Schritte zu einem intensiven Gebetsleben (4)

4. Schritt: Nach dem Willen Gottes bitten

Ein junges Paar bittet den Pastor der Gemeinde um Gebetsunterstützung. Sie sprechen darüber, dass sie demnächst zusammenziehen wollen und darum eine schöne und vor allem bezahlbare Wohnung suchen. Für diese Wohnungssuche bitten sie um geistliche Unterstützung im Gebet. Der Pastor fragt zurück: „Sind Sie sicher, dass Ihr Gebet mit dem Willen Gottes übereinstimmt?“ Das Paar schaut ihn verblüfft an und kann die Frage nicht einordnen.

„Die Sache ist die“, erwidert der Pastor. „Soweit ich die Bibel kenne, kommt vor dem Zusammenziehen die öffentliche Trauung. So hat Gott das in seinem Wort festgelegt. Sie können also gern eine Wohnung für Ihre gemeinsame Zukunft suchen, aber bis zu Ihrer Trauung kann nur einer von ihnen dort wohnen. Erst danach wird es Ihre gemeinsame Wohnung werden. Wenn Sie das so annehmen können, bin ich bereit, Sie im Gebet zu unterstützen. Wenn nicht, kann ich Ihnen die erbetene Gebetsunterstützung nicht zusagen. Es wäre dann kein Gebet nach dem Willen Gottes.“

Der Gott der Bibel ist kein Wunsch-Automat. Er hat ganz bestimmte Maßstäbe und Ziele, die mit aller wünschenswerten Klarheit in der Bibel stehen. Für das Gebet sind sie von großer Bedeutung. Der 1. Johannesbrief (1Jo 5,14, NeÜ) macht das deutlich. Dort heißt es: „Deshalb können wir auch voller Zuversicht sein, dass Gott uns hört, wenn wir ihn um etwas bitten, das seinem Willen entspricht.“

Gebete werden genau dann von Gott erhört, wenn es Gebete sind, die umfassend seinem Willen entsprechen. Jesus hat genau in dieser Weise gebetet. Er war eins mit dem Vater im Himmel und darum zutiefst vertraut mit dem, was Gott wollte. Darum blieb keines seiner Gebete ohne Erhörung. In einem Zwiegespräch mit seinem himmlischen Vater hat Jesus das einmal in diese Worte gefasst (Joh 11,42, NeÜ): „Ich weiß, (Vater), dass du mich immer erhörst.“ An anderer Stelle hat er das etwas näher erklärt. Dort heißt es (Joh 5,19, NeÜ): „Der Sohn kann nichts von sich aus  tun; er tut nur, was er den Vater tun sieht. Was der Vater tut, das genau tut auch der Sohn.“ Und damit wird klar: Jesus wusste in jeder Lebenssituation sehr genau, was der Vater im Himmel durch ihn tun wollte. Sein Beten war darum immer ein Beten nach dem Willen Gottes.

Was aber heißt das für uns heute?

Wer so beten will, dass sein Gebet dem Willen Gottes entspricht, muss den Willen Gottes – also seine Maßstäbe und Ziele – zunächst einmal kennen. Das heißt: Er muss sich mit den Maßstäben Gottes in der Bibel vertraut machen. Das allerdings ist mehr als nur eine intellektuelle Angelegenheit. Wer lernen will, nach dem Willen Gottes zu beten, steht vor der Aufgabe, Gottes Ziele und Maßstäbe nicht nur inhaltlich zur Kenntnis zu nehmen, sondern sie verbindlich für sich persönlich anzunehmen und sein Leben entsprechend zu gestalten. Dadurch wird er sensibel für  das, was Gott in seinem Herzen bewegt. Mehr und mehr wird er lieben, was Gott liebt, und verabscheuen, was Gott verabscheut. Er wird mit den allgemein üblichen Lebensstilen und Lebensentwürfen seiner Umwelt brechen, wenn sie dem Willen Gottes entgegenstehen. Er wird eine Sehnsucht entwickeln, Gott möglichst umfassend mit seinem Leben zu ehren. Gottes Maßstäbe und Ziele prägen seinen Intellekt, seinen Willen, seine Gefühle und sein Tun.

Auf das Gebetsleben hat das entscheidende Auswirkungen: Wer mit den Maßstäben und Zielen Gottes in tiefer Weise vertraut ist, wird Gott kaum je als Wunsch-Automaten missbrauchen, wie es das junge Paar auf Wohnungssuche mit der Anfrage bei seinem Pastor versuchte. Er wird in jeder Lebenssituation, die ihn ins Gebet treibt, fragen: Wie stellt sich eigentlich mein Gebetsanliegen von Gott her dar? Stimmt es mit Gottes Zielen und Maßstäben überein oder ist es von ich-haften Wünschen geprägt? Muss ich eventuell Korrekturen an meinem Gebetsanliegen vornehmen? Mit diesen Fragen passt sich die Ausrichtung seines Gebetes mehr und mehr dem Willen Gottes an. Das gibt seinem Gebet Zuversicht (1Jo 5,14) und innere Kraft. Irgendwelche Rechte erwirbt er sich damit nicht. Gott bleibt uns gegenüber immer frei. Aber sein Gebet bekommt genau die richtige Richtung.

„Na ja“, könnte man jetzt aber einwenden, „es gibt doch aber oft genug auch sehr spezielle Lebenssituationen, wo es gar nicht so einfach ist, den Willen Gottes herauszufinden.“ Das stimmt! Solche Situationen gibt es.

Beispiele:

  • Soll ich in meinem Job mit einem gewöhnungsbedürftigen Chef weiter durchhalten oder Gott um eine neue Arbeitsstelle bitten?
  • Soll ich um Heilung eines schwerkranken, alten Menschen bitten oder darum, dass er die Einschränkungen des Alters und seine Krankheit annehmen kann?
  • Soll ich meine Gemeinde, die sich allmählich von einem klaren, biblischen Kurs loslöst, verlassen oder standhalten und um Veränderung bitten?

Was ist hier der Wille Gottes, und welche Richtung soll mein Gebet nehmen? Das ist oft gar nicht so leicht zu entscheiden.

In solchen Situationen hilft es oft weiter, sich mit anderen Christen in der Gemeinde zu beraten und gemeinsam nach dem Willen Gottes (und der entsprechenden Gebetsausrichtung) zu fragen. Und – ganz wichtig – man kann und soll Gott auch um Weisheit und Führung bitten. Im Jakobusbrief (Jak 1,5, LUT 2017) heißt es:

„Wenn es aber jemandem unter euch an Weisheit mangelt, so bitte er Gott, der jedermann gern und ohne Vorwurf gibt; so wird sie ihm gegeben werden.“

Wer sich auf den Weg macht und Schritt für Schritt lernt, nach dem Willen Gottes zu beten, trägt in entscheidender Weise dazu bei, dass Gottes Wille geschieht und das Leben von Menschen zum Guten verändert wird.

Fortsetzung folgt: 5. Schritt – Nicht erhörte Gebete

Teil 1: Den Vater im Himmel kennen und lieben

Teil 2: Die Anbetung Gottes

Teil 3: Bitten und Gottes Handeln erwarten

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