Jitro und das Strukturproblem

Mose schaut zurück und bewertet die Struktur der Rechtsprechung, die er vor 40 Jahren auf den Rat seines Schwiegervaters Jitro hin eingeführt hatte (5. Mose 1, 9-18). Offensichtlich hatte sich dieses System bewährt.

Über Jitro ist viel geschrieben worden. Einige sehen in ihm den Heiden, der mit seiner Weisheit und Erfahrung das Volk Gottes erfolgreich beraten habe – und wollen uns erzählen, dass sich Gemeinden heute von nichtchristlichen Instituten mit Erfahrung in Organisation unterstützen lassen sollten. Andere wieder sehen in Jitro den „falschen Verwandten“, der mit seinen „weltlichen“ Ratschlägen dem Volk Gottes geschadet habe.

Ich kann beide Sichten nicht teilen. Ich gehe davon aus, dass Jitro ein Mann war, der den Gott Israels fürchtete. Deshalb saß er auch mit Mose, Aaron und den Ältesten Israels zusammen und opferte „ein Brandopfer und Schlachtopfer für Gott“ (2. Mose 18,12). Aus seiner unbefangenen Außensicht heraus erkennt Jitro, dass neue Strukturen geschaffen werden müssen, wenn Mose die Kraft behalten soll, das Volk in das verheißene Land zu bringen (Kap. 18,13-27). Er darf sich mit der Rechtsprechung nicht total verzetteln und aufreiben.

Auch für heutige Gemeinden ist der Blick von außen wichtig. Man kann betriebsblind werden oder tausend Gründe haben, warum man Veränderungen, die längst geboten wären, vor sich herschiebt. In meinen Gemeindeberatungen gehe ich nach demselben vierstufigen Muster vor, dessen Elemente ich auch bei Jitro entdecke:

  • Analyse
  • Vision
  • Ziele
  • Zeitplan

Die Vision, die Jitro in dem Problem vermittelt, enthält folgende Elemente:

  • „Dem Volk soll jederzeit Recht gesprochen werden“. Es wird kein Warten und keinen Frust mehr geben
  • „Das ganze Volk wird in Frieden an seinen Ort kommen.“
  • „Du (Mose) wirst bestehen können“ – also nicht mehr überlastet sein.

Und so ist es gekommen – wie Mose im Rückblick feststellt. Ein guter „Gemeindeberater“, dieser Jitro, den Gott wirklich gebraucht hat.

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