassen.

Ehre geben

Nun spricht Paulus auch die Funktion des Vaters als Erzieher an. Er soll seine Kinder „mit Ehrbarkeit in Unterordnung“ halten. Damit wird deutlich, welche Haltung ein Vater seinen Kindern gegenüber einnehmen soll. Er soll ihnen mit Ehrerbietung entgegenkommen. Nicht nur Vater und Mutter, sondern auch den Kindern steht Ehre zu. Auch sie sind Persönlichkeiten, denen Ehre gebührt. Wir Väter sollen sie aber auch in Unterordnung halten. Das bedeutet: Wir sollen sie zum Gehorsam erziehen (so wie Paulus es auch in Eph. 6,4 und Kol. 3,21 beschreibt). Die Hauotverantwortung für die Erziehung – das merken wir bei Paulus immer wieder – schreibt er dem Vater zu. Natürlich braucht der Vater die intensive Unterstützung der Mutter. Bei den Erziehungsprinzipien ist eine gute Übereinstimmung von Vater und Mutter unbedingt nötig.

Zuverlässige Kinder

An Titus schreibt Paulus noch zwei Kennzeichen der Erziehung, die schon viel Nachdenken bewirkt haben. Er sagt: „… der gläubige Kinder hat.“ Ganz gewiss muss man sagen, dass es nicht möglich ist, seinen Kindern den Glauben anzuerziehen. Leider versuchen viele christliche Eltern es trotzdem und trainieren ihren Kindern damit oft nur ein christliches Verhalten an. Oft legen die Kinder es dann ab, sobald sie aus dem Haus gehen denn nicht immer entsteht der wirkliche Glaube im Herzen der Kinder. Der wirkliche Glaube muss durch eine persönliche Entscheidung angenommen werden.

Natürlich können Eltern ihren Kindern eine Hilfe auf dem Weg zum Glauben sein. Mir hat der vorgelebte Glaube meiner Eltern sehr geholfen, selber den Weg zum Glauben zu finden. Ich durfte meine persönliche Entscheidung für Jesus mit meinem Vater festmachen. Ich bin meinen Eltern sehr dankbar, dass sie mir den Weg zum Glauben gebahnt haben.

An dieser Stelle im Titusbrief steht jedoch ein anderes Wort für „glauben“ im Griechischen als z.B. in Johannes 3,16. Das Wort hier wird auch mit „treu, verlässlich, vertrauenswürdig“ beschrieben. Am besten versteht man den Begriff durch den Gegensatz, den Paulus im zweiten Teil des Verses aufbaut – da spricht Paulus von ausschweifendem Leben der Kinder, von Aufsässigkeit oder Ungehorsam. So steckt in dem Begriff ganz gewiss das Wort „wohlerzogen“. Vielleicht kann man dieses Wort auch im Licht von Lukas 2,51 verstehen, wo von Jesus gesagt wird, dass er „Gunst bei Gott und den Menschen“ hatte.

Jedenfalls erkennen wir auch hier im Titusbrief die große Verantwortung des Vaters bei der Erziehung seiner Kinder. Eine verantwortungsbewusste Erziehung der Kinder durch die Eltern trägt zu einer Stabilisierung der Familie bei.

Gastfreundschaft

Im Blick auf die Ältesten wird auch ihre Gastfreundschaft angesprochen. Sie kann ja nur ausgeübt werden, wenn auch die Frau für Gäste offen ist und die Kinder sich mit einbringen. Auch das zeichnet eine stabile Familie aus, wenn sie nicht nur für sich selbst lebt, sondern sich auch für Menschen einsetzt, die Hilfe nötig haben. Die Häuser unserer Familien sind das Missionsfeld Nr. 1 in unserer Zeit. Unzählbar viele Menschen sehnen sich danach, heile Familien kennenzulernen.

Negative Verhaltensweisen

Paulus beschreibt auch einige negative Verhaltensweisen, die eine Familie de-stabilisieren und die in einer christlichen Familie keinen Platz haben sollten: Geldliebe, Trunkenheit, Gewalt, Eigenmächtigkeit, Streitsucht, Jähzorn. Eine Familie kann auch in übles Gerede kommen, sagt Paulus.

Positive Eigenschaften

Vor allem aber nennt er eine ganze Reihe positiver Eigenschaften und Verhaltensweisen, die stabile Familien prägen sollen: untadelig, nüchtern, besonnen und sittsam sein; ein gutes Zeugnis haben von denen, die draußen sind; das Gute lieben; gerecht, heilig und enthaltsam (bzw. selbstbeherrscht) sein. Das gilt besonders für den Mann der Familie. Wenn er mit diesen Eigenschaften seine Familie prägt, kann eine stabile Familie entstehen.

Diese Maßstäbe gelten natürlich zuerst für den Ältesten und seine Familie, da er die Gemeinde nach außen besonders repräsentiert und innerhalb der Gemeinde Vorbild sein soll. Aber ich denke, sie helfen allen Familien dazu, eine stabile Familie zu werden. Gottes Wort gibt uns die besten Hinweise dafür, wie wir es schaffen können, eine stabile Familie zu bauen. Merken wir, wie praktisch Paulus schreibt? Die Anweisungen für die Familien werden nicht immer auf den ersten Blick sichtbar. Aber wenn man danach sucht, findet man sie.

So auch in 1. Thessalonicher 2,7-12. In diesem Text beschreibt Paulus sehr eindrücklich die Verantwortung der Mutter für die Versorgung ihrer Kinder und die Verantwortung des Vaters für die Erziehung der Kinder. Es ist sehr interessant, wie Paulus die Aufgaben der Mutter und des Vaters zum Vorbild für seinen Dienst in der Gemeinde nimmt.

Am Anfang habe ich beschrieben, dass stabile Familien durch bewusstes Arbeiten an der Ehebeziehung und der Beziehung der Eltern zu ihren Kindern entstehen. Zwei ganz praktische Vorschläge dazu sind der wöchentliche Eheabend und der wöchentliche Familienrat. Weiterhin kann ein Ehepaarkreis in der Gemeinde eine gute Hilfe sein.



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