Sicherheit in turbulenten Zeiten

Im Januar 2000 wurden meine Frau und ich ins Arztzimmer einer Kinderklinik gerufen. Dort teilte uns der behandelnde Professor mit, dass ein lebensgefährlicher Hirntumor bei unserem damals einjährigen Sohn entdeckt wurde. Zudem läge dieser so ungünstig, dass in Europa nur zwei Kliniken für einen operativen Eingriff in Frage kämen. In den darauffolgenden Jahren wurde unser Sohn in den verschiedensten Kliniken behandelt bzw. operiert. Wiederholt standen wir als Eltern vor der verschlossenen OP-Tür eines Krankenhauses und fragten uns, ob wir unseren Sohn lebend wiedersehen würden.

Diese Erfahrungen veränderten unsere familiäre Situation grundlegend und prägten unsere Beziehung zum Herrn nachhaltig. Bis zum Januar 2000 führten wir als junges Ehepaar ein eher unaufgeregtes Christsein, das durch christliche Abläufe und routinemäßige Handlungen geprägt war. Die Sicherheiten für unser Leben suchten wir theoretisch im christlichen Glauben, fanden sie aber praktisch in greifbaren Dingen, u.a. in der beruflichen Absicherung. Bis zum heutigen Tag erinnert uns der Herr durch unterschiedlichste Lektionen daran, die Sicherheit für unser Leben nur in ihm zu suchen.

Gott, der Allmächtige

Als Familie erlebten wir unseren Herrn als den allmächtigen Gott, den „Shaddai“ (1.Mose 17,1), der keine Begrenzung seiner Möglichkeiten kennt. Der moderne Mensch rechnet eher selten mit Gebetserhörungen, die über die Errungenschaften der wissenschaftlichen Erkenntnis hinausgehen würden. Aber der Allmächtige beweist ihm täglich: Er kann! So durften wir es auch erfahren. Die anfängliche Prognose der Ärzte raubte uns die Zuversicht. Meine Frau und ich hatten wenig Hoffnung auf das Überleben unseres Sohnes oder auf seine Gesundung. Aber wir lernten in diesen Momenten den „Gott allen Fleisches“ kennen, dem alle Dinge möglich waren und bis heute möglich sind (Jeremia 32,27).

Gott, der über allem steht

Zudem stellt uns die Bibel unseren Gott als den Adonai vor. Er ist der Herr, der über alle sichtbaren und unsichtbaren Geschöpfe herrscht. Unabhängig von den Äußerungen und Einschätzungen der Ärzte oder anderer Persönlichkeiten handelt Gott stets nach seinem Willen. Oftmals verunsichern uns persönliche Turbulenzen, oder wir stehen fragend vor den politischen und gesellschaftlichen Veränderungen dieser Zeit. So verfolgen wir in diesen Tagen den bevorstehenden Brexit, wir lernen einen Präsidenten Trump kennen, der in seinen Entscheidungen oftmals unberechenbar erscheint, oder beobachten verunsichert, wie China zu einer wirtschaftlichen Supermacht heranwächst. Möglicherweise beunruhigen uns auch die gesellschaftlichen Veränderungen in Deutschland zu Themen wie Familie, Geschlecht oder Homosexualität. Aber die Bibel lehrt uns, dass unser Gott selbst Könige ein- und absetzt (Daniel 2,21 und Römerbrief 13,1). Er lenkt die Geschicke der Regenten wie Wasserbäche (Sprüche 21,1). Vielfach entdecken wir in den Entwicklungen dieser Zeit die Erfüllung prophetischer Aussagen. Diese Beobachtung sollte uns in unserem Vertrauen stärken und uns Sicherheit vermitteln. Zudem lassen sie uns erahnen, dass der Herr bald wiederkommen wird.

