Infos zum Text: Der Prophet Jeremia

Diesen Vers sollte man kennen:

„Denn zweifach Böses hat mein Volk begangen: Mich, die Quelle lebendigen Wassers, haben sie verlassen, um sich Zisternen auszuhauen, rissige Zisternen, die das Wasser nicht halten.“ (Jeremia 2,13)

Der geschichtliche Rahmen

Es war eine bewegte Zeit. Das kleine Land Israel lag zwischen den konkurrierenden Großmächten Assyrien, Ägypten und Babylonien und versuchte, zwischen diesen Fronten zu überleben. Jeremia hatte die undankbare Aufgabe, den Rest Israels, also das Südreich Juda, in den letzten Jahrzehnten seines Bestehens vor dem Babylonischen Exil mit seinem prophetischen Dienst zu begleiten. Das Buch selbst enthält eindeutige Zeitangaben, die eine geschichtliche Einordnung leicht machen: Jeremia begann seinen Dienst im 13. Jahr des Königs Josia (Kap. 1,2). Damit kommt man auf das Jahr 627 v. Chr. Auch unter folgenden Königen war er der unbequeme Mahner: Joahas, Jojakim, Jojachin und Zedekia. Unter Letzterem wurde das Südreich 586 v. Chr. von den Babyloniern erobert und zum Teil in die Gefangenschaft weggeführt.

Jeremia hatte die Wahl, mit in die Gefangenschaft zu gehen oder mit dem Rest des Volkes unter dem von den Babyloniern eingesetzten Herrscher Gedalja im Land zu bleiben. Er entscheidet sich zu bleiben. Gedalja wird schließlich von Extremisten ermordet. Aus Furcht vor der Rache der Babylonier fliehen viele Juden nach Ägypten und zwingen Jeremia, mit ihnen zu gehen. Auch aus dieser Zeit sind im Text noch prophetische Botschaften zu finden. Dort in Ägypten verliert sich die Spur des Propheten. So kann man im Blick auf sein Ende weder eine sichere Zeitangabe noch sichere Aussagen über die Umstände seines Todes machen. Insgesamt diente Jeremia etwa fünfzig Jahre als Prophet.

Bedenken sollte man: Die Texte des Buches sind nicht chronologisch geordnet. So findet man schon in Kap. 2 Kritik an der Absicht, in Ägypten Hilfe zu suchen. Das betrifft Ereignisse, die eher am Lebensende des Propheten angesiedelt sind.

Autor und Thema

In gewisser Weise ist Jeremia ein besonderer Prophet. Es gibt wohl kaum einen Propheten, der unter der Erfolglosigkeit seiner Mission so gelitten hat wie Jeremia. Fünfzig Jahre! Wenn man nach dem Erfolg fragt, dann findet man wenig. Sein Schreiber glaubt ihm, viel mehr kann man nicht finden. Das Volk geht auf ein Gottesgericht zu, aber es glaubt, dass sie mit dem Tempel in der Stadt bewahrt bleiben müssen. Gott kann doch das Heiligtum nicht preisgeben!

Sie irren sich. Er kann es und er tut es auch. Jeremia erleidet das alles mit. Er ist nicht nur mit seinem Mund Prophet, sondern mit seinem ganzen Leben. Zu seiner Botschaft gehörte aber auch die Aussicht auf Rückkehr. Er erlebte sie nicht mehr, aber die Botschaft von diesem Ereignis war ihm schon anvertraut (vgl. Dan 9,2; Jer 25,11).

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