Missionarische Hauskreise

„Verstehst du auch, was du liest?“ Diese Frage des Philippus an den Finanzminister von Äthiopien in Apg 8 ist heute noch aktuell. Hören wir genau hin, was der Afrikaner antwortet: „Wie könnte ich denn, wenn niemand mich anleitet?“ Für Philippus war diese Frage die (von Gott geführte!) Gelegenheit, sich zu diesem suchenden Heiden zu setzen.

Die Frage war so etwas wie ein Hilferuf. Auch heute sind noch gelegentlich solche Rufe zu hören. Immer wieder treffe ich Menschen, die mehr von Gottes Wort wissen wollen. Viele fühlen sich überfordert, wenn sie diesem dicken Buch allein gegenüberstehen.

Mir selbst ging es genauso, als ich 17 Jahre alt war. Zum ersten Mal hielt ich eine Bibel in der Hand und fing an, mit großem Interesse darin zu lesen. Kurze Zeit später legte ich sie wieder beiseite, weil ich zu viele Dinge nicht verstand. In meiner Umgebung gab es keinen, der sie mir erklären konnte.

Die Anfänge der missionarischen Hauskreise

Schon die Urgemeinde arbeitete mit „Hauskreisen“. In Apg 20,20f spricht Paulus davon, wie er öffentlich und in den Häusern die Buße zu Gott und den Glauben an unseren Herrn bezeugt hat. Hier ist von evangelistischer Verkündigung die Rede.

Die Vorteile

Etwa 1986 begann ich mit meiner Frau den ersten missionarischen Hauskreis mit Zittern und Zagen und drei Teilnehmern. Zwei bekehrten sich und sind heute treue Mitarbeiter unserer Gemeinde. Seitdem haben wir so manchen missionarischen Hauskreis durchgeführt. Gott hat es geschenkt, dass immer mindestens ein Teilnehmer zum Glauben kam. Im Lauf der Zeit haben sich folgende Vorteile herauskristallisiert:

  • Die persönliche Atmosphäre schafft eine große Entspannung, die zur Offenheit beiträgt. In den eigenen vier Wänden fühlt man sich ja am sichersten.
  • Die Schwellenangst entfällt. Viele Menschen lassen sich aufgrund einer Schwellenangst nicht in die Gemeinde einladen, sehr wohl aber in ein Wohnzimmer. Kommt dann jemand zum Glauben, ist die Integration in die Gemeinde normalerweise nicht schwierig.
  • In einem kleinen Kreis ist es viel besser möglich, auf den Einzelnen und seine Fragen einzugehen.
  • Das Durchdenken des Evangeliums ist effektiver, wenn man mit den Leuten ins Gespräch kommt und mit Fragen nachhaken kann. Es ist uns sehr wichtig, dass biblische Inhalte begriffen werden. Wie haben wir uns gefreut, als Markus eines Tages der stellvertretende Tod unseres Herrn klar wurde. Oft staunen wir, wie vieles falsch oder überhaupt nicht verstanden wird, wenn man etwas nur hört.
  • Wir können Menschen langsam mit dem Evangelium vertraut machen. Unsere Freunde müssen viele grundlegende Dinge über Gott erst verstehen, bevor sie eine Entscheidung für ihn treffen können. Auf dem Weg dahin sind viele kleine Entscheidungen nötig. Durch den regelmäßigen Austausch über Gottes Wort können wir die Teilnehmer an der Hand nehmen und mit ihnen diesen Weg gehen. Am Ende eines Kurses erzählte uns Sigrid, wie ihr nach und nach deutlich wurde, dass man eine persönliche Beziehung zu Gott haben kann und dass man sich dafür entscheiden muss, was sie dann auch tat.
  • Gemeinschaft ist eine gute Möglichkeit, das Evangelium praktisch zu vermitteln. Wir achten auf eine herzliche Atmosphäre, die von der Liebe Jesu geprägt ist. Für Menschen, die noch ohne den Herrn Jesus leben, ist auch die Liebe unter den gläubigen Teilnehmern ein gewichtiges Argument (vgl.Joh 13,35). Man kann mit reiferen Entscheidungen für den Herrn Jesus rechnen, wenn jeder Teilnehmer Zeit hatte, zu überlegen, wofür er sich überhaupt entscheidet.

Das Wort Gottes wird letztlich den unerlösten Menschen von seiner Sünde überführen und ihn mit Macht zum Retter Jesus Christus ziehen. Darauf vertrauen wir und das erleben wir immer wieder, dass es nicht unsere ausgeklügelten Argumente sind, sondern es ist das Wort Gottes, das den Glauben weckt.

Zusammenfassung:

Der große Vorteil dieser Methode ist es, dass sie zwei wesentliche Elemente der Evangelisation vereint: das Wort Gottes und Beziehungen.

Wie fangen wir an?

Der erste Schritt ist, eine Brücke zu seinem Herzen zu schlagen. Du musst erst einen Freund gewinnen, bevor du dann deinen Freund als Bruder gewinnst. Bei der Auswahl musst du nicht an wildfremde Menschen denken. Denke an die Menschen in deinem unmittelbaren Bekanntenkreis und bitte Gott um Führung. Vielleicht ist ein Nachbar, ein Verwandter oder ein Arbeitskollege gerade offen. Verbringe Zeit mit ihm, interessiere dich für ihn, bete für ihn. Wenn er Interesse an geistlichen Dingen zeigt, frage ihn, ob er mit dir in der Bibel lesen bzw. einen „Bibelkurs für Einsteiger“ mit dir machen würde.

Du musst kein Theologe sein. Es müssen auch keine fünf Außenstehende da sein. Du musst sie nicht überzeugen, sondern nur den Herrn Jesus bezeugen. Der Heilige Geist wirkt und führt zur Entscheidung. Es gibt nichts Schöneres auf dieser Welt als einen Menschen für den Herrn Jesus zu gewinnen.

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