Man muss doch darüber sprechen: Das Café „talk about…“ stellt sich vor

Thorsten, du warst pflegerischer Leiter einer onkologischen Station und bist jetzt in vielen anderen Bereichen tätig, auch als Mitarbeiter des Café „talk about…“ in Krefeld. „talk about…“ ist ein ganz besonderes Café, warum?

Jeder ist willkommen… Wir als Mitarbeiter lieben Menschen und wollen mit ihnen ins Gespräch kommen über Alltägliches, Persönliches und letzten Endes auch über Gott und die persönliche Beziehung zu ihm. Allerding zwanglos, locker und sensibel.

Wie kam es zu diesem Café und seit wann existiert es?

Das Café „talk about…“ gibt es nun seit fast 24 Jahren. Der erste vollzeitliche Mitarbeiter unserer Gemeinde suchte einen „neutralen“ Ort, an dem er mit Menschen unserer Stadt ins Gespräch kommen konnte.

Welche Angebote gibt es im „talk about…“?

Das Café hat von Dienstag bis Freitag von 11.00 Uhr bis 18.00 Uhr geöffnet. Wir bieten Speisen für den kleinen Hunger und alkoholfreie Getränke an, natürlich auch Kaffee und selbst gebackenen Kuchen, den „freiwillige Bäcker“ aus unserer Gemeinde zur Verfügung stellen. Im Rahmen der Öffnungszeiten „beherbergen“ wir einmal im Monat einen Blindenstammtisch und einen Gesprächskreis „Espresso für die Seele“. Zweimal monatlich findet ein „Frühstück für jedermann“ statt, dort gibt es ein reichhaltiges Frühstücksbuffet gegen eine Spende, eine Andacht ist inklusive.

Im zweiten Halbjahr 2017 habe ich erstmals über 10 Wochen einen Glaubensgrundkurs für unsere Stammgäste angeboten. Außerdem bieten einige Frauen unserer Gemeinde einmal monatlich den Frauenkreis „Martha, Maria & Co.“ in den Räumen des Cafés an. Dieser Kreis ist offen für den Bekanntenkreis der Frauen und auch für Besucherinnen des Cafés.

Im Jahr 2012 haben wir Gesprächskreise mit krebskranken Menschen unter dem Titel „Onkologische Gesprächskreise“ (kurz Onkokreise) gestartet. Daraus hat sich mittlerweile ein beständiger Bibelkreis mit ca. zwölf Teilnehmern und eine Sportgruppe gebildet. Einen Startkurs für neu erkrankte Menschen bieten wir ein bis zweimal im Jahr an. Zurzeit läuft ein Kreis mit ca. 15 Betroffenen. Die Veranstaltungen haben wir allerdings mittlerweile in unsere Gemeinderäume verlegt.

Wie ist die Resonanz auf diese Angebote?

Die Resonanz auf unsere Angebote ist sehr unterschiedlich. Selbst an den normalen Öffnungstagen variiert die Gästezahl manchmal zwischen vier und 20 Personen. Aber Quantität ist nicht immer gleich Qualität. Wir erleben, dass Gott oft für tiefe seelsorgerliche Gespräche Ruhe schenkt.

Wie viele Mitarbeiter sind im Einsatz und welche Qualifikationen sind für die Mitarbeit von Vorteil?

Auf unserem Dienstplan, der monatlich gemeinsam in einer Teamsitzung geplant wird, stehen 20 Mitarbeiter. Der Einsatz der Einzelnen reicht von sieben Stunden wöchentlich bis drei Stunden monatlich, also völlig individuell nach den Möglichkeiten der Mitarbeiter. Der Mitarbeiter des Cafés sollte in erster Linie ein Herz für Menschen haben. Es gibt einige Mitarbeiter mit seelsorgerlichen Fähigkeiten und Fortbildungen, wir haben jedoch hier keine qualifizierenden Voraussetzungen vorgegeben. Oft sind wir das „Wohnzimmer“ für Menschen aus dem Viertel; von Mensch zu Mensch unterhalten wir uns, spielen ein Gesellschaftsspiel und überlassen es Gott, was er daraus macht.

Von welchen positiven oder auch negativen Erfahrungen kannst du berichten?

Die schönsten Erfahrungen sind natürlich immer, wenn Menschen ihr Leben Jesus übergeben. Im Rahmen der onkologischen Gesprächskreise durften wir dies in den vergangenen sechs Jahren mehrfach erleben. Nach dem Glaubensgrundkurs im Dezember 2017 hat eine Frau, die seit Jahren Gast in unserem Café ist, eine Kehrtwende in ihrem Leben vollzogen. Endlich hatte sie wirklich begriffen, was der christliche Glaube beinhaltet.

Es ist allerdings auch nicht immer leicht in dem Viertel, in dem wir nun schon fast ein Vierteljahrhundert präsent sind. Drogenhandel und Prostitution sind dort hingewandert. Es gibt Tage, an denen wir vor Dienstbeginn erst einmal unsere Schaufenster von rohen Eiern und ähnlichem reinigen müssen.

Von welchen Erfahrungen erzählen Gäste?

Es gibt einige Stammgäste, für die wir eine willkommene Abwechslung in ihrem Alltag bieten. Immer wieder kommen sie rein und freuen sich über eine Unterhaltung, ein Spiel oder auch über ein tiefsinniges Gespräch. 2014 haben wir unser 20-jähriges Jubiläum gefeiert. Darüber haben die Gäste lange noch geredet.

Schade, dass es nicht noch mehr Cafés wie das „talk about…“ gibt! Welche Empfehlungen würdest du Christen geben, die auch mit so einem Café beginnen wollen?

Denkt groß und fangt klein und unkompliziert an. Unser Café hat mit alten Kneipentischen und Barhockern begonnen… Wichtig ist, dass wir uns von Gott in diesen Dienst stellen lassen und seinem Ruf folgen.

Vielen Dank, lieber Thorsten, und weiterhin viel Segen für die wertvolle und wichtige Arbeit im Café „talk about…“!

Das Interview führte Hermann Fürstenberger (Persis Diakonie)

www.talk-about.org
www.diakonie-persis.de

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