Infos zum Text: Der Prophet Micha

Diesen Vers sollte man kennen:

„Man hat dir mitgeteilt, o Mensch, was gut ist. Und was fordert der Herr von dir, als Recht zu üben und Güte zu lieben und demütig zu gehen mit deinem Gott?“ Micha 6,8

Der Prophet und die Zeit, in der er lebte

Micha ist einer der sogenannten „Kleinen Propheten“, also jener biblischen Bücher, die dem Propheten Daniel folgen. Unter diesen „Kleinen“ ist er der viertlängste, was den Umfang des Textes betrifft. Im ersten Vers erfahren wir seine Wirkungszeit: Unter den Königen von Juda Jotam, Ahas und Hiskia versah er seinen Dienst. Das ist eine unscharfe Angabe, da unbekannt ist, wann sein Dienst unter den entsprechenden Königen begann und endete. Das kann eine Schwankung von mehreren Jahrzehnten ausmachen. Man setzt etwa die Zeit von 740 – 690 v. Chr. an. Damit ist er ein Zeitgenosse von Jesaja, mit dem ihn außer der Wirkungszeit auch die Botschaft verbindet. Es lassen sich zwischen beiden Propheten viele Parallelen finden.

Was ihn von Jesaja unterscheidet, ist einmal die Stellung: Jesaja ist eher der Prophet in der Nähe der Macht, Micha der Mensch vom Land an der Reichsgrenze (Moreschet lag bei Gath, einer Philisterstadt). Dann unterscheidet ihn aber auch die Botschaft: Jesaja hat einen weiten Horizont, Micha dagegen eine thematisch schmale prophetische Botschaft.

Inhaltlicher Schwerpunkt

Eigentlich waren im Gesetz Regelungen verankert, die dafür sorgten, dass Landeigentum beständig im Besitz einer Familie bleiben konnte. Es war krisentauglich, denn selbst nach Konkurs und Veräußerung fiel es nach gewisser Zeit an die alten Inhaber zurück. Mit der Entfernung Israels vom Gesetz wurden auch diese Regelungen umgangen und es trat ein, was wir überall in der Welt beobachten: Die Gesellschaft spaltet sich in eine kleine Elite sehr wohlhabender Menschen und eine bettelarme Masse. Das hat Micha zu kritisieren.

Bemerkenswert ist noch, dass sich verstreut im Buch Micha einige bekannte messianische Aussagen finden, die in der Adventszeit sehr vertraut klingen.

Literarische Besonderheit

Wenn Micha auch ein Mensch von einfacher Herkunft ist, dichterisch ist er ein sehr fähiger Mann. Es gibt eine Menge interessanter Wortspiele (z.B. Kap. 1,10-15), die kaum übersetzbar und deshalb in diesen Passagen auch nur schwer verstehbar sind.

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