Soweit die Gnade reicht …

Nur Sünder brauchen Gnade

Im Gleichnis vom Pharisäer und vom Zöllner erzählt der Herr Jesus in Lukas 18,9ff: „Der Zöllner aber stand weitab und wollte sogar die Augen nicht auf – heben zum Himmel, sondern schlug an seine Brust und sprach: Gott, sei mir, dem Sünder, gnädig!“ Als einige es nicht verstehen konnten, dass Jesus bei dem Zöllner Levi zu Gast war, sagte der Herr Jesus: „Nicht die Gesunden brauchen einen Arzt, sondern die Kranken; …“ Der Verbrecher am Kreuz bekannte: „… wir empfangen, was unsere Taten wert sind; dieser aber hat nichts Ungeziemendes getan“ (Lk 23,41). Unter dieses Urteil stellt sich auch Paulus, wenn er in 1. Timotheus 1,15 schreibt: „Das Wort ist gewiss und aller Annahme wert, dass Christus Jesus in die Welt gekommen ist, Sünder zu retten, von welchen ich der erste bin.“

Vor wenigen Wochen sagte mir ein alter Mann, der sich sehr aufopfernd um seine demenzkranke Frau kümmert: „Wenn ich einmal vor irgendeinem Gott Rechenschaft über mein Leben ablegen muss, dann brauche ich keinen, der mir dabei hilft.“ Nur Sünder brauchen Gnade!

Der Zöllner im Gleichnis „ging gerechtfertigt hinab in sein Haus“. Paulus wusste sich „gerettet“, und der Verbrecher am Kreuz bekam die Zusage: „Heute wirst du mit mir im Paradies sein.“ Nur Sünder brauchen Gnade. Das macht uns demütig und von Herzen dankbar.

Der barmherzige Gott schenkt Gnade

Barmherzigkeit ist eine Wesensart Gottes! Das bezeugt die Bibel an vielen Stellen. König David schreibt in Psalm 103,8: „Barmherzig und gnädig ist der HERR, langsam zum Zorn und groß an Gnade.“ Das hat vor ihm schon Mose bezeugt und nach ihm auch Jona, Nehemia, Joel und Nahum. Gott ist in seinem Wesen barmherzig!

Der Herr Jesus sagt in Matthäus 5,44-45: „Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde, und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Söhne eures Vaters seid, der in den Himmeln ist! Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.“

Gott lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute. Das ist Gnade – unverdiente Zuwendung Gottes. Auch wenn er dafür weder Beachtung noch Dank erhält. Diese Wesensart soll auch unser Verhalten im Alltag prägen, „damit wir Söhne unseres himmlischen Vaters“ sind.

Der gerechte Gott bezahlt den Preis

Gott gibt keine Gnade auf Kosten der Gerechtigkeit. Das könnte er gar nicht, weil sein Wesen auch vollkommene Gerechtigkeit ist. Nein, Gott bezahlt den vollen Preis an unserer Stelle! Deshalb sind wir nicht von Gott begnadigt, sondern gerechtfertigt aus Gnade.

Petrus schreibt in 1. Petrus 1,18: „Denn ihr wisst, dass ihr nicht mit vergänglichen Dingen, mit Silber oder Gold erlöst worden seid, …, sondern mit dem kostbaren Blut Christi als eines Lammes ohne Fehler und ohne Flecken.“ Das Blut, das Leben, des Sohnes Gottes war der Preis, der für unsere Schuld zu zahlen war!

Johannes schreibt, dass der Herr Jesus die Sühnung für unsere Sünden ist. In 1. Johannes 4,10 lesen wir: „Hierin ist die Liebe Gottes: Nicht dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt und seinen Sohn gesandt hat als eine Sühnung für unsere Sünden.“ D. h., Jesus hat für unsere Sünden gebüßt, er hat für unsere Sünden bezahlt.

Deshalb sind wir nicht nur begnadigt, sondern gerechtfertigt. Gott ist gerecht, wenn er uns nicht mehr bestraft. Umgekehrt: Es wäre ungerecht, für eine Schuld zweimal bezahlen zu lassen. Wenn nun Gott uns die Bezahlung seines Sohnes anrechnet, dann ist das vollkommen gerecht!

In Römer 3,23-24 steht: „… denn alle haben gesündigt und erlangen nicht die Herrlichkeit Gottes und werden umsonst gerechtfertigt (!) durch seine Gnade, durch die Erlösung, die in Christus Jesus ist.“

In den drei Stunden der Finsternis am Kreuz auf Golgatha ließ Gott seine Sonne der Barmherzigkeit über seinem eingeborenen und geliebten Sohn, Jesus Christus, untergehen, damit sie über uns für alle Zeiten leuchten kann! Wir sind gerechtfertigt durch Gnade! Deshalb dürfen wir nun gerecht vor Gott stehen. Gerecht, weil Jesus für unsere Schuld bezahlt hat. Die Schuld ist beglichen. Durch diese Gewissheit dürfen wir ein reines Gewissen vor Gott haben und freien Zugang zu seinem Thron der Gnade!

Durch Gnade ans Ziel

Paulus provoziert die Galater durch die Fragen: „Seid ihr so unverständig? Nachdem ihr im Geist angefangen habt, wollt ihr jetzt im Fleisch vollenden?“ (Gal 3,3). Wir sind aus Gnade gerechtfertigt und erlöst, und durch Gnade Gottes kommen wir ans Ziel!

Gott gibt uns Gnade, weil er uns ganz persönlich liebt. Darin liegen unsere Heilssicherheit und unsere Heilsgewissheit begründet. In Johannes 15,16 sagt der Herr Jesus: „Ihr habt nicht mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt …“ Und in Johannes 15,13: „Größere Liebe hat niemand als die, dass er sein Leben hingibt für seine Freunde …“. Johannes hatte das verstanden. Er beschreibt sich in seinem Evangelium als „den Jünger, den Jesus liebte“, und noch in hohem Alter schreibt er aus der Verbannung auf der Insel Patmos: „Dem, der uns liebt und uns von unseren Sünden erlöst hat durch sein Blut und uns gemacht hat zu einem Königtum, zu Priestern seinem Gott und Vater: Ihm sei die Herrlichkeit und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit!“ (Offb 1,5b).

Paulus ermutigt uns in Epheser 2,4-7: „Gott aber, der reich ist an Barmherzigkeit, hat um seiner vielen Liebe willen, womit er uns geliebt hat, auch uns, die wir in den Vergehungen tot waren, mit dem Christus lebendig gemacht – durch Gnade seid ihr gerettet! Er hat uns mitauferweckt und mitsitzen lassen in der Himmelswelt in Christus Jesus, damit er in den kommenden Zeitaltern (!) den überragenden Reichtum seiner Gnade in Güte an uns erwiese in Christus Jesus.“ Aus Gnade errettet und durch Gnade ans Ziel – das darf uns froh und dankbar machen! Diesem unserem Retter-Gott wollen wir uns zur Verfügung stellen und ihm dienen.

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