Predigen – damit Gottes Wort Menschen erreicht (Rezension)

„Timothy Kellers Predigten erreichen jede Woche Tausende von spätmodernen Skeptikern in Manhattan. Als Prediger und Theologie hat er Millionen von Menschen inspiriert. In ‚Predigen‘ wendet er sich an alle, die Gottes Wort an andere Menschen weitergeben wollen – ob Pastoren oder Laien, ob Prediger auf der Kanzel oder Hauskreisleiter, Gemeindemitarbeiter, christliche Autoren oder Blogger. Vielen Christen – auch Pastoren! – fällt es schwer, so vom Glauben zu reden, dass andere Menschen davon angesteckt werden und ihr Leben verändert wird. Sie sehen sich einer Kultur gegenüber, in der viele Menschen gegen jegliche Wahrheitsansprüche resistent geworden sind. Umso mehr brauchen die Menschen, Christen wie Nichtchristen, die Verkündigung des Evangeliums in ihrer Sprache und Gedankenwelt.

In ‚Predigen‘ gibt Timothy Keller keine ‚Anleitung in sieben Schritten zur erfolgreichen Predigt‘. Und er macht keine falschen Versprechungen: Ob die Predigt oder die Weitergabe des Evangeliums völlmächtig und lebensverändernd war und der Heilige Geist durch die Predigt wirken konnte, das hat kein Prediger in der Hand. Aber Timothy Keller zeigt, was eine biblische Predigt ausmacht – eine Auslegungspredigt, die die Menschen erreicht: Was der Prediger sagt, ist nicht seine bloße Meinung. Er verkündet das Wort Gottes, wie er es in der Bibel gefunden hat (die Textpredigt ist deshalb die Regel, die Themapredigt die Ausnahme). Eine gute Predigt ist immer eine Predigt des Evangeliums von Jesus Christus und fasst damit die zentrale Botschaft der Bibel ins Auge. Und ein guter Prediger kommuniziert immer kontextuell – er spricht so, dass er die Lebenswelt der Hörer trifft: Ihre Probleme, ihre Zweifel, ihre Fragen, ihre Sprache. Ein Buch, dass motiviert und hilft, vom Glauben ansteckend zu reden.“

Soweit die Zusammenfassung des Verlags zu diesem Buch.

Anliegen und Inhalt:

Das Anliegen des Autors ist die Predigt. Hierbei geht es ihm weniger darum, Hinweise zu Technik und Praxis guter Predigten zu geben – obwohl er das auch tut – als vielmehr um ein grundsätzliches Plädoyer für eine bibelzentrierte und praxisrelevante Predigt.

Einleitend werden unterschiedliche Arten („3 Ebenen“) der Weitergabe von Gottes Wort aufgezeigt.

Im Anschluss wird dargelegt, dass

  1.  eine vollmächtige Predigt nicht immer gut gemacht sein muss (und eine gut gemachte Predigt nicht notwenigerweise vollmächtig ist),
  2. eine Predigt in Gottes Wort wurzeln muss,
  3. die Herzen der Menschen erreichen muss,
  4. und dass das Zentrum der Schrift (und damit jeder Predigt) Christus ist.

Diese Gedanken werden in den folgenden Kapiteln vertieft.

Teil I („Dem Wort Gottes dienen“) begründet die Schriftzentriertheit, die christozentrische Ausrichtung und die Notwendigkeit des Evangeliums als Inhalt jeder Predigt.

Teil II („Die Menschen erreichen“) betont die Notwendigkeit, den Zuhörer im Blick zu haben, die Kultur und die aktuellen Denkmuster zu verstehen und das Herz (nicht nur Verstand oder Gefühl) zu erreichen.

Der III. Teil („Die Predigt und der Heilige Geist“) beleuchtet das Wirken des Heiligen Geistes, besonders am Prediger selbst (seine geistliche Reife).

Im Anhang leitet der Autor zum Verfassen einer Auslegungspredigt an. Umfangreiche Fußnoten sind als Anmerkungen an den Schluss gesetzt.

Positiv:

  • Wohltuend deutlich stellt der Autor Christus in den Mittelpunkt und betont die Bedeutung der Bibel.
  • Die sogenannte „Kontextualisierung“ (bzw. das Anliegen, den Menschen in seinem Denk-Umfeld zu erreichen) wird nicht in Gegensatz zur Schrift- und Christus-Zentrierung gesetzt oder gar als ein Alibi für Bibelkritik genutzt.
  • Der Autor bleibt bei unterschiedlichen Aspekten sehr ausgewogen (wie z.B.: Betonung auf Gottes Wort – Verantwortung des Menschen; Wirken des Geistes Gottes – gute Predigtvorbereitung).
  • Der Autor betont die Verantwortung des Predigers für sein eigenes gesundes geistliches Leben und stellt das über technisch-praktische Fragen der Predigt-Vorbereitung.

Einschränkungen:

  • Bei seinem Anliegen, die ganze Schrift auf Christus zu deuten, schießt der Autor m. E. manchmal in seiner Typologie etwas über das Ziel hinaus (wenn er den schlafenden Jona in Jona 1 mit dem schlafenden Jesus in Markus 4 vergleicht oder in Ruth – anstatt in Boas – einen Typus auf Christus sieht).
  • Die intensive Beschäftigung mit aktuellen säkularen Geistesströmungen wirkt stellenweise etwas übertrieben und setzt stillschweigend eine Vollzeitbeschäftigung als Prediger voraus. Das könnte etwas an der Realität vieler „nebenberuflicher“ Verkündiger vorbeigehen (womit nicht die grundsätzliche Richtigkeit dieser Aussagen geschmälert werden soll).
  • Der relativ hohe Preis dürfte manchen potentiell Interessierten abschrecken.

Fazit:

Dieses Buch wird vor allem die interessieren, die selbst Gottes Wort weitergeben (oder das in der Zukunft tun wollen). Für diese ist das Buch allerdings ein „Muss“ – sehr lesenswert und wichtig! Ich habe selbst viel davon profitiert.

Timothy Keller: Predigen – damit Gottes Wort Menschen erreicht.
Brunnen-Verlag 2017; 272 Seiten, EUR 29,00

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