Gott, unser Vater

Durch die geistliche Wiedergeburt gehören wir zur Familie Gottes und dürfen dieselbe Ansprache im Gebet benutzen, die einst der Herr Jesus im Garten Gethsemane wählte: „Abba, Vater!“ Wir haben einen Gott im Himmel, der sich um seine Kinder in einer väterlichen Weise kümmert. Er meint es stets gut mit uns, auch wenn uns manche unserer Lebenswege nicht gefallen. Diese Wege führen jedoch zu einem festen Vertrauen auf einen unsichtbaren Gott und lehren uns, die Sicherheit nicht in uns zu suchen. Paulus schreibt im 2. Korintherbrief, dass Gott ein „Vater der Erbarmungen“ ist (Kapitel 1,3). Dieser himmlische Vater führte den Apostel zwar auf Wegen, die ihn am Leben verzweifeln ließen. Jedoch lernte Paulus daraus, nicht auf sich selbst zu vertrauen, sondern auf Gott, der die Toten auferweckt (Kapitel 1,8 und 9).

Gott, der Hirte

In der Bibel wird uns der Herr als Hirte vorgestellt. Im bekannten Psalm 23 wird er von David auf eine wunderbare Weise beschrieben, indem er die Eigenschaften unseres Herrn herausstellt. Der göttliche Hirte bietet den Schafen durch seine persönliche Gegenwart einen sicheren Schutz an. David konnte zeugnishaft aus eigener Erfahrung davon erzählen. Wiederholt erlebte er lebensgefährliche Situationen, in denen u.a. seine Mitmenschen seinen Tod suchten. Die Psalmworte erinnern mich häufg an eine Situation aus dem Jahr 2003. Der gesundheitliche Zustand unseres Sohnes verschlechterte sich plötzlich so dramatisch, dass ein Ärzteteam mit Neurochirurgen per Hubschrauber eingeflogen werden musste, um seinen Kopf schnellstmöglich erneut zu öffnen. Meine Frau und ich warteten währenddessen im Krankenzimmer. Während dieser Operation spürten wir als wartende Eltern in besonderer Weise die Gegenwart unseres Hirten. Er hielt sein Versprechen ein und schenkte uns Zuversicht. Selbst im Tal des Todesschattens war er bei uns und wir erlebten einen Frieden, der den Verstand überstieg.

Gott, der Geborgenheit schenkt

Von einer besonderen Erfahrung berichtet uns David im Psalm 18. Rückblickend beschreibt er den Herrn als Garant für die Sicherheit in turbulenten Situationen. Dabei wählt er verschiedene Begriffe, um den göttlichen Schutz zu beschreiben: „Der Herr ist mein Fels und meine Burg und mein Retter; mein Gott, mein Schutz, zu ihm werde ich Zuflucht nehmen, mein Schild und das Horn meines Heils, meine hohe Festung.“ (Psalm 18,3).

Unsere Mitmenschen kennen eine solche Qualität der Geborgenheit nicht und bemühen sich stattdessen, alle Unwägbarkeiten über fnanzielle Wege abzusichern. So las ich kürzlich, dass es in Deutschland möglich ist, die Zahlung einer Versicherungsprämie für den Fall in Anspruch zu nehmen, wenn sich Menschen aufgrund eines Defekts länger als 15 Minuten in einem Fahrstuhl aufhalten müssten. Eine andere schüttet eine Versicherungssumme für kollabierte Männer im Kreißsaal aus. Die wenigen Beispiele zeigen uns, wie verzweifelt viele ungläubige Menschen auf der Suche nach Sicherheit sind.

Wir dagegen dürfen den Zusagen unseres Herrn vertrauen. Der Herr möchte uns auch in turbulenten Zeiten eine Gelassenheit und Ruhe schenken, die dann auch zeugnishaft von unseren ungläubigen Mitmenschen beobachtet wird. Diese werden uns ansprechen und uns Fragen stellen. In unseren Antworten dürfen wir auf den allmächtigen Vater im Himmel hinweisen, der uns wie ein Hirte durch die Turbulenzen führt bzw. geführt hat.

